Goitzsche Front
Ostgold Tour 2022
Konzertbericht
Knapp zwei Jahre nach dem ursprünglich angesetzten Termin können GOITZSCHE FRONT aus Bitterfeld endlich den zweiten Teil ihrer Tournee zum aktuellen Album „Ostgold“ spielen, das am 3. Januar 2020 veröffentlicht wurde. Trotz der langen Vorlaufzeit schien es im Vorverkauf der Tour nicht so gut zu laufen, wie es ja leider mittlerweile öfters vorkommt, das am Vortag eigentlich geplante Konzert im Hyde Park in Osnabrück wurde mit dem Termin im Bremer Tivoli zusammengelegt, da für Osnabrück unter 200 Karten verkauft wurden. Auch am Samstag Abend in Bremen wäre im Tivoli noch Luft nach oben für einige Besucher:innen gewesen. Das ist schon erschreckend, wenn man bedenkt, dass die Band anno 2018 noch das benachbarte und größere Aladin deutlich enger gefüllt hat. Trotzdem haben Band und Publikum Bock und das ist alles, was zählt.
VERSUS – Zweites Gastspiel im Tivoli in einem Monat
Die Vorband macht VERSUS aus Frankfurt am Main. Die Band, die sich 2017 gegründet hat, spielt schon zum zweiten Mal innerhalb kürzester Zeit im Tivoli auf, denn erst am 11. September waren sie Vorband bei der „Zeig dich!“-Tour von BRDIGUNG. Dort war die Stimmung etwas ausgelassener, beim heutigen Gig sind zwar einige Fans der Band in passender Kleidung zu beobachten, aber gerade die vom Sänger freundlich als Tribüne bezeichnete Ex-Raucherecke des Bremer Kultclubs konnte sich während des Gigs noch nicht zu Mitsingspielchen animieren lassen. Dafür hat das Infield umso mehr Power und rockt zu den Stücken der bisher drei Alben der Band mit.
VERSUS lassen sich von den teilweise verhaltenen Reaktionen nicht beeindrucken und geben ihr Bestes, das Publikum für den kommenden Hauptact warm zu machen. Sie erwähnen natürlich auch die Schwierigkeiten kleinerer Bands in solchen Zeiten und geben den Fans im Publikum aber dennoch Hoffnung mit einer lose angekündigten Headlinertour für das kommende Jahr. So wird der Gig letztlich mit vereinzelten Zugaberufen beendet, sodass VERSUS ihr zweites Gastspiel in Bremen auch als Erfolg verbuchen können.
GOITZSCHE FRONT machen klare Ansagen
Kollege Stephan Möller stellte mir im Bericht zum diesjährigen Rockharz die Frage, wie man die netten Jungs von GOITZSCHE FRONT denn als Musik bezeichnen könnte. Nun ja, eine Schwäche für metallisch angehauchten Deutschrock muss man schon haben, aber in einem Genre, in dem sehr viel Beliebiges veröffentlicht wird, stechen die vier Jungs aus Bitterfeld nun auch einfach heraus. Sei es nun wegen der charismatischen Performance des Sängers Pascal Bock oder den drückenden, mitten ins Herz gehenden Stücken an sich.
GOITZSCHE FRONT starten mit Stücken ihres aktuellen Albums „Ostgold“, rocken sich im Verlauf der zweistündigen Show aber auch durch die anderen vier Alben ihrer Karriere. Die ganzen Singles wie „Streichholz und Benzin“, „Hafen & Herz“, „Männer aus Stahl“ oder „Diese Welt“ dürfen natürlich nicht fehlen. Schön ist auch, dass die Band nach wie vor ihre klare Anti-Nazi-Ansage „Schweinepriester“ im Set hat, welche Gitarrist Maxi Beuster auch unmissverständlich ansagt und diese vom Publikum jubelnd angenommen wird. Drummer Tom Neubauer zeigt zudem mit seinem „FCK NZS“-Shirt Flagge und so beziehen GOITZSCHE FRONT klare Positionen in einem Genre, in dem das leider nicht selbstverständlich ist.
In der Mitte des Konzertes schieben die Ostrocker dann einen Akustikblock ein, da sie „ja selber nicht mehr die Jüngsten sind“. Leider fehlt in diesem Block das großartige „Tag des Regens“, das sicherlich auch gut angekommen wäre. Dafür überzeugt die Akustikversion von „Rucksack voller Bier“. Weiterhin kommt die neue Single „Jugend von gestern“ sehr gut an, welche möglicherweise schon einmal die Marschrichtung für ein noch nicht angekündigtes, neues Album vorgeben könnte.
Natürlich verabschieden sich GOITZSCHE FRONT auch im norddeutschen Bremen mit „Der Osten rockt“, man sei ja immerhin in Ost-Bremen, was entweder ein glücklicher Ratezufall oder vorher recherchiertes Wissen war und abschließend mit einem weiteren Akustiksong. Sänger Pascal Bock lobt extra noch die Osnabrücker, die mit ihrem Ticket für den Hyde Park den Weg nach Bremen gefunden haben und hält ein Plädoyer für kleinere bis mittelgroße Bands und wie wichtig der Kartenvorverkauf für ebendiese ist. Dem kann sich nur angeschlossen werden und so geht ein zufriedenstellender Konzertabend um 23 Uhr zu Ende. Nur, mal ehrlich Leute, raucht eure Zigaretten bitte mehr draußen oder steckt die Sucht mal zwei Stunden weg. Nur weil wir hier bei Deutschrock und Bier sind, muss man sich nicht so krass über das Rauchverbot in den Clubs hinwegsetzen. Dafür kann aber die auftretende Band nichts.
Interessante Alben finden
Auf der Suche nach neuer Mucke? Durchsuche unser Review-Archiv mit aktuell 37209 Reviews und lass Dich inspirieren!
Kommentare
Sag Deine Meinung!