FortaRock Festival
Slayer, Lamb Of God, Machine Head, Meshuggah u.a. live in Nijmegen
Konzertbericht
Meshuggah
Galerie mit 16 Bildern: Meshuggah - FortaRock 2012MESHUGGAH sind live schon harte Kost: Die Rhythmen sind komplex, herkömmliche Songstrukturen gibt es nur am Rande und Melodien… man sollte nicht auf sie warten. Wer die Songs also von Platte kennt, ist klar im Vorteil, kann die Rhythmen mitzählen, die Betonungen mitgehen… Zunächst ziemlich viel Stoff von den neueren Alben: „Demiurge“, „Pravus“, „Bleed“, „Do Not Look Down“, und damit ziemlich walzend-langsames Tempo…
Jens Kidman und Co. zelebrieren aber ihren Math-Metal eindrucksvoll: Was der Sänger ins Mikro bellt, versteht man eh nicht, aber seine Mimik und Gestik verraten einiges darüber. Links wischt Leadgitarrist Fredrik Thordendal über die Bühnenbretter – von ihm sieht man meistens nur den Haaransatz – rechts sind Gitarrist Mårten Hagström und Bassist Dick Lövgren (Willie-Nelson-Shirt… urgs) zugange. Hinten der Großmeister der abstrakten Rhythmik, Tomas Haake. Zum Schluss wird es nochmal etwas schneller und die Songs etwas älter: „New Millennium Cyanide Christ“, „Rational Gaze“ und „Future Breed Machine“, bevor MESHUGGAH als Rausschmeißer das lange “ Dancers To A Discordant System“ spielen. Wie gesagt: Eindrucksvoll, das Ganze, aber man muss es mögen.
Setlist:
- Demiurge
- Pravus
- Do Not Look Down
- The Hurt That Finds You First
- Bleed
- New Millennium Cyanide Christ
- Rational Gaze
- Future Breed Machine
- Dancers To A Discordant System
Machine Head
Galerie mit 14 Bildern: Machine Head - FortaRock 2012Als MACHINE HEAD die Freilichtbühne betreten, steht die Sonne bereits tief am Himmel – zusammen mit den Nebelschwaden schlechte Lichtverhältnisse für die Fotografen. Ächz. Intro, Dave McClain setzt sich hinter sein Drumkit, dann schlendern Robb Flynn und Co. nach vorne. Fäuste werden in die Höhe gereckt, Bierbecher, Pommesgabeln. Robb Flynn (optisch mittlerweile in der Waldschratliga angekommen) nickt wissend. Donnerndes Eingangsriff von „I Am Hell (Sonata In #C)“. Bierbecher fliegen reihenweise in die Höhe. Dann wird es schnell. Gary Holt von SLAYER schaut sich das Treiben auf der Bühne an. Weiter mit „Be Still And Know“ und „Imperium“. Die Menge singt jede einzelne Zeile mit.
Weiter mit „Beautiful Mourning“, „Locust“, „Struck A Nerve“… Nicht erst bei „Aesthetics Of Hate“ ist ordentlich Bewegung im Publikum. Bei der Bridge singt die Meute wieder mit. Fehlt noch „Halo“, neun Minuten. Robb Flynn feuert an, fordert zum Mitklatschen auf, und selbst die Securitys lassen sich nicht lumpen. Wall Of Death, Moshpit vor der Bühne, Bewegung, Pogo. Massiver Gig, würdiger Co-Headliner. Weiter geht’s.
Setlist:
- I Am Hell (Sonata In C#)
- Be Still And Know
- Imperium
- Beautiful Mourning
- Locust
- Struck A Nerve
- Aesthetics Of Hate
- Halo
Lamb Of God
Galerie mit 14 Bildern: Lamb Of God - FortaRock 2012Die Amis LAMB OF GOD haben in den letzten Jahren einen wahren Popularitätsquantensprung hingelegt, was sich auch heute auf dem FortaRock zeigt: Co-Headlinerslot im Billing, volles Zelt, und schon zehn Minuten vor Beginn des Gigs gibt es „Lamb Of God“-Sprechchöre… Ihr Soundgebräu aus Groove Metal, Metalcore und Death-Anleihen ist allerdings auch für die Bühne gemacht. Die fünf Musiker sehen älter aus, als sie sind: Allen voran Bassist John Campbell mit seinen schlohweißen Haaren und Rauschebart, der sich aber agil wie seine Mitstreiter zeigt. Mittelpunkt des Geschehens ist aber Sänger Randy Blythe, der mit seinen Rastazotteln umherzappelt und ansonsten die Menge im Griff hat: „We are very fuckin‘ pleased to be here in your motherfuckin‘ country!“ Jubel. „It already smells like Holland!“ Gelächter.
Bei „Walk With Me In Hell“ springt ein Fan auf die Bühne, umarmt Randy, und springt – Schuhe voran – wieder zurück in die Menge. Vollhorst! Dann lieber wieder auf die Musik konzentrieren: Da gibt es „Walk With Me… In! Hell!“ und zum Ende hin natürlich den Bandklassiker „Redneck“: Großer Circle Pit, Mitsingen. Der Menge gefällt’s, und wenn es nach ihr geht, darf der Abend ruhig noch weiter gehen. Geht er ja zum Glück auch. Schnell weiter zur Freilichtbühne.
Setlist:
- Desolation
- Ghost Walking
- Walk With Me in Hell
- Set to Fail
- Now You’ve Got Something to Die For
- Ruin
- Hourglass
- The Number Six
- Contractor
- Laid To Rest
- Redneck
- Black Label
Slayer
Galerie mit 15 Bildern: Slayer - FortaRock 2012Ich gebe zu: Ich habe SLAYER noch nie live gesehen, obwohl das eigentlich gar nicht geht. Jetzt aber ist es soweit: Schon von weitem ist die riesige Backline sichtbar, gegen die Tom Araya und Co. so groß wie Ameisen wirken. Größe hin oder her – natürlich sind sie Metal-Titanen. Auch mit einem Tom Araya, der seit seinem Bandscheibenvorfall auf sein exzessives Headbangen verzichten muss, und ohne Gitarrist Jeff Hanneman, der immer noch Probleme seit diesem ominösen Spinnenbiss hat – warum können sich Musiker nicht normale Haustiere wie Schlangen, Alligatoren oder Raubkatzen halten?
Einstieg mit „World Painted Blood“. Ersatzgitarrist Gary Holt (EXODUS) lockt seiner geschmackvoll blutbesprenkelten Gitarre wildeste Töne hervor. Nicht schlecht. Anschließend „Psychopathy Red“, dann der Kracher „War Ensemble“. Tom Araya wirkt hinter dem Mikro seltsam festgewachsen, ist aber per Krankenschein entschuldigt. Auf der rechten Seite fegt Kerry King, der mit seinen Ketten, Tätos und seiner Muskelmasse mittlerweile als Gesamtkunstwerk durchgeht, dafür umso mehr über die Bühnenbretter. Wildes Gitarrensolo. Coole Lichtshow. Jubel.
Dann „Altar Of Sacrifice“. Beim Intro zu „Seasons In The Abyss“ bahnt sich die Sonne ein letztes Mal den Weg durch die Wolkendecke. „Angel Of Death“: Bis in die hundertste Reihe singen die Fans den Text mit, und zwar jede Zeile: „Angel of death / Monarch to the kingdom of the dead“. Ordentlich Bewegung unter den Zuschauern, ist aber auch kalt geworden. Nach „South Of Heaven“ Rückkopplungen und mächtige Trommelschläge – keine Frage: Dave Lombardo läutet auf seinem durchsichtigen Drumset (!) das große Finale ein: „Raining Blood“. Wieder singt jeder mit. Tom Araya ist am dauergrinsen. Nach einem Gitarrensolo von Kerry King ist das Set sekundengenau um 23:00 Uhr beendet. Schade natürlich, dass jetzt wirklich Schluss ist – aber toll war’s. Danke, bis zum nächsten Mal!
Setlist:
- World Painted Blood
- Psychopathy Red
- War Ensemble
- Die by the Sword
- Chemical Warfare
- Hate Worldwide
- Mandatory Suicide
- Altar of Sacrifice
- Jesus Saves
- Seasons in the Abyss
- Hell Awaits
- Dead Skin Mask
- Snuff
- Angel of Death
- South of Heaven
- Raining Blood
Plus:
– gelungenes Billing mit zahlreichen Hochkarätern: SLAYER, MESHUGGAH, ASPHYX, SÓLSTAFIR etc. pp.
– nette Atmosphäre
– wer hätte es gedacht: STEEL PANTHER rocken das Zelt
– nette und hilfsbereite Securitys
– Frittenpreise
– keine Nachfestivalerkältung
Minus:
– Vollhorst springt bei LAMB OF GOD auf die Bühne und mit Karacho wieder zurück in die Menge
– BENIGHTED verpasst
– Sound auf der Freilichtbühne etwas leise – oder ich bereits taub?
Bizarr:
– STEEL PANTHER
– Grimassenalarm bei DEVIN TOWNSEND
– Secu, der aussieht wie Dirk Kuijt
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Toll geschrieben! Und ein paar Top-Bilder sind auch dabei B-)