Ghost
"A Pale Tour Named Death 2019"
Konzertbericht
GHOST sind die Band der Stunde. Mit der aktuellen Platte „Prequelle“ hat Mastermind Tobias Forge seinen Mix aus Okkult-Image, Horror-Optik und gnadenlos eingängigem Pop-Rock endgültig perfektioniert. Die Popularität der Band steigt mit jedem Album, und somit können GHOST das neue Werk auf angemessen großen Bühnen ebenso opulent inszenieren wie auf Platte. Jeanette Grönecke-Preuss und Dominik Rothe haben das Spektakel der „A Pale Tour Named Death 2019“ in Hamburg und Bochum unter die Lupe genommen.
Bochum, Ruhrcongress – 15.02.2019
Wenig Respekt für CANDLEMASS
CANDLEMASS sind eine Doom-Metal-Legende. BLACK SABBATH einmal ausgeklammert, sind sie vielleicht die Doom-Metal-Band überhaupt. Dass Forge ein großer Fan ist, verheimlicht er in seiner Musik sicherlich nicht. Da ist es nur fair, die Mannen um Bassist Leif Edling wieder ein bisschen ins Gedächtnis zurückzuholen, indem sie als Support mitkommen.
Doch leider hat das GHOST-Publikum in Bochum recht wenig für die schleppenden Stücke des Quintetts übrig. Die Halle ist maximal halbvoll, weil der Großteil sich noch im Vorraum ein Bier genehmigt. Von ein paar Die-Hard-Fans ganz vorne abgesehen, springt der Funke leider nicht auf die GHOST-Anhänger über.
Spaß inne Backen
An der Performance liegt es ganz sicher nicht. Edling und seine Mannen legen eine verdammt tighte Show hin. Selbst ein kurzer Totalausfall des Bass-Amps bringt CANDLEMASS nicht aus dem Konzept. Insbesondere Edling, der in der Vergangenheit gerne mal Ersatzbassisten für eine Tour gebucht hat, genießt es sichtlich, wieder auf einer Bühne zu stehen.
Gleiches gilt für den zurückgekehrten Ur-Sänger Johan Langquist. Der ist stimmlich immer noch voll auf der Höhe Zeit und schmettert neue Songs wie „Astorolus – The Great Octopus“ ebenso kraftvoll wie Klassiker der Marke „Solitude“. Der Sound ist leider nicht immer ganz optimal. Bei Vorbands so großer Touren hat man in der Vergangenheit aber auch schon viel schlimmeres erlebt.
Setlist CANDLEMASS:
01. The Well of Souls
02. Dark Reflections
03. Astorolus – The Great Octopus
04. Mirror Mirror
05. A Sorcerer’s Pledge
06. Solitude
Vorhang auf für GHOST
In der Umbaupause läuft wohl der gewagteste Mix, der auf einem Rock-Konzert vorstellbar ist. Von RAGE AGAINST THE MACHINE über Klassik hin zu BON JOVI ist alles dabei. Die wartende Meute singt insbesondere „Livin‘ On A Prayer“ lauthals mit. Und damit ist der Tenor der folgenden Show bereits gesetzt. GHOST stehen 2019 für Stadionrock, der bereit ist, die Welt zu erobern.
Als der Vorhang fällt und „Rats“ einsetzt, gibt es im Publikum kein Halten mehr. Als Tobias Fo…, äh, Cardinal Copia die Bühne betritt, erreicht der Jubel eine unglaubliche Lautstärke. Die Show ist über weite Strecken einzig und allein auf den Frontmann zugeschnitten. Mit seiner Gestik irgendwo zwischen Freddie Mercury und Bruce Dickinson zieht er die Blicke auf sich. Doch das ist noch nicht alles.
Auf einer Stufe mit den Großen
Hinter Größen wie KISS oder ALICE COOPER braucht sich die Bühnenshow von GHOST dieser Tage nämlich nicht mehr verstecken. Kostüme, Backdrops und lauter Spezialeffekte – GHOST liefern eine Show, die für die ganz großen Arenen gedacht ist. Kein Schritt, keine Geste überlässt die Band dem Zufall. Und obwohl jeder Schritt durchchoreographiert ist, wirkt es nie aufgesetzt oder albern.
Das ist unter anderem dem selbstreferenziellen Humor zu verdanken. Im fantastischen Instrumentalstück „Miasma“ überlässt Copia die Bühne ganz seinen Musikern, einem unfassbar coolen Auftritt von Papa Nihil am Saxophon inklusive. Seine anschließende Rückkehr inszeniert er mit einigen Gags so selbstironisch wie selbstverliebt, dass man ihm für letzteres nicht einmal böse sein kann.
Vollkommene Perfektion
Ganz wie die Aufführung einer Oper – und wenig anders ist das hier Dargebotene nicht mehr – gibt es nach einer Stunde eine kleine Pause, um Energie zu tanken. Und während andere Bands heutzutage nach 60 Minuten gerne mal ihr „Headliner“-Set beenden, legen GHOST jetzt erst richtig los. Satte 90 Minuten folgen im zweiten Akt des Konzerts.
Das neue Songmaterial geht dabei eine perfekte Symbiose mit den alten Hits der Truppe ein. Musikalisch sind GHOST über jeden Zweifel erhaben. Einzig die teils arg langen Ansagen und vor allem die unnötige lange Vorstellung aller Bandmitglieder nehmen ein wenig Tempo aus der Show. Der Witz, dass sie alle „Ghoul“ heißen, reitet sich doch recht schnell tot. Doch davon abgesehen, ist das hier dargebotene perfekt. Wenn GHOST in fünf oder zehn Jahren Arenen mit fünfstelliger Zuschauerzahl füllen, wird der Beweis erbracht sein, dass die Welt manchmal doch gerecht ist.
Setlist GHOST:
01. Ashes
02. Rats
03. Absolution
04. Ritual
05. Con Clavi Con Dio
06. Per Aspera ad Inferi
07. Devil Church (mit Gitarrenduell)
08. Cirice
09. Miasma (Papa Nihil am Saxophone)
10. Jigolo Har Megiddob (Akustikversion)
11. Pro Memoria
12. Witch Image
13. Life Eternal
Akt 2:
14. Masked Ball
15. Spirit
16. From the Pinnacle to the Pit
17. Majesty
18. Satan Prayer
19. Faith
20. Year Zero
21. Spöksonat
22. He Is
23. Mummy Dust
24. If You Have Ghosts (ROKY ERICKSON-Cover)
25. Dance Macabre
26. Square Hammer
27. Monstrance Clock (Zugabe)
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