Gotthard
Silver - die Schweizer auf Jubiläumstour
Konzertbericht
Selbst für diejenigen, die sich nur oberflächlich mit dieser Musikrichtung beschäftigen, handelte es sich hierbei um ein Package der Extraklasse. Schließlich haben GOTTHARD und PRETTY MAIDS nicht nur in der Vergangenheit (mehr oder weniger) große Erfolge gefeiert, sondern auch noch mit „Silver“ und „Kingmaker“ in den letzten Monaten gute Alben abgeliefert. Da ließ sich das Osnabrücker Publikum nicht lange bitten und erschien zahlreich und feierwütig an jenem Freitagabend im Hyde Park.
Als das „Danish Dynamite“ anfing, sollte sich die Klasse ihres Auftritts noch nicht abzeichnen. Bis auf den Bassisten Rene Shades standen am Anfang alle wie angewurzelt da. Auch Ronnie Atkins blieb anfangs blass, ehe er sich nach ein paar Nummern warm gerockt hatte. Der 52-jährige ließ dann den typischen Frontmann raushängen, dem das Publikum nur allzu gerne aus der Hand fraß. Der Großteil der Osnabrücker war ohnehin die ganze Zeit am Kopfnicken und mitgrooven. Kein Wunder, denn mit guten Songs und ansteckender Spielfreude hatte das Quintett keine große Mühe dabei, das Publikum für sich zu gewinnen. Soundtechnisch lief es leider nicht so rund: Das Schlagzeug war zu dominant und drängte schließlich alles in die Ecke. Am Anfang konnte man Gitarre und Keyboard nicht eindeutig auseinander halten. Gitarrist Ken Hammer war nicht sehr laut, was man als Ursache dafür sehen kann. Zum Ende besserte sich das aber. Hauptsächlich dadurch, dass es am Ende mehr Songs mit zwei Gitarren gab. Nichtsdestotrotz war das Publikum aber schon auf Betriebstemperatur, nachdem man das einstündige Set mit ‚Future World‘ beendete.
Setlist
01. Mother Of All Lies
02. Kingmaker
03. Face The World
04. Rodeo
05. I.N.V.U.
06. Bull’s Eye
07. Little Drops Of Heaven
08. Back To Back
09. Red, Hot And Heavy
10. Love Games
11. Future World
Es lief ein Zusammenschnitt von Liedern aus verschiedenen Phasen der Bandgeschichte, bevor GOTTHARD verspätet (wie alle großen Rockbands) die Bühne enterten, der schnell klar machte, worum es an diesem Abend ging: Um das 25-jährige Bandbestehen, von dem die Band nicht müde wurde, es ständig zu erwähnen. Die Bühne war auch entsprechend dekoriert: Buchstaben bildeten vor dem Drumriser den Albumtitel und es lag etwas auf den Verstärkern, dass wie flüssiges Silber aussehen sollte. Folglich ist die Setlist eine Reise quer durch die Bandgeschichte. Gestartet wurde aber erst mit dem Doppel ‚Silver River’/’Electrified‘ vom neuem Album.
Der Sound hat sich gegenüber den PRETTY MAIDS noch etwas verbessert. Die Gitarren waren klarer, dafür musste man sich das Keyboard aber dazu denken. Auch hier waren die Drums dominant. Diese wurde übrigens von Dani Löble (HELLOWEEN) gespielt, da der etatmäßige Schlagzeuger Hena Habegger aus gesundheitlichen Gründen passen musste. Löble spielte dafür, dass es erst seine vierte Show auf der „Silver Tour“ war, ziemlich sauber und ordentlich. Besonders enthusiastisch reagierte das Publikum nicht. Im Wesentlichen groovte es auch hier immer zur Musik und brüllte gelegentlich einen Refrain mit. Daneben bewiesen die Osnabrücker beim akustisch vorgetragenen ‚Heaven‘ aber eine durchaus anzuerkennende Textsicherheit.
Von Basssolos mit Drummern und der Einbeziehung der Zuschauer
Die Schweizer hatten nicht nur Hit um Hit zu bieten, sondern auch kurzweilige Showeinlagen. So bekam der Bassist Marc Lynn Unterstützung bei seinem Solo von Drummer Löble, der mit den Sticks auf die Saiten schlug. Diese “Scheiß-Idee“ vom Roadie soll an diesem Abend zum ersten Mal aufgeführt worden sein. Das Rampenlicht gehörte sonst aber natürlich dem Sänger Nic Maeder, der nicht nur mit seinen Ansagen (als Beispiel sei die Geschichte vor ‚Remeber, It’s Me‘ genannt, in der er eine alte Flamme zurückwies) unterhielt, sondern bei ‚Miss Me‘ auch seine Tanzkünste mit einer weiblichen Besucherin demonstrierte.
Als dieser Abend gegen Viertel nach Elf endete, hatten die Zuschauer drei Stunden schweißtreibenden Hard Rock hinter sich. Beide Bands sind über jeden Zweifel erhaben. Dass die PRETTY MAIDS besser sind, als die 0815-Vorband hat man nicht nur an der Spielzeit gemerkt. Den meisten Anwesenden ist es wohl schleierhaft gewesen, da die Dänen sicherlich (zumindest wenn man die Qualität allein betrachtet) auch eigene Shows geben könnten. Aber daran stört sich eigentlich niemand. GOTTHARD standen ihrem Support in nichts nach. Die Schweizer haben souverän (vielleicht ein wenig zu routiniert, was sich bei dieser Erfahrung aber schlecht vermeiden lässt) ihre Hits gespielt und somit den Beweis angetreten, dass sie auch nach 25 Jahren noch ordentlich rocken können. Wir freuen uns schon auf die nächsten 25 Jahre.
Setlist
01. Silver River
02. Electrified
03. Hush
04. Stay With Me
05. Mountain Mama
06. Remember It’s Me
07. Feel What I Feel
08. Sister Moon
09. What You Get
10. One Life, One Soul
11. Let It Be
12. Angel
13. Heaven
14. Miss Me
15. Firedance
16. Top Of The World
17. Lift U Up
—
18. Standing In The Light
19. Anytime, Anywhere
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