FortaRock Festival
Arch Enemy, Immortal, Sacred Reich u.a. live in Nijmegen

Konzertbericht

Billing: Agnostic Front, Arch Enemy, Channel Zero, Dark Tranquillity, Ghost, God Dethroned, Gojira, Immortal, Kvelertak, Paradise Lost, Parkway Drive, Sacred Reich, Triptykon und Valient Thorr
Konzert vom 2011-07-02 | Park Brakkenstein, Nijmegen

 

DARK TRANQUILLITY

Zurück unter freiem Himmel: Die Schweden DARK TRANQUILLITY sorgen hier mit ihrem zuckenden Melo-Death für gelungene Abwechslung. Wobei: Ganz so zuckend wie in den Anfangstagen ist ihre Musik ja nicht mehr, aber der wie immer in Schwarz gekleidete Mikael Stanne hat schon eine bewunderswerte Kondition: Kaum ist er links am Bühnenrand zu sehen, fegt er an seinen Kollegen vorbei, um sich auf der anderen Seite in Richtung Publikum zu recken, zu dehnen, zu winden… Mittlerweile hat es auch aufgefrischt und die Kunstnebelschwaden ziehen in lang gezogenen Streifen von der Bühne. Eine gute Taktik also, um sich warm zu halten. Doch nicht immer geht es so stürmisch zu: Beim getragenen „Iridium“ steigen plötzlich vor der Bühne Seifenblasen gen Himmel – wer kommt bloß auf solche Ideen? Ansonsten bietet der Gig aber zwei gute Hände voller Hits der jüngeren Bandgeschichte – von A wie „At The Point Of Ignition“ bis T wie „Terminus (Where Death Is Most Alive)“.

Setlist:

  • At the Point of Ignition
  • The Fatalist
  • The Lesser Faith
  • Misery’s Crown
  • Monochromatic Stains
  • Iridium
  • Lost To Apathy
  • ThereIn
  • Final Resistance
  • Terminus (Where Death Is Most Alive)

 

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TRIPTYKON

Die Zeltbühne wird ordentlich in Kunstnebel gehüllt: Dort macht sich die Schweizer CELTIC-FROST-Nachfolgeband TRIPTYKON daran, mit ihren knarzenden Zeitlupenriffs eine düstere Atmosphäre zu kreieren. Und das gelingt ihnen gut, auch wenn das von den Zelteingängen eindringende Tageslicht eigentlich stört. Mittig steht Tom Gabriel Fischer, wie immer grotesk geschminkt, dunkle Wollmütze auf dem Kopf, Giger-verzierte Gitarre umgebunden. Rechts daneben V.Santura an der Gitarre, links Bassistin Vanja Slajh, umgedrehtes Kreuz auf der Stirn. Keine Frage: Auch wenn der malmende Black Doom nicht für den Massengeschmack taugt, das Ganze ist kompromisslos und authentisch. Und da die Band nicht nur eigene Songs im Handgepäck hat, sondern auch einige FROST-Klassiker, ist ihr der Zuspruch des Publikums gewiss – denn wem bei Düsterhymnen wie „Circle Of The Tyrants“ keine wohligen Schauer über den Rücken laufen, dem ist eh nicht mehr zu helfen.

Setlist:

  • Crucifixus
  • Procreation (of the Wicked) (Celtic Frost cover)
  • Goetia
  • Circle of the Tyrants (Celtic Frost cover)
  • Babylon Fell (Celtic Frost cover)
  • The Prolonging

 

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CHANNEL ZERO

Kontrastprogramm, Teil zwanzig: Die Freilichtbühne entern die reformierten belgischen Groove-Thrasher CHANNEL ZERO, deren größte Zeit zwar Mitte der Neunziger lag, die in BeNeLux aber offenbar immer noch eine recht große Fanschar haben. Jedenfalls ist ihnen der Jubel gewiss, auch wenn sich die Band optisch ein wenig zu sehr an irgendwelchen Vorbildern orientiert: Drummer Phil Baheux sieht aus wie der ältere Bruder von Roger Miret, Gitarrist Mike Doling wie der jüngere Vetter von Dino Cazeres, und Sänger Franky DSVD hat sicherlich mal ein Foto von einem gewissen Jaz Coleman gesehen. In diesem musikalischen Radius bewegen sich denn auch die Songs, von denen mir lediglich das eingangs abgefeuerte „Suck My Energy“ ein Begriff ist. Pech hat die Band in der Folge, als die Bassbox vorübergehend ihren Dienst quittiert und Frontmann Franky seine gesamten Entertainerqualitäten aufbringen muss, um das Publikum bei Laune zu halten. Als er aber „We Will Rock You“ anstimmt, ist es höchste Zeit für ein kurzes Pausenbierchen.

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PARADISE LOST

Und genügend Zeit, um sich auf den Düstermetall von PARADISE LOST einzustimmen. Sicherlich waren die Briten nie die größte Liveband auf diesem Planeten, aber wenn man sich einmal auf den feinen Humor von Sänger Nick Holmes eingelassen hat, wird man auch live großen Spaß mit den Briten haben: Nach dem eingangs abgefeuerten, vergleichsweise heftigen „Rise Of Denial“ stellt der blonde Sänger seine Band vor: „We’re PARADISE LOST from England – isn’t that weird!?“ Irgendwie cool. Weiter geht es mit einem bunten Potpourrie an Songs aus fast allen Phasen der Bandgeschichte, wobei vor allem die alten Tracks „Pity The Sadness“ und „As I Die“ für wohlige Gefühle bei den Fans in der ersten Reihe sorgen. Millie Evans übrigens, der umtriebige Stagetech der Band, der zuletzt als Aushilfsgitarrist und Keyboarder fungierte und Harmonyvocals beisteuerte, mischt diesmal wieder im Hintergrund mit – als helfende Hand für alles, während PARADISE LOST auf der Bühne keine Unterstützung benötigen: Sie bewegen sich in ihrem aktuellen, gemischten Set mit einer Selbstverständlichkeit wie eh und je. Gut so!

Setlist:

  • Rise Of Denial
  • Erased
  • Pity The Sadness
  • Enchantment
  • I Remain
  • As I Die
  • One Second
  • Forever Failure
  • Requiem
  • Say Just Words

 

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SACRED REICH

Weiter geht es unter freiem Himmel mit den amerikanischen Thrash-Ikonen SACRED REICH: Die haben nach wie vor eine treue Gefolgschaft – jedenfalls haben die Ende der Achtziger/Anfang der Neunziger veröffentlichten Alben „Ignorance“ und „The American Way“ und vor allem die EP „Surf Nicaragua“ genügend Klassikerpotential, um auch noch über zwanzig Jahre nach Veröffentlichung live zu funktionieren. Sicherlich: Die Zeit ist an den Musikern nicht spurlos vorüber gegangen, vor allem Frontmann Phil Rind ist arg in die Breite gegangen, und seine Vorliebe für Rauchzusätze aller Art tut er im Land des anderen Rauschs auch gern kund: „We don’t like to smoke pot“, verkündet er da der überraschten Menge, um mit Überzeugung fortzufahren: „We love to smoke pot!“ Alles klar, verstanden. Genauso wie die musikalische Botschaft an diesem Abend: „Administrative Decisions“ ist genauso mit dabei wie „Independent“, und zum Abschluss dröhnt die Coverversion von „War Pigs“ über das Festivalgelände (und darüber hinaus). Wieder zahlreiche Festivalbesucher, die alles mitsingen können, wieder zufriedene Besucher.

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IMMORTAL

Zeit für einen der Headliner an diesem Tag: Zeit für die Blizzard Beasts. Frühzeitig wird das Zelt in eine Nebelwand gehüllt, links und rechts stehen vor den Nebelmaschinen Ventilatoren, und die verteilen das Ganze so gut, dass man kaum etwas von den Pyros mitbekommt, die zu Beginn des Openers „All Shall Fall“ gezündet werden. Na ja, fast jedenfalls. Vorne huschen die beiden Protagonisten über die Bühne, der ewig finster dreinschauende Apollyon am Bass, dem die Rolle des Giftzwergs zukommt, und natürlich Frontmann Abbath. Der hat die Menge mit seinem ungelenken Charme schnell im Griff: „Let me hear your voices!“ Jubel. „Let me hear the ladies!“ Hochfrequentiger Jubel. Nicht weniger legendär seine Pose, bei dem er auf dem Absatz eine halbe Drehung macht und mit der Hand hinter dem Ohr verharrt. Jubel. Dann tippelt er wie ein Boxer auf den Zehenspitzen umher, um rechtzeitig beim Einsatz vor dem Mikrofon zum Stehen zu kommen. Brüller! Und auch musikalisch gibt es wenig zu meckern: „Call Of The Wintermoon“ fehlt ebenso wenig wie „Sons Of Northern Darkness“ oder „In My Kingdom… [Pause] Cold“, wie Abbath es ansagt. Und als jeder schon wieder die immer mal wieder gezündeten Pyros vergessen hat, endet das Konzert – mit „One By One“ und einem lauten Knall. Chinaböller D. Ein würdiger Headliner.

Setlist:

  • All Shall Fall
  • Sons of Northern Darkness
  • The Rise of Darkness
  • Damned in Black
  • Hordes to War
  • Call Of The Wintermoon
  • In My Kingdom Cold
  • Tyrants
  • One by One

 

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ARCH ENEMY

Ein letztes Mal zurück zur Freilichtbühne: Hier beschließen die Melo-Deather ARCH ENEMY den Abend, und zwar so, wie man es erwarten darf: Während der „Khaos Overture“ betreten die Bandmitglieder nach und nach die mit allerlei revolutionären Backdrops und Fahnen geschmückte Bühne. Jubel, Trubel, wunderbar. Die Amott-Brüder haben als Großmeister der sechs Saiten alle Hände voll tun, während Bassist Sharlee D’Angelo schon mal wie ein Wirbelwind umherfegt. Und Angela Gossow? Die agiert, wie man sie kennt: Immer wieder weites Ausholen mit dem Oberkörper, um dann einzuklappen und voll ins Mikro zu grunzen. Zwischendurch stiefelt sie mit einer der Fahnen über die Bühne, während sich die Flitzefinger ein geniales Solo nach dem anderen aus den Handgelenken schütteln. Und natürlich darf bei einer der multilingualen Ansagen von Angela nicht der Hinweis auf die Verbundenheit zum Land des Dopes fehlen. Dabei haben die Niedelande viel mehr zu bieten als Hasch und Co.: Beispielsweise das FortaRock Festival, und hier schließt sich der Kreis. Kurzum: Während sich die Nacht über Nijmegen senkt, sind noch etliche Metalfans vor einer Bühne in Brakkenstein versammelt und singen, nicken oder tanzen zur Musik von ARCH ENEMY. Mittlerweile ist es kalt geworden, aber die schwedisch-deutsche Formation gibt zum Schluss alles, um diesen Zustand vergessen zu machen: „No Gods, No Masters“, „We Will Rise“, „Nemesis“ und „Fields Of Desolation“

Setlist:

  • Khaos Overture
  • Revolution Begins
  • Ravenous
  • My Apocalypse
  • Bloodstained Cross
  • Dead Eyes See No Future
  • I Am Legend / Out For Blood
  • Under Black Flags We March
  • No Gods, No Masters
  • We Will Rise
  • Nemesis
  • Fields Of Desolation

 

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Keine Frage – das FortaRock ist eines der coolsten Festivals der diesjährigen Freiluftsaison: Cooles Billing, gute Location, guter Sound, entspannte Atmosphäre. Dazu beigetragen hat auch die hellwache Security, die alles im Griff hat. Die Preise könnten zwar etwas moderater sein, andererseits kann ein Eintagesfestival auch nicht mit Dumpingpreisen punkten. Insofern: Bei einem ähnlich starken Billing sollte im nächsten Jahr einem neuerlichen Abstecher nach Holland nichts im Wege stehen. Daumen hoch!

 

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10.07.2011

- Dreaming in Red -

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