Grima
Under The Sign Of The Last Spruce 2024
Konzertbericht
Bericht: Louisa Esch (Hamburg, LOGO)
Bilder: Katja Wisotzki (Erfurt, From Hell)
Ein kleines bisschen Verwirrung gehört bei einem Konzert im LOGO Hamburg immer mit dazu. Nachdem die Fans sich für eine der drei verschiedenen kommunizierten Startzeiten des Konzerts entschieden haben, finden die meisten davon sich direkt für die erste Band des Abends ein. Da am heutigen Abend vier Bands spielen, gibt es offensichtlich mehr Equipment als Platz und das geübte Auge kann hinter Bannern und Aufstellern noch einiges an Technik entdecken.
Reise ins Eis mit ANTRISCH
ANTRISCH bieten mit ihrem Bühnenaufbau einige Verstecke dafür und schaffen mit Backdrop, Aufstellern und sogar einer Laterne auf der Bühne ideale nautische und atmosphärische Voraussetzungen für ihren Auftritt. Die Uniformen der Bayern, deren Jacken nach dem zweiten Song der Hitze weichen müssen, runden das Bühnenbild ab.
Auch hemdsärmelig machen ANTRISCH etwas her – und klanglich sowieso. Die Band geht ohne Aufwärmphase direkt nach vorn, nutzt immer wieder Einspieler und gesprochene Passagen und schafft es, die Mystik und Beklemmung ihres Albums “Expedition II: Die Passage“ auch Live ohne Abzüge widerzugeben. Ein starker Auftakt!
Galerie mit 18 Bildern: Antrisch - Under the Sign of the last Spruce 2024 in ErfurtNON EST DEUS bieten Theatralik galore
Von hier übernehmen NON EST DEUS, deren Outfits im Kostümball-Ranking des heutigen Tages eher einen der hinteren Plätze belegen. Kopftücher und Sandalen sehen eher aus wie die Mumie meets Lawrence von Arabien als fanatische Mönche. Dafür stimmt aber der Rest der Atmosphäre und die inszenierte Messe ist inklusive Dornenkrone, Segnungen und dem Versprühen von Weihwasser über dem Publikum komplett.
Wie auch bei KANONENFIEBER gibt Mastermind Noise alles in Bezug auf Theatralik, aber auch bei der Musik an sich. Die Folge aus “Babylon“, “Fuck Your God“ und “Burn It Down“ nimmt nach und nach Fahrt auf und bringt auch die am gelangweiltesten aussehenden Metaller dazu, ihre Mähnen zu schütteln und ihre Fäuste in die Luft zu recken. Nach “The Last Act“ verbeugen die Mönche sich noch ein letztes Mal auf der Bühne und machen dann den Weg frei für ULTAR.
Galerie mit 16 Bildern: Non Est Deus – Under the Sign of the last Spruce 2024 in ErfurtULTAR setzen auf Hass statt Mystik
Die sind mit ihrem einfachen Corpsepaint die erste und einzige Band des heutigen Abends, die das Kostümparty-Memo scheinbar nicht bekommen hat – oder zumindest noch nicht. Die Sibirer sind heute Abend direkt mit zwei Bands vertreten, starten aber erst einmal mit mehr Hass als Theatralik und versetzen die Fans damit in einen Zustand zwischen Trommelfellriss und Ekstase.
Vereinzelt bringen ULTAR sogar ein kleines bisschen Klargesang und zeigen, dass das LOGO auch ganz guten Sound hinbekommen kann. Ansonsten lässt sich das Publikum mit einer Mischung aus schädelspaltenden Schreien und tiefen Growls gerne mitreißen und zeigt noch keine Anzeichen von Müdigkeit.
Galerie mit 27 Bildern: Ultar – Under the Sign of the last Spruce 2024 in ErfurtGRIMA zwischen Kitsch und Meditation
Die zeigen die Sibirer auch nicht, als sie kurze Zeit später mit ihrer zweiten Band GRIMA die Bühne wieder betreten. Ganz im Sinne der Natur zeigt die Band sich mit Borkenmasken und lässt das Publikum kurz rätseln, wie das Mikrofon mit Ästen statt Händen überhaupt gehalten werden kann. Hier wird dem Hass der vorherigen Band wieder ganz Mystik und Atmosphäre entgegengestellt.
Vielleicht liegt es an der späten Stunde oder an einer leichten Übersättigung am Kitsch, aber für den einen oder anderen ist die Mischung aus Symphonic-Einspielern und Akkordeon etwas zu viel. Die Gesichter der meisten Fans geben GRIMA mit ihrer Strategie allerdings Recht. Lange, repetitive Instrumentalphasen versetzen das Publikum in einen fast meditativen Zustand, bis das Set um Punkt 23 Uhr vorbei ist.
Galerie mit 10 Bildern: Grima– Under the Sign of the last Spruce 2024 in ErfurtVon der Naturmystik zurück zu den Straßen Hamburgs
Obwohl die Kombination aus Bands am heutigen Abend es in den Bereichen Kostümierung und Theatralik vielleicht ein kleines bisschen übertrieben hat, ist die Mühe und Strategie in jedem Bestandteil der Outfits und des Bühnenaufbaus erkennbar. Auch musikalisch waren alle Bands in Topform und entlassen am Ende des Abends glückliche und verzauberte Fans in die warme Nacht.
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