Graveland Festival 2023
Der große Festivalbericht

Konzertbericht

Billing: Paradise Lost, Dismember, Rotting Christ, Asphyx, Misþyrming, Taake, Vanhelgd, Pyogenesis, The Ruins Of Beverast, Regarde Les Hommes Tomber, Sinister, Arsgoatia, Execration, Cryptic Brood, Ghastly, Horns Of Domination, The Ominous Circle, Modder und Burial Remains
Konzert vom 26./27.05.2023 | Plan Schoonhoven, Hollandscheveld

Samstag

(13:05 Uhr – 13:45 Uhr) THE OMINOUS CIRCLE

Die Portugiesen, die mit „Appaling Ascension“ bisher lediglich ein Album herausgebracht haben, erinnern aufgrund ihrer schwarzen Kompletthüllen ein wenig an deren Landsmänner von GAEREA, auch wenn THE OMINOUS CIRCLE alles in allem längst nicht so modern auftritt wie die zuletzt recht gehypten portugiesischen Gegenspieler. Tatsächlich schmeckt das am frühen Mittag so einigen schon ganz ordentlich, sodass die ersten fliegenden Matten ihre Runden drehen.

(14:10 Uhr – 14:50 Uhr) GHASTLY

GHASTLY haben Bock. Das ist das Fazit der ersten Minuten der finnischen Death Metaller. Das Material aus bisher drei Alben eignet sich ideal für die frühe Nachmittagszeit und pendelt zwischen Melodien mit technischem Anspruch und kloppenden Todesbleimomenten. Was den Finnen alles in allem zwar noch fehlt, sind die wirklichen Aha-Episoden, wegen denen man unbedingten Wiederholungsbedarf anmelden würde, doch das fällt an diesem Samstagmittag zunächst gar nicht so schwer ins Gewicht.

(15:15 Uhr – 15:55 Uhr) EXECRATION

Erst praktisch den norwegischen Grammy und dann einen Deal bei Metal Blade Records – für die 2004 gegründeten Osloer ging es vor einigen Jahren steil bergauf, und doch hat man nach „Return To The Void“ nicht mehr allzu viel von dem Quartett gehört. So wirkt auch das Set, welches EXECRATION auf dem diesjährigen Graveland Festival spielen – absolut solide, aber ohne entscheidende Anhaltspunkte. Schon wenige Tage später fällt es schwer, sich an Einzelheiten des Auftritts zu erinnern, auch wenn die Norweger mit ihrem generischen Death Metal zu keinem Zeitpunkt eine schlechte Nummer hingelegt haben. Vorbeigerauscht!

(16:20 Uhr – 17:00 Uhr) SINISTER

Auf die holländische Death-Metal-Institution mit einem ganzen Backkatalog von mindestens guten Platten, haben sich offenbar viele Anwesende gefreut, und doch bleibt insgesamt zumindest eine kleine Enttäuschung zurück. Das liegt keineswegs daran, dass SINISTER hier einen schlechten Auftritt aufs Parkett liegen, aber viel mehr will der Funke nicht richtig überspringen. Vielleicht auch wegen des etwas breiigen Sounds klingt die Instrumentalfraktion heute gehörig stumpf und mutet ob ihrer gleichförmigen Raserei eher Brutal Death Metal an. Das bestätigt auch Sänger Aad Kloosterwaard, der eher nach ABORTED als nach Old-School-Death-Metal klingt. Tracks wie „Afterburner“ haben zwar wirklich feine Saitenlinien am Start, das kommt aber hier nicht so sehr zum Tragen.

(17:25 Uhr – 18:05 Uhr) THE RUINS OF BEVERAST

„Its Like Fire!“ – lauten die ersten Schreie von Alexander von Meilenwald, wobei dieser mit seinen Live-Musikern den Opener des aktuellen Albums „The Thule Grimoires“ mit dem Titel „Ropes Into Eden“ zum Besten gibt. Allerdings fühlen sich erstmal die Ohren so an, als würden sie wie Feuer brennen, hat doch der Soundtechniker offenbar satt am Lautstärkebutton gedreht und die Black/Doomer damit fast unaushaltbar laut eingestellt. Das wird im Laufe der Spielzeit nur unheimlich langsam besser und die repetitiven Klänge von THE RUINS OF BEVERAST kommen eindringlicher an. Letztendlich tun diesem Eindruck auch keine heißen Sonnenstrahlen einen entsprechenden Abbruch, denn auch bei deutlich über 20 Grad Celsius gelingt es dem Aachener, auch ganz ohne Ansagen, eine beinahe meditative Aura aufs Gravelandgelände zu zaubern.

Setlist:

01. Ropes Into Eden
02. Daemon
03. Anchoress In Furs
04. Between Bronze Walls

(18:30 Uhr – 19:10 Uhr) VANHELGD

VANHELGD kommen aus Mjölby, Östergötland, und keine diese Attitüde kehren sie am heutigen Samstagabend hervor. Letztlich sind auf dem Graveland 2023 so einige Schwedentod-Kapellen vertreten, doch neben DISMEMBER ist niemand ähnlich schwedisch wie VANHELGD. 40 Minuten lang liefern die Schweden um Hauptsänger Mattias Frisk kehliges Gekeife und präsentieren sogar einen neuen Song aus dem im nächsten Jahr kommenden, sechsten Album der Band. Morbide Atmosphäre, tiefe verzerrte Schwedengitarren und gute Arrangements, die Show von VANHELGD sitzt auf den Punkt.

(19:35 Uhr – 20:15 Uhr) MISÞYRMING

Mein lieber Herr Gesangsverein, das ist intensiv! Schon als die kriegsbemalten Isländer die Bühne entern und mit zugegebenermaßen reichlich ruppigem Sound starten, kommt allerdings direkt ein gewisses Feeling rüber. Insbesondere Fronter D.G. geht völlig im Konzept des melodisch treibenden Black Metal auf und schreit sich die Seele aus dem Leib. Man nimmt MISÞYRMING diese kreierte Naturkraft aus teilweise folkig angehauchten Elementen vollends ab, auch wenn einige melodische Feinheiten, gerade von Gitarrist T.Í. leider manchmal im Sound untergehen mögen. Gänsehaut als beim Abschluss „Ísland, steingelda krummaskuð“ die feinmelodischen Passagen von D.G. gespielt werden und dadurch vollends zum Tragen kommen.

Setlist:

01. Hælið
02. Orgia
03. Með Harmi
04. Engin Miskunn
05. Söngur Heiftar
06. Ég byggði dyr í eyðimörkinni
07. Ísland, steingelda krummaskuð

(20:45 Uhr – 21:35 Uhr) ROTTING CHRIST

Ähnlich wie bei dem nachfolgenden Hauptact, haben sich auch die Griechen von ROTTING CHRIST über die Jahre inhaltlich gewandelt. Von melodischem Black Metal ist inzwischen auch eher ziemlich kraftvoller Gothic Metal zurückgeblieben, der je nach Album mehr oder weniger rituell anmutet. Dass die Gebrüder Tolis als einzige feste Mitglieder der Band mit den beiden ähnlich benamten Live-Musikern Kostas Heliotis (Bass) und Kostis Foukarakis (Gitarre) agieren, macht insoweit etwas zum Live-Sound der Südeuropäer aus, als dass ebendiese für eine durchgetaktete Show sorgen. Ohne merkliche Vorkommnisse rocken sich ROTTING CHRIST somit durch ihr Set und spielen damit die wohl routinierteste Liveshow des gesamten Festivals. Ob das nach dem rauen Set der Isländer nun der richtige oder der falsche Schritt ist, muss jeder Zuschauer für sich selbst entscheiden.

Setlist:

01. 666
02. Kata Ton Daimona Eaytoy
03. Fire, God And Fear
04. Dub-Sag-Ta-Ke
05. Demonon Vrosis
06. Societas Satanas
07. Non Serviam
08. In Yumen-Xibalba
09. Grandis Spiritus Diavolos

(22:15 Uhr – 23:15 Uhr) PARADISE LOST

Ein bisschen aus dem Rahmen fallen die Gothic-Metaller von PARADISE LOST durchaus, wenn sie dieser Tag auf einem glasklaren Extrem-Metal-Festival auftreten, treten die Briten doch inzwischen deutlich sanfter als noch in ihren Anfangstagen auf, während die Zuschauer, ähnlich wie bei KATATONIA, aus allen Subbereichen kommen. Der Sound ist glasklar, als die Truppe um den stets mit subtilem Humor spielenden Frontmann Nick Holmes die Bühne betritt und mit „The Enemy“ in ihr Set startet. Danach folgen einige Klassiker der Band, die teilweise durch das volle Infield inbrünstig mitgesungen werden wie „True Belief“, „Say Just Words“ oder „No Hope In Sight“. Passend an diesem Tag, dass PARADISE LOST quasi den einzigen Slot des Tages erwischen, an dem die Musik in vollständiger Dunkelheit noch besser für sich sprechen kann und einen atmosphärischen Abschluss bildet.

Setlist:

01. The Enemy
02. Hallowed Land
03. Forever Failure
04. Faith Divides Us – Death Unites Us
05. As I Die
06. True Belief
07. Gothic
08. The Last Time
09. Requiem
10. Say Just Words
11. The Devil Embraced
12. No Hope In Sight
13. Embers Fire
14. Ghosts

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02.06.2023

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