Funeral For A Friend
Funeral For A Friend
Konzertbericht
Donnerstagabend. Ein kalter, nebliger, verregneter Donnerstagabend um genau zu sein. Was kann es da schöneres geben, als sich ins benachbarte Bayern aufzumachen, wo sich heute FUNERAL FOR A FRIEND im Aschaffenburger Colos-Saal die Ehre geben. Also nichts wie rein ins Auto, den obligaten Stau auf der A3 gekonnt ignoriert, die Landesgrenze von Bayern überquert und prompt fängt es auch an zu regnen. Super. Na wenigstens fühlen sich die Briten dann heute an ihre Heimat erinnert…
Irgendwann ist aber auch der längste Stau zu Ende und ich habe endlich das Colos-Saal erreicht. Dort muss ich feststellen, dass ich den Altersdurchschnitt mit meinen 32 Jahren gnadenlos ruiniere. Ein Großteil des Publikums bringt es wohl mit viel Wohlwollen gerade mal auf die Hälfte an Jährchen, gleicht diesen Umstand aber durch grandiose „Frisuren“ wieder aus. Der Frontigel von TOKIO HOTEL könnte, was die Haarpracht angeht, hier noch einiges lernen. Der Rest des Publikums rekrutiert sich aus den üblichen Emo-Bübchen mit ihren schwarz gelackten Seitenscheiteln und ähnlichen Modeopfern. Mit einem BOLT THROWER-Shirt fällt man hier schon sehr auf.
Jetzt geht’s aber auch schon los. Licht aus und alle Regler auf elf gedreht. REVOLUTION MOTHER stehen als Opener auf der Bühne und donnern den verdutzten Kids ihre Version von rotzigem, dreckigem Seventies-Rock vor den Latz. Irgendwo zwischen ROSE TATTO und MOTÖRHEAD angesiedelt, kommen die Amis einem Wirbelwind gleich übers Publikum. Das braucht dann auch erst mal einige Songs, um mit dieser rüden Mischung warm zu werden, doch nach und nach kommen REVOLUTION MOTHER ganz gut an. Besonders Frontmann Mike zieht die Blicke auf sich, auch wenn er sein Outlaw-Image etwas überstrapaziert. Insgesamt reißen REVOLUTION MOTHER eine solide Show runter und es sind sogar einzelne Zugabe-Rufe zu hören, nachdem die Band die Bühne verlassen hat.
Nach einer halbstündigen Umbau- und Soundcheckorgie ist es dann endlich soweit. FUNERAL FOR A FRIEND betreten unter lautem Geschrei und Gequietsche der zahlreichen anwesenden Mädchen die Bühne. Das Intro der neuen Scheibe „Tales Don’t Tell Themselves“ erklingt und geht nahtlos in den Opener „Into Oblivion (Reunion)“ über. Der breiige, viel zu basslastige Sound trübt allerdings etwas die Freude und bessert sich auch leider während des gesamten Gigs nicht wirklich. Was der Mischer von Beruf ist, würde ich gerne wissen… Egal, die Band und den Rest des Publikums scheint es nicht zu stören und so treibt man sich gegenseitig zu Höchstleistungen an. Kaum verwunderlich, dass die Meute so abgeht, schließlich geizen FUNERAL FOR A FRIEND nicht mit ihren Hits. „Escape Artists Never Die“, „Roses For The Dead“, das famose „History“ und „Raise The Sail“ – einen Knaller nach dem anderen feuert die Band ins Colos-Saal und die Fans übernehmen den Backgroundchor. Fronter Matt Davies lässt Mädchenherzen mit seinen schüchternen, auf deutsch vorgetragenen Ansagen reihenweise schmelzen und albert mit seinen Mitstreitern herum, als gäbe es kein morgen.
Was auch immer die Jungs intonieren, die Fans singen aus vollem Leib mit. So was gibt es sonst eigentlich nur bei BLIND GUARDIAN, dachte ich immer. FUNERAL FOR A FRIEND rocken mittlerweile in ihrer ganz eigenen Liga und haben es ganz nebenbei geschafft, drei superbe Alben herauszubringen, auf den sich nicht ein einzig schlechter Song befindet. Das muss den Jungspunden aus Britannien erst mal einer nachmachen. Und so neigt sich ein sehr gelungener Konzertabend langsam seinem Ende zu und während kleine, dicke Mädchen mit Schleifen im Haar von ihren wartenden Eltern in Empfang genommen werden, trolle auch ich mich in Richtung Auto.
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