Ghost
"A Pale Tour Named Death 2019"
Konzertbericht
Hamburg, Sporthalle – 18.02.2019
CANDLEMASS: Von Doom Metal und Krallenhänden
CANDLEMASS performen die erste Minute ihres Sets im Stockdunklen. Dann findet man den Lichtschalter, und das Hamburger Publikum findet die Doom Metaller auf der, in der Größe etwas reduzierten, Bühne der Sporthalle. Mit anerkennenden Zwischenbeifällen und zustimmenden Raunen zollt der Norden CANDLEMASS Respekt für eine starke Performance. Einzelne Fangruppen kristallisieren sich dabei immer wieder zwischen den einzelnen Songs heraus und sorgen dafür, dass sich der Rest animiert fühlt.
Was somit beim Kollegen Rothe in Bochum noch eher verhalten und gar schüchtern seitens des Publikums wirkte, ist in Hamburg eher ausgelassener vorzufinden. Sänger Johan Längquist genießt es sichtlich, posiert, schneidet Grimassen und tanzt seine Kollegen auf der Bühne an. Sein Markenzeichen dabei, die immer wieder in die Luft gestreckte Hand zu einer Kralle geformt. Ausdruckstanz Thema Doom Metal und ein solides Set mit satten Sound.
GHOST: Sitzt, passt, macht Spaß
Was mit einem, durch die Halle, wandernden Blick sofort deutlich wird, ist die Bandbreite der geistlichen Anhängerschaft: Von Muttis älteren Semesters in selbstgestrickten Pullovern über Lederjacken-Biker bis hin zu kleinen Mädchen mit Gehörschutz und leuchtenden Augen, GHOST treffen offensichtlich den Nerv so mancher. In der Pause nutzt der Hardcore-Fan die Zeit sinnvoll zum Auffrischen des dezenten Tages-Make-up, welches heute vom Stil weißer Schminke und Smokey Eyes geprägt ist. Ganz im Sinne der bekannten GHOST-Maskierungen.
Nach einer schier endlos wirkenden und spannungsaufbauenden Phase von Kirchenchorgesängen fällt schließlich der Vorhang, und Cardinal Copia und seine Nameless Ghouls nehmen die Bühne unter den Klängen von „Rats“ unter Beschlag. Die unfassbare Bühnenpräsenz eines Tobias Forge sowie das gesamte Zusammenspiel, welches mehr einem Theater als einem Metal-Gig gleicht, wird immer wieder mit aufbrausenden Szenenapplaus aus dem Publikum honoriert. Gebannte Augenpaare starren auf eine Bühnenshow, die nicht nur von diversen Outfit-Wechseln oder gut eingesetzten Lichteffekten, sondern auch von einer bis ins kleinste Detail perfektionierten Choreographie geprägt ist. Unterhaltungsfaktor 3000.
Maskierte Perfektion
Leicht aus dem Konzept gebracht wird der Cardinal dann aber doch. Grund ist ein knallroter BH, der dezent seinen Weg auf die Stage findet. Mit seinem Spazierstock nimmt Copia Kontakt zu der Spitzenwäsche auf: „Do you want me to put this on?“ fragt er schelmisch und posiert damit. Sekunden später ist der Cardinal aber wieder komplett in seiner Rolle, ermahnt die Zuschauer und bittet mit bestimmender Tonlage um die notwendige Ernsthaftigkeit für diese Veranstaltung. Aber wer eine Show von fast drei Stunden abliefert und dabei auf hohen, künstlerischen Niveau unterwegs ist, der darf das. GHOST liefern heute Abend eine perfekte Inszenierung, die auf diesem Gebiet konkurrenzlos ist.
Bericht aus Bochum: Dominik Rothe
Bericht und Fotos aus Hamburg: Jeanettte Grönecke-Preuss
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