Gorilla Monsoon
Monastic Doom XIII
Konzertbericht
THE EXORIAL
Es ist Samstag, der zehnte November, und wieder einmal öffnet das Jugendhaus Kloster in Weil der Stadt seine Pforten für eine weitere Ausgabe der Monastic-Doom-Konzertreihe. Als Opener fungieren heute die wiedervereinten THE EXORIAL. Diese dürfen, für Klosterverhältnisse fast pünktlich auf die Bühne und schon zu Beginn ist der Laden gerammelt voll, was sich entgegen meiner Vermutung bei AHAB später noch ändern soll.
Auf jeden Fall wollen viele Leute die Stuttgarter sehen, die nach ihrer Reunion schon einige gute Konzerte abgeliefert haben. Wie zum Beispiel auf dem diesjährigen Zabbaduschder Open Air, wo auch Ex-Sänger Jazek einen Gastauftritt hatte. Neusänger Robby, der manchen auch als Frontmann von KARKADAN bekannt sein dürfte, ist mit seinen stimmlichen Fähigkeiten und seiner Bühnenerfahrung sicher eine gute Wahl. Doch heute hat er es nicht einfach, da die Technik von Anfang an streikt. Immer wieder gibt das Mikro seinen Geist auf, bis er irgendwann gar nicht mehr zu hören ist. Da hilft nur ein Ersatzgerät.
Die Zuschauer stört das herzlich wenig. Schließlich leben die Konzerte im Kloster nicht von einem perfekten Sound, sondern von der guten Stimmung. Die lassen sich die Leute auch nicht vermiesen und feiern zu den teilweise recht heftigen, aber auch mit ruhigeren Momenten versehenen Songs der schwäbischen Death Metaller, die am heutigen Abend fast ihr gesamtes “Neither Dream Nor Reality“-Album zocken. Nur “Infame Deadline“ hat es nicht ins Programm geschafft. Dafür aber ein Lied einer nicht ganz unbekannten Schwedenbande namens DISMEMBER. “Casket Garden“ heißt der Hit, der die Meute (dank Robbys Hilfe) sogar zum Mitsingen animiert. Alles in allem ein weiteres feines Konzert der Jungs, wobei Schlagzeuger Tomaszs Spiel mal wieder etliche Kinnladen herunterklappen lässt. (Volker)
AHAB
Das Billing meint es gut mit den Funeral Doomstern AHAB. Denn nach dem vollkommen geisteskranken, entfesselten Überschall-Geballer von THE EXORIAL-Artillerist Tomasz wirken ihre zähen Klangkaskaden gleich noch einmal so langsam. Oft zu sehen gibt es die Band ja nicht. Darum ist der Auftritt im Kloster für viele – wie auch für mich – das erste Mal. Und so ein erstes Mal hat ja schon immer etwas Besonderes: nämlich so eine ungewisse Spannung, ob denn auch alles so wird, wie man es sich ausgemalt hat. Aber leider oft auch ein herbes Ernüchterungspotenzial.
So auch bei AHAB. Der Sound ist bei den ersten beiden Songs alles andere als vorteilhaft. Drums und Bass verschlucken die Gitarren nahezu komplett, sodass die herzzerreißenden Melodien, für die die Band bekannt ist, vergeblich nach Luft ringen. Und zwei Songs sind bei AHAB nun einmal geschlagene 20 Minuten. Glücklicherweise dreht sich der Wind danach etwas, sodass die Band auf der Bühne langsam in Richtung der Stimmung segelt, die sie auch auf Platte zaubert. In blaues Licht getaucht erscheint die Bühne wie die Weiten des Ozeans, von dem aus sich die massiven Ungetüme von Songs ihren Weg ebnen. Neben den Tracks des großartigen Debüts gibt es auch einen neuen Song zu hören, bei dem Sänger Daniel neben seinem kellertiefen Gurgeln mit fragiler Clean-Stimme für ein Überraschungsmoment sorgt. Man darf gespannt sein, was da kommendes Jahr auf uns zukommt.
Den vehementen Zugabeforderungen des Publikums geben AHAB nach kurzem Zögern nach und lassen ein zweites Mal „Old Thunder“ erklingen, bevor nach weiteren zehn Minuten der Vorhang fällt. Vielleicht ein wenig benebelt vom Taumel des ersten Mals drücke ich ob der anfänglichen Unwägbarkeiten ein Auge zu und hebe zumindest einen der zur Verfügung stehenden Daumen für diesen Gig. Nautik by Nature! (Thomas)
GORILLA MONSOON
GORILLA MONSOON sind das, was jemand mal als Rock ’n’ Roll bezeichnet hat. Nur mehr davon. Zwischen Hunderten und Aberhunderten von gesichtslosen Klon-Combos sind sie eine Band mit Format. Und zwar Breitwand. Tonnenschwer groovt die Mucke der Damage Kings von der Bühne runter, dass einem beim Gedanken an das Fundament des Klosters Angst und Bange werden könnte – wäre man nicht gerade in einem fast tranceartigen Zustand, in den einen die Musik mit dem Charme eines Trucks wogt, der bei Schneeglätte ins Schlingern kommt. Die Luft riecht süß nach Bier, Schweiß und Anarchie. Nein – nach Nikotin! Wobei das an diesem Abend dasselbe ist. Das staatlich verhängte Rauchverbot juckt bei dieser Band keine Sau.
Denn der Affensturm führt sich genau so auf, wie es sein Name verheißt: die Beine sind so breit, dass das Gehänge fast auf den Brettern schleift. Die mächtige Groovekeule kreist so tief, dass sie im Publikum einige Frisuren zerstört. Die Fäuste trommeln aber dennoch nicht gegen den Brustkorb, sondern quetschen die Klampfen aus, dass einem ganz warm wird.
Dass dieser Wumms nicht spurlos an der Nachbarschaft vorbeigehen kann, ist spätestens dann klar, als Sänger Jack Sabbath von der Bühne aus die mittlerweile anwesende Staatsmacht begrüßt. Den Freunden und Helfern hätte man eben noch den „Codeine Commander“ widmen können, wenn man schon dabei ist. Trotzdem lässt sich die Band nicht beirren und fährt damit fort, die anwesende Jugend zu versauen. Bring diese Jungs nach Hause und Mutti wirft Dich raus, Junge! (Thomas)
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