Ghost Brigade
Until Fear No Longer Defines Us Tour 2011
Konzertbericht
Am heutigen Abend soll im Essener Turock das Ende der ersten Headliner Tour von GHOST BRIGADE gesetzt werden. Am 08. Oktober 2011 starteten die Progressive Death Metaller aus Finnland gemeinsam mit INTRONAUT und A STORM OF LIGHT ihre Tour in Schweden. Diese scheint nach diversen Informationen aus dem Internet durchaus erfolgreich gewesen zu sein. Die heutige Show ist zwar nicht ausverkauft, aber soll am Ende doch zum Highlight für so manchen Fan werden.
Doch bis dato füllt sich das Turock nur äußerst langsam. Tröpfchenweise trudeln die Fans ein und verbringen die Zeit bis zum Beginn der Show damit, an der Theke ein Schwätzchen zu halten und das ein oder andere Bier zu genießen. Statt um 19:30 Uhr beginnt das Konzert letztendlich um 20:00 Uhr. Der angegebene Support fällt aus unbekannten Gründen weg und so platzieren sich gleich INTRONAUT auf der Bühne. Das wird sicherlich im Sinne so manchen Konzertbesuchers sein, denn drei Bands an einem Abend eigentlich mehr als genug.
Galerie mit 11 Bildern: Intronaut - Essen, Turock - Ghost Brigade - Until Fear No Longer Defines Us Tour
INTRONAUT
Ohne viel Aufmerksamkeit zu erregen erscheinen INTRONAUT pünktlich auf der Bühne, werkeln hier und da nochmal kurz rum und hauen dann so manchen aus den Socken, als der Bass erklingt. Schnell wird klar, dass die nächsten dreißig Minuten furchtbar basslastig werden. Konzertbesucher ohne Gehörschutz verziehen sich dementsprechend schnell wieder in die hinteren Reihen. Vorne wird nicht nur das Trommelfell einer enormen Belastung ausgesetzt, sondern auch sämtliche Organe im Körperinneren. Dementsprechend luftig sind die ersten Reihen besetzt.
Genauso schwer, wie der Bass sich seinen Weg durch das Turock bahnt, wirkt die gesamte Musik der Progressive Metaller aus den USA. Zäh zieht diese an den Zuhörern vorüber, die vergebens auf etwas musikalische oder visuelle Abwechslung hoffen. Die meiste Bewegung erfolgt auf der Bühne, als den Bandmitgliedern Schnaps gebracht wird. Das Pinnchen wird schnell gekippt – und weiter geht es mit der Tristesse. Derweil bahnen sich zunehmend dickere Nebelschwaben ihren Weg über die Bühne. Zwischenzeitlich schafft es dann doch mal ein flotteres Lied, sich durch die Boxen zu winden und der ein oder andere Kopf beginnt sogleich zu nicken.
Insgesamt sind INTRONAUT jedoch bei Weitem nicht so mitreisend wie GHOST BRIGADE. Die einzige Emotion, den sie in den meisten Anwesenden auslösen, ist wohl die Sehnsucht nach einer humaneren Lautstärke.
Galerie mit 15 Bildern: A Storm Of Light - Essen, Turock - Ghost Brigade - Until Fear No Longer Defines Us Tour
A STORM OF LIGHT
Leider werden die akustisch empfindlichen Besucher auch bei A STORM OF LIGHT nicht von malträtierenden Bässen verschont. Die Hoffnung, dass es bei der zweiten Band etwas gediegenere Klänge gibt, zerplatzt gleich zu Beginn des Gigs wie eine Seifenblase.
Dafür gibt es , zumindest für die erste Zeit, visuell etwas mehr Befriedigung, denn im Bühnenhintergrund hat die Band aus Brooklyn eine Leinwand auffahren lassen. Auf diese werden während der gesamten Show Videosequenzen projiziert, die natürlich mal eine willkommene Abwechslung zu der sonst üblichen Konzertbeleuchtung und dem Nebel ist. Dann ist da noch die zierliche Andrea Black. Ausnahmsweise ist sie keine Musikerin, die, wie so viele andere, den Bass in den Händen hält. Andrea spielt Gitarre und macht an dieser auch eine super Figur. Hin und wieder steuert sie ein paar Vocals bei, aber in den vorderen Reihen gehen diese leider völlig unter. Dort kann man froh sein, wenn man aus dem Sound etwas anderes als Bass und Gitarre heraus hören kann. Wer die Band nicht kennt, weiß auch nach dem Auftritt nicht, was die Thematik hinter den Texten der Band ist.
Dennoch kommen A STORM OF LIGHT beim Publikum gut an. Anfangs nicken hier und da ein paar Fans, während sich später viele Oberkörper zunehmend mehr im Takt der Musik auf und ab bewegen. Für Kenner von A STORM OF LIGHT mag der Auftritt sicherlich ein Erlebnis sein. Für einen GHOST BRIGADE Fan, der auf deren Auftritt wartet, dürfte es jedoch nicht leicht sein, sich auf den schweren, doomigen Post Metal der Band einzulassen. Zudem fällt bei den beiden Bands auf, dass es wohl in der Tat Genres zu geben scheint, in denen noch weniger Ansagen zwischen den Songs gemacht werden, als bei Black Metal. Und ich dachte schon, die wären Wortkarg.
Alles in allem bekommt der Auftritt jedoch äußerst großen Zuspruch vom Essener Publikum, das sich nach dem Auftritt noch etwas näher an die Bühne heranschiebt, auf der sich gleich der Headliner platzieren wird.
Galerie mit 44 Bildern: Ghost Brigade - Essen, Turock - Ghost Brigade - Until Fear No Longer Defines Us Tour
GHOST BRIGADE
GHOST BRIGADE eröffnen ihr Set mit der ersten Singleauskopplung von ihrem neuen Album „Until Fear No Longer Defines Us“ und können offenbar auch damit schon so manchen Fan glücklich machen. Ein Blick in die Runde zeigt strahlende und genießende Gesichter. Die Dezibelzahl hat dann auch endlich ein erträgliches Maß erreicht und GHOST BRIGADE wirken auf der Bühne wie ausgewechselt. Wer die Band von einem ihrer vergangenen Shows kennt, der weiß, dass GHOST BRIGADE nicht gerade die Band der überschwänglichen Bewegung ist. Heute legen sich alle jedoch derart enorm ins Zeug, dass sich in so manchem Kopf großes Erstaunen breitmacht. Aber was man zu sehen bekommt, gefällt. Als dann jedoch die Gitarren anfangen, die Melodie von „My Heart Is A Tomb“ zu spielen, interessiert das eh keinen mehr. Das gesamte Turock singt mit und übertönt zu Beginn sogar Manne Ikonen. GHOST BRIGADE haben es in kürzester Zeit geschafft, ihre Fans mit ihrer Musik einzufangen und in ihren Bann zu ziehen. Der Jubel ist dementsprechend ohrenbetäubend.
GHOST BRIGADE waren schon immer eine äußerst gute Live Band, die es verstanden hat ihr Publikum mit wenigen Mitteln zu begeistern. Seit ihrer letzten Tour im vergangenen Winter, als Support von AMORPHIS scheinen sie jedoch einen erneuten, gewaltigen Schritt nach vorne gemacht zu haben und ihre erfolgreiche, erste Headliner Tour wird sicherlich ein gutes Stück dazu beigetragen haben. Gerade im Vergleich zu den beiden Vorbands, kommt bei GHOST BRIGADE nicht nur eine gehörig kräftige Portion Emotion hinzu, sondern auf der Bühne tobt vergleichsweise ein Wirbelsturm.
In das Set verirren sich hier und da ein paar Songs des neuen Albums, insgesamt bauen die Finnen allerdings sehr auf den letzten Longplayer „Isolation Songs“, von dem bis auf drei Songs, alle zum Besten gegeben werden. Die Gunst der Fans haben sie damit allemal. Denn obwohl „Until Fear No Longer Defines Us“ ein sehr starkes Album ist und die Songs auch gut ankommen, bleiben die älteren Klassiker doch meist der Höhepunkt eines Konzertes, so wie „Into The Black Light“, das mit einem unvergleichlichen Freudengebrüll begrüßt wird.
„Soulcarvers“ wird von einem Abschied gefolgt, der wirklich den Eindruck entstehen lässt, der Gig sei beendet. Ein Bandmitglied nach dem anderen stellt sein Instrument auf Seite und verlässt die Bühne, während die übrigen zunächst weiterspielen, bis auch Drummer Veli-Matti Suihkonen als letzter die Bühne verlässt. Ein gebührender Abschied.
Die Begrüßung mit „Architect Of New Beginnings“ und der Empfang durch die Fans ist jedoch noch um ein vielfaches gebührender und so gibt jeder Anwesende im Turock, sei es Fan oder sei es Bandmitglied, für die letzten Minuten bei „A Storm Of Light“ und „Lost In A Loop“ alles.
Ein wirklich grandioses Konzert von GHOST BRIGADE, dass wohl so schnell von keinem Auftritt einer anderen Band getoppt werden kann. Bleibt zu hoffen, dass uns die Jungs im kommenden Jahr mit einer ähnlich starken Show erneut beglücken werden. (Sarah Fleischer)
Setlist:
Clawmaster
Divine Act Of Lunacy
My Heart Is A Tomb
Traces Of Liberty
Breakwater
22:22 – Nihil
Hold On Thin Line
Suffocated
Into The Black Light
Soulcarvers
Architect Of New Beginnings
A Storm Inside
Lost In A Loop
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