Fleshgod Apocalypse, Omnium Gatherum, Azteca und Imperial Slave
Veleno Across Europe Tour 2022

Konzertbericht

Billing: Fleshgod Apocalypse, Omnium Gatherum, Azteca und Imperial Slave
Konzert vom 09.11.2022 | Café Central, Weinheim

Mit der „Veleno Across Europe“-Tour feiern FLESHGOD APOCALYPSE erneut ihr aktuelles Album. Mit von der Partie sind OMNIUM GATHERUM aus Finnland sowie wechselnde Supportbands. Wir begaben uns ins Weinheimer Café Central, um uns von diesem Death-Paket ordentlich die Trommelfelle ausbeulen zu lassen. Wir haben es nicht bereut.

Fotos aus München von Lea Wittkamm

Fleshgod Apocalypse – Tourplakat

IMPERIAL SLAVE

Den Anfang machen die Deather IMPERIAL SLAVE aus Neuseeland. Die erst 2021 gegründete Band hat bisher ein Debütalbum mit gut einer halben Stunde Laufzeit draußen und somit genau die richtige Menge Material für ihr Openingslot. Jeder fängt mal klein an, doch ihr Backdrop – der Bandname auf ein weißes Laken gesprayed – ist unfreiwillig low-key. Das richtige Banner haben sie nämlich, nach eigener Aussage, im Suff in Oslo vergessen. Trotz ihrer erst kurzen Laufbahn als Band sind sie ein eingespieltes Team und ziehen ihr Set tight durch. Ihr thrashiger Death hat einen Oldschool-Vibe und kommt beim Publikum gut an. Dieses wäre noch zahlreicher versammelt gewesen, hätte die Band nicht 15 Minuten vor dem angekündigten Beginn starten müssen. Dank des guten lokalen Bieres, das Sänger Sam Sheppard als ‚fucking good‘ bezeichnet, lässt sich dieser Umstand allerdings verschmerzen.

AZTECA

Bei AZTECA aus Mexiko ist der Name Programm, zumindest, was die Optik betrifft. Sie stellen mit ihrem aufwendigen Federschmuck, von dem sich in späteren Gesprächen einige fragen, wie sie den überhaupt transportieren, die Paradiesvögel des Abends. Für ihren Kopfschmuck ist die sehr kleine Bühne des Café Central gerade hoch genug, die Bühnenbeleuchtung wird allerdings häufiger gestreift. Musikalisch fallen AZTECA im ansonsten klar vom Death geprägten Billing ebenfalls aus der Reihe. Sie machen Power Metal der Midtempo-Gangart und setzen auf reichlich orchestrale Arrangements, lassen aber auch mal ein paar härtere Passagen einfließen. Der Bereich vor der Bühne füllt sich schnell und das Publikum findet offensichtlich großen Gefallen an der Band. Ein besonderer Hingucker ist die riesige Muschel, in die der Sänger bläst und die wie ein Nebelhorn klingt. Auch beim Fantreffen später ein echter Hit.

OMNIUM GATHERUM

Galerie mit 14 Bildern: Omnium Gatherum - Veleno Across Europe Tour 2022 in München
Nach den beiden Openern folgt mit den Finnen OMNIUM GATHERUM der Special Guest der Tour. Die Melodeather präsentieren endlich ihr Ende 2021 veröffentlichtes Album „Origin“ live in Deutschland und Umgebung, nachdem es hier bisher nur Festivaltermine gab. OMNIUM GATHERUM haben jedoch eine sehr ausgewogene Setlist am Start, die zwar einen Fokus auf das neue Album setzt, aber dennoch zu 60% aus älteren Songs besteht. Sie steigen mit neuem Material ein und schicken als Opener „Emergence“ und „Paragon“ ins Rennen. Wie das oft so ist, nimmt die Stimmung im Publikum danach zum älteren Track „Gods Go First“ vom 2018er „The Burning Cold“ richtig Fahrt auf. Nach „New Dymanic“ folgen noch ein paar neue Songs, bevor das letzte Drittel des Sets mit vier alten Stücken bestritten wird.

Angeheizt werden die Zuschauer:innen hauptsächlich von Fronter Jukka Pelkonens stetiger Interaktion mit dem Publikum. Doch nicht nur seine gute Laune wirkt ansteckend, sondern auch das synchrone Headbangen der Band. Dieses weitet sich auch hier auf den Zuschauerraum aus und sorgt für eine sehr hohe Haarkonzentration in der Luft. Die noch Zögernden werden von Jukka mit „stop screaming and start fucking headbanging“ ermahnt und steigen alsbald ein. Musikalisch reißen vor allem die Gitarrenmelodien mit, die man von Markus Vanhala kennt. Er und der erst dieses Jahr bei OMNIUM GATHERUM eingestiegene Nick Cordle (ex-ARCH ENEMY) schaukeln sich gegenseitig hoch und wirken bereits jetzt, als würden sie das schon zehn Jahre zusammen machen. Ihr gemeinsames Freestylen am Ende sorgt so für ein breites Lächeln zum Abschluss.

OMNIUM GATHERUM Setlist
1. Emergence
2. Paragon
3. Gods Go First
4. New Dynamic
5. Prime
6. Reckoning
7. The Unknowing
8. Nail
9. Frontiers
10. Skyline

FLESHGOD APOCALYPSE

Galerie mit 23 Bildern: Fleshgod Apocalypse - Veleno Across Europe Tour 2022 in München
Die Umbaupause vor FLESHGOD APOCALYPSE fällt etwas länger aus, denn die Italiener:innen haben sperrigen Kram, der auf eine eigentlich viel zu kleine Bühne muss. Pianist Francesco Ferrini findet mit seinem Miniflügel leider nur in der hintersten Ecke Platz und wird später ab der dritten Reihe nicht mehr zu sehen sein. Die Wartezeit wird dem Publikum mit ausgiebig klassischer Musik versüßt, durch die man sich mit Bier in der Hand gleich ein bisschen kultivierter fühlt. Als FLESHGOD APOCALYPSE ihr Set dann beginnen, gehen sie nach kurzem Geplänkel direkt mit Geballer in die Vollen und präsentieren „Fury“, den Opener ihres noch aktuellen 2019er Albums „Veleno“. Ihre Setlist wird sich ebenfalls als sehr ausgewogen erweisen, denn sie deckt so ziemlich den ganzen Output der letzten zehn Jahre ab.

Bereits überraschend früh im Set kommen „Sugar“ und „Monnalisa“, die man vielleicht lieber weiter gegen Ende gehört hätte. So bilden sich aber bereits zeitig die ersten Pits, die unvermittelt losbrechen und für das ein oder andere fallen gelassene Getränk sorgen. Bei der Show, die FLESHGOD APOCALYPSE bieten, sind jedoch sogar die unter den Sohlen knirschenden Scherben und das in die Chucks sickernde Bier egal. Sie prügeln unentwegt auf die Trommelfelle der Menge ein, sorgen durch melodische Parts und Veronica Bordacchinis Soprangesang aber auch für Gänsehautmomente. Ein Chor aus „Veronica“-Rufen zeugt von der Begeisterung des Publikums.

FLESHGOD APOCALYPSE sagen „No“

Einziges Manko ist der Sound. Dieser ist zwar druckvoll und auch insofern gut abgemischt, dass Hauptinstrumente und Gesang überwiegend klar rüberkommen, doch das Piano ist oft kaum zu hören und auch die intrikateren Gitarrenpassagen wirken etwas verwaschen. Das recht anspruchsvolle Zusammenspiel der vielen Elemente auf Platte kommt so nicht ganz rüber, was der Stimmung aber keinen Abbruch tut. Dies zeigt sich unter anderem, als Fronter Francesco Paoli als nächstes Stück eine neue Single ankündigt und die Zuschauer:innen fragt, ob sie denn deren Namen wüssten. Das „No“, das ihm aus vielen Kehlen entgegenschallt, ist an dieser Stelle natürlich keine Verneinung, sondern der gesuchte Titel. Hier packt Veronia ihren regulären Klargesang aus, um die von Britney Spears entlehnten Textzeilen zu singen. Mit einem Dreierpack an Stücken vom 2011er Album „Agony“ nehmen das Set von FLESHGOD APOCALYPSE und ein insgesamt fünfstündiger Konzertabend ihr Ende.

FLESHGOD APOCALYPSE Setlist
1. Fury
2. Healing Through War
3. Sugar
4. Monnalisa
5. The Violation
6. Epilogue
7. Minotaur (The Wrath of Poseidon)
8. No
9. Cold As Perfection
10. The Fool
11. The Egoism
12. The Forsaking

10.11.2022

headbanging herbivore with a camera

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