Furia (Pol)
Live in Berlin
Konzertbericht
Vorweg: Dieser Bericht entstand aus einer Laune heraus, denn eigentlich wollte ich FURIA rein privat ansehen, ohne mir groß Gedanken darüber zu machen – einfach genießen. Entsprechend gibt es leider keine Fotos, da ich keine Kamera dabei hatte und vor Ort auch kein mir bekannter Fotograf war.
Aber nun ab ins Geschehen, um direkt die erste Enttäuschung zu erleben. Scheinbar ist das polnische Quartett FURIA immer noch ein absoluter Geheimtipp, anders lassen sich die beschaulichen Zuschauerzahlen an diesem Abend nicht erklären.
TSMED
Der Opener-Act wirkt noch etwas grün hinter den Ohren. Der Trupp legt ziemlich wüst los, fängt aber spätestens nach zwei Songs an, eintönig zu werden. 08/15-Black Metal norwegischer Gangart ohne spektakuläre Momente oder wirklich einprägsame Leads. Aggressiv, aber etwas stumpf, und so ackern sich TSMED durch ihr Set, können ein, zwei bangende Freunde ihrer Musik vor der Bühne begrüßen, zu mehr reicht es aber nicht. Zwar sind die Jungs wirklich bemüht und ihre engagiertes Auftreten ist ebenfalls ein Lob wert, doch als Fronter Micha? nach den letzten Klängen rasant die Bühne verlässt, ist wohl niemand traurig.
BLOODTHIRST:
Das sieht bei den Thrash-Metallern BLOODTHIRST schon ganz anders aus. Zum einen merkt man den Jungs ihre Erfahrung an, zum anderen wirkt ihr Material deutlich mitreißender. Die ersten beiden Reihen (viel mehr Leute waren es eh nicht) üben sich im munteren Haarekreisenlassen, und die Band selbst liefert einen Gig, der routiniert und treffsicher den Geschmack trifft. Mit knapp einer Stunde Spielzeit darf sich bei so manchem schon der Grauen vor dem nächsten Morgen einstellen, der Nacken dürfte leiden.
FURIA:
Die Ausnahmeband der aktuellen polnischen Black Metal-Szene ist dann wieder ein ganz anderes Kaliber. Während BLOODTHIRST für pure Unterhaltung stehen, pendeln FURIA zwischen packend, erhaben und träumerisch. Da die Band inzwischen nur noch zu viert unterwegs ist, muss Nihil (der sonst gerne Bühnen auf ihren Liegekomfort testet) sich die Gitarre umschnallen und ist somit dazu verdammt, das Set auf zwei Beinen zu überstehen. Zunächst gibt es Altbekanntes: „Zmierzch Za Zmierzchem“ von der „Grudzie? Za Grudniem“ (2009), „Ohydny Jestem“ von der „P?o?“-EP (2009) sowie „?lepych Dzie?“ vom Debütalbum „Martwa Polska Jesie?“ bieten den perfekten Einstieg in einen Abend, der insgeheim jetzt schon Anwärter für das Konzert des Jahres ist. Denn spätestens als FURIA beginnen, mit dem unbetitelten Stück ihres aktuellen Album „Marzannie, Królowej Polski“ auch neues Material live zu präsentieren, ist jeder Zweifel zerstreut. Das polnische Quartett spielt das Publikum in einen rauschähnlichen Zustand, der zwischen hypnotisiert-gebanntem Kopfnicken bis hin zu wilden Bangorgien reicht. Doch allen ist eines gemein: sie sind versunken in die Musik. Ob es nun die schnellen Passagen sind, die fantastischen Melodiebögen oder die ruhigen, in Monotonie dahingleitenden Zwischenspiele, es ist nahezu perfekt auf den Punkt gespielt und absolut begeisternd. Als mit „S? to ko?a“ der letzte Song ertönt, ist klar, FURIA gehören vor größeres Publikum, sicher nicht auf ein riesiges Festival, aber doch weit weg vom Status des kleinen Geheimtipps aus dem Nachbarland. Von großem Kino habe ich schon beim neuen Album gesprochen, von einer Demonstration in Sachen Livemusik kann ich an diesem Abend sprechen, FURIA haben es wieder geschafft, mich völlig umzuhauen. Da reicht ein einfaches Respektzollen schon lange nicht mehr!
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