Friction Fest
Earth, Electric Wizard, God Is An Astronaut, WInchester Club, Maybeshewill u.a. live in Berlin
Konzertbericht
IMAAD WASSIF, das dürre, indisch-stämmige Männlein aus LA mit dem manischen Blick und der Aura eines satanischen Hohepriesters, rockt im Anschluss mit seinen beiden Mitstreitern an Bass und Drums oldschoolige, psychedelische Soundwälle, die wie eine Mischung aus TITO & TARANTULA auf Koks und einem bösen Zwilling von LED ZEPPELIN klingen.
Sehr abgefahren danach THE KILIMANJARO DARKJAZZ ENSEMBLE: Wie der Name schon verrät doomt hier finsterer Jazz von exzellenten Musikern, die schon eine Woche zuvor auf dem Roadburn zu begeistern wussten. Die sieben Niederländer lassen Ambient-Elemente und Improvisationen mit einfließen, geben Elektronic aus drei Laptops und Samples hinzu, mischen das ganze mit verzerrten Geigen, psychedelischer Posaune, Tribal-Drums, einem böse knurrenden Bass und bisweilen mächtigen Gitarrenriffs zu einem eigenständigen, avantgardistischen Klangkosmos, zu dem exzentrische Kurzfilmchen hinter der Bühne flirren.
CASPIAN sind danach nicht minder intensiv wie ihre Vorgänger, aber bewegen sich musikalisch auf einem anderen Planeten als diese. Das Bostoner Quintett bietet druckvollen, vielschichtigen, oft polyrhythmischen Instrumental-Postrock mit gewaltigen Gitarrenwänden – großes Kopfkino und äußerst schade, dass schon nach zehn Minuten ihres Auftritts parallel auf der anderen Stage ELECTRIC WIZARD aufspielen und man zu einer Entscheidung zwischen zwei sehenswerten Bands gezwungen ist. Meine Priorität fällt auf Letztere, und inmitten einer klasse Performance ihres Songs „Malacoda“ verlasse ich den Raum und wechsle zur „Berghain-Stage“, um mir die Wizards anzusehen. Bereut habe ich es schlussendlich nicht – bei künftigen Friction Festen sollte man dieses Manko aber bitte tunlichst vermeiden und nicht zwei großartige Headliner zeitgleich gegeneinander antreten lassen, vor allem, wenn es zuvor doch weitgehend funktioniert hat, ohne einen Auftritt zu verpassen zwischen den Bühnen switchen zu können.
Sei’s drum: Die doomigen Stonerrocker aus England, die laut eigenen Aussagen eigentlich nicht sonderlich gern in Deutschland spielen, sind als Sahnehäubchen des ersten Abends eine überzeugende Wahl. Bei ihren extrem tiefgestimmten Instrumenten kommt die kaum vergleichbare Qualität der Berghain-Soundanlage voll zum Tragen, der Klang ist einfach Wahnsinn. „Hört Engelstrompeten und Teufelsposaunen“ sagt Alex in „Clockwork Orange“, als er zwei Teenies seine Anlage demonstriert bevor er sie flachlegt, und dieses Zitat kommt mir unweigerlich in den Sinn angesichts des unglaublich fetten, lupenreinen Sounds, der aus den Boxen quillt. Fast anderthalb Stunden liefern die Wizards einige ältere Stücke und aktuelles Material wie „Black Mass“, und sie sind verdammt gut: Wie eine Dampfwalze grooven sie dicht und roh alles nieder und liefern eines der besten Konzerte, die ich bis dato von ihnen gesehen habe.
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