Graveland Festival 2024
Der große Festivalbericht

Konzertbericht

Billing: Wake, Helleruin, In Twilight's Embrace, Claustrum, Teratoma, Mortiferum, Darvaza, Gaerea, Centinex, Wolves In The Throne Room, Tsjuder, Necrophobic, DOOL, Carcass und Tiamat
Konzert vom 24./25.05.2024 | Wijsterseweg, Hoogeveen
Galerie mit 24 Bildern: Helleruin - Graveland Festival 2024

Bevor das diesjährige Graveland Festival in die Untiefen des Death Metal eintaucht, präsentieren die Lokalmatadoren von HELLERUIN nochmals einen Abstecher in schwarzmetallische Gefilde, obgleich die Art und Weise, mit welcher die Groninger zu Werke gehen, als sehr melodisch betrachtet werden kann. Hatten TSJUDER am gestrigen Abend noch ein paar feine Hooks in der Hinterhand, drängt sich der kühle, aber melodische Charakter des eigentlichen Ein-Mann-Projektes von Frontmann Carchost in diesem Fall geradezu auf.

Zweifelsfrei liegen die musikalischen Wurzeln des Niederländers im hohen Norden, dennoch gehen die sechs dargebotenen Songs erstaunlich gut ins Ohr und sorgen nicht nur dafür, dass sich besagter Bandkopf im Laufe der Show immer weiter entblößt, sondern auch für Black Metal, welcher auch in der Mittagssonne nicht falsch platziert ist. Darüber hinaus zeigen sich sämtliche Musiker im Laufe des Tages auch im Publikum und machen somit einen sympathischen Eindruck.

Todesblei alter Schule: CLAUSTRUM.

In der Nachfolge gibt es ein Doppelpack des italienischen Labels Unorthodox Emanations auf die Ohren. Den Anfang macht das venezianische Trio CLAUSTRUM, das sich voll und ganz dem Todesblei alter Schule verschrieben hat. Dabei haben sich die Südeuropäer offenbar Einflüsse aus sämtlichen altertümlichen Schatzkisten hervorgezogen und mischen US-Einflüsse mit Nordeuropa und einem Hauch Doom. Dem Sound fehlt es insgesamt noch etwas an Durchschlagskraft, was die nachfolgenden Labelkollegen TERATOMA besser hinbekommen. Bei dem Berliner Quintett steht die schleppende OSDM-Walze noch eindeutiger im Vordergrund, sodass die Truppe vorwiegend auf einem Schlachtfeld stattfindet, welches derzeit im Wesentlichen US-Bands beackern, die ganz bewusst auf schleimige Zombiepfade setzen. Fronter Dani beschränkt sich hauptsächlich auf Geröchel knapp über der Grasnarbe und reduziert die Interaktion mit dem Publikum auf ein Minimum.

Graveland Festival 2024 - Impressionen

Jawollo, ja: Von oben scheint auch mal die Sonne.

Die sicherlich routinierteste Band dieses Death-Metal-lastigen Nachmittages folgt mit den US-Amerikanern MORTIFERUM, die sich aktuell mit weiteren Bands dieses Abends auf Europatour befinden und daher eine ziemlich zielsichere Show abspulen. Bis diese allerdings auf angenehme Art und Weise im Ohr des Publikums ankommt, vergehen noch ein paar Momente, denn zum Auftakt „Funereal Hallucinations“ graben sich die übersteuerten Gitarren viel zu tief zwischen Hammer, Amboss und Trommelfell. Als die Technik im Anschluss eingefangen ist, entfaltet der staubtrockene Death-/Doom Metal der Truppe aus Washington seine Wirkung. Dabei arbeiten MORTIFERUM mit extrem zähen Passagen, die von teilweise wüsten Ausbrüchen zerfasert werden und einen wüsten Kontrast bilden.

Galerie mit 21 Bildern: Gaerea - Graveland Festival 2024

Die Portugiesen GAEREA sind eine aktive Live-Band. Zwischen dem letzten Kontakt im Vorprogramm zu GAAHLS WYRD im Spätherbst des Jahres 2022 und der aktuellen Show auf dem Graveland Festival hat sich in Bezug auf die Entwicklung eines eigenen Showgesichtes einiges getan. Keine Frage, Sänger Guilherme Henriques präsentierte sich schon in den letzten Jahren als extrovertierte Persönlichkeit, die insbesondere durch seine Bühnenpräsenz und einen eigenartigen Bewegungsstil aufgefallen war.

Graveland Festival 2024 - Impressionen

Worshipping und altbekannte Gesten.

Dies hat die live als Quintett auftretende Truppe aus Porto inzwischen intensiviert. Der rasende Black Metal moderner Spielart, gespickt mit aufwühlenden Momenten und epischen Songstrukturen wird von hektischen Interaktionen Henriques in Szene gesetzt, sodass man als Zuschauer nur zwei Möglichkeiten hat: Unverständnis oder Worshipping. Zur neuen Single „World Ablaze“ trägt der Frontmann, wie auf dem entsprechenden Cover abgebildet, einen Vogelkäfig über dem Kopf. Darüber hinaus ist die direkte Kommunikation mit dem Publikum merklich häufiger geworden. In jedem Fall ist GAEREA ein Erlebnis.

Galerie mit 20 Bildern: Wolves In The Throne Room - Graveland Festival 2024

Was GAEREA zuvor auch mit schauspielerischer Interaktion auf die Bühne bringen, reduzieren die US-Amerikaner WOLVES IN THE THRONE ROOM auf ein absolutes Minimum. Ohnehin nicht gerade als die nach außen hin aktivste Band bekannt, müssen Banner und ein paar Zweige all das darstellen, was das Quartett abseits der Musik transportieren will. Nach der Show dürfte allerdings auch niemand mehr verlangt haben, denn die Jungs um Frontmann Nathan Weaver lassen – gänzlich ohne Ansagen – die Musik mit Bravour sprechen. Die hypnotischen Elemente der zumeist überlangen Songs wickeln sich wie eine natürliche Fessel um das Publikum und lassen hauptsächlich apathisch nickende oder bangende Zuschauer zurück.

Graveland Festival 2024 - Impressionen

Wölfe vor dem Thronraum.

Dazu kommen die stets präsenten, aber dennoch subtilen Keyboardelemente, die zu diesem transzendentalen Erlebnis beitragen. Die Setlist berücksichtigt dabei fast die komplette aktuelle EP „Crypt Of Ancestral Knowledge“, die auch Titelträger der laufenden Tour ist. Abgesehen von ein paar Schlucken aus der Rotweinpulle ziehen die Weavers und Band eine möglichst rudimentäre Show ab, die aber vielleicht genau deshalb ihre Wirkung nicht verfehlt.

Galerie mit 41 Bildern: Necrophobic - Graveland Festival 2024

Die Kehrtwende in Richtung Außendarstellung folgt sogleich mit den schwedischen Black-/Deathern NECROPHOBIC. Dass sich diese seit dem Jahr 2014 wieder ihrem früheren Sänger Anders Strokirk bedienen, hat nicht nur auf Platte einen positiven Impact, denn auch auf der Bühne ist der 52-Jährige ein absolutes Energiebündel. Zwar haben dessen Geisterbahnposen schon auch gewissermaßen etwas von Slapstick und schießen häufig deutlich über das Ziel hinaus, so bleibt es doch immer unterhaltsam.

Musikalisch ist es das sowieso, können die Skandinavier doch auf eine fast 35-jährige Bandgeschichte mit einem ganzen Sammelsurium an Hits zurückblicken. Auch wenn natürlich einige Stücke aus dem aktuellen Album „In The Twilight Grey“ stammen, so hat das Quintett dennoch auch an fette Klassiker wie „Tsar Bomba“ oder an eines der stärksten Genrestücke aller Zeiten „Blinded By The Light, Enlightened By The Dark“ gedacht. Letztlich unterstreichen NECROPHOBIC ihren glänzenden Ruf, immer wieder für einen Totalabriss gut zu sein, was ihnen auch auf dem diesjährigen Graveland Festival gelingen soll.

Galerie mit 27 Bildern: Carcass - Graveland Festival 2024

Die Spatzen pfiffen es bereits von den Dächern: Die Diskussion ob die jüngst von einer Südamerika-Tour gekommenen Briten CARCASS die richtige Wahl für die Headlinerposition sein würden. Letztendlich beantworten Jeff Walker und seine Mitstreiter diese Frage auf dem Schlachtfeld, und zwar mit einem eindeutigen „ja“. Hauptsächlich besteht das Set aus Titeln der jüngeren Vergangenheit und der Melodic-Death-Metal-Phase aus den mittleren Neunzigern, dazu ein paar wenige Death-/Grind-Happen aus den Anfangstagen.

Die Briten haben jedenfalls alle Phasen im Griff und liefern ein wahres Rifffeuerwerk und bemerkenswerte Spielfreude. Während Walker seinen Bass immer wieder gen Himmel streckt und nebenbei eifrig Plektren in die ersten Reihen verschenkt, zeigen sich auch die Gitarristen Bill Steer und Nippy Blackford in Bestform. Unterm Strich scheint die Truppe aus Liverpool derart im Element zu sein, dass die zehn Minuten Verspätung zu Beginn der Show mit einem ordentlichen Zuschlag wieder hereingeholt werden. „We will play on, whether you like it or not“, so Walker. We like it!

Graveland Festival 2024 - Impressionen

Ob CARCASS oder Graveland Festival: We like it!

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31.05.2024

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