Five Finger Death Punch + In Flames
European Tour 2017
Konzertbericht
FIVE FINGER DEATH PUNCH
… denkt man noch, und dann stellen FIVE FINGER DEATH PUNCH gleich mit ihrem Opener „Lift Me Up“ klar, dass sie damit gar keine Mühen haben. Das Wichtigste zuerst: Sänger Ivan „Ghost“ Moody verlässt heute weder die Bühne, ohne zurückzukommen, und er pöbelt auch niemanden an – zumindest nicht unironisch. Im gegenteil sogar, Mr. Moody zeigt sich im Laufe des Gigs wunderbar aufgelegt und sehr fannah, gleich mehrmals holt er Leute oder ihre Merch-Artikel auf die Bühne, lässt sie mitrocken und den Rest der Show, wenn gewünscht, vom Bühnenrand sehen oder verpflichtet mal eben den Rest der Band dazu, wahllos auf die Bühne geholte Merch-Artikel zu unterschreiben.
Eine Entschuldigung für seinen „mental breakdown“ gibt es obendrauf, gleichzeitig bedankt er sich bei allen, die ihm Glück- und Besserungswünsche geschickt haben. Mehrmals wechselt er dabei die Fußballtrikots, wobei der FC St. Pauli nur einmal gewürdigt wird, ansonsten ists der HSV, dem Moody das Hemdchen widmet. (Nach eigener Aussage sind ihm Clubs jedoch relativ egal, er findet Fußball generell cool.) Und das Wörtchen „fuck“ spielt natürlich auch eine große Rolle. Ergo: Sympathischer als Ivan Moody sich heute gibt, geht es kaum.
Ähnliches gilt für die Musik: Wie nach den technisch prächtigen Auftritten von OF MICE & MEN und IN FLAMES zu erwarten war, dröhnen auch FIVE FINGER DEATH PUNCH glasklar und bestens austariert aus den Boxen. So sehr mir als Untergrund-Fan leid tut: Es gibt eben doch einen Unterschied zwischen Konzertarena und Jugendclub, zwischen Profi-Soundmenschen und DIY. Hier und heute sitzt jeder Ton genau da, wo er sitzen soll. Die fünf Herren aus Sacramento, Kalifornien, spielen sich durch ein Set, bei dem fast alle ihrer Alben zur Geltung kommen.
So geht es mit einem „Got Your Six“-dominierten Start los, es folgt das brutal mitgesungene (und mit einem mächtigen Circle Pit gekrönte) „Burn MF“. Dann verschwindet der Großteil der Band von der Bühne und Ghost gibt zusammen mit Jason Hook ein dreistückiges Akustikset zum besten: „I Apologize“ braucht das Publikum noch zum Aufwärmen, aber spätestens „Wrong Side Of Heaven“ und „Remember Everything“ werden lauthals aus sämtlichen (!) in der Halle versammelten Kehlen mitgegrölt. Gänsehaut? Aber hallo! Und Tränen: Moody verlässt kurz die Bühne, um die Fassung zurückzugewinnen. Ein emotionaler Moment, nicht nur für ihn.
Anschließend kommt dann auch der Rest der 5FDP-Truppe zurück auf die Bühne, und mit „Coming Down“ gehts weiter im metallischen Teil des Sets. Es folgen „Jekyll And Hyde“ sowie „Under And Over It“, zu denen Moody mit Baseballschläger auf die Bühne kommt, um einen Song lang die Deko zu vermöbeln. Nur den Mikroständer kriegt er nicht kaputt … das gelingt ihm nie, wie er leicht melancholisch gesteht. Anschließend verschenkt er den Schläger ans Publikum. Zum Glück sind Waffen nicht erlaubt. Hüstel.
Zum Abschluss fordert Mr. Moody dann, ganz im Gegensatz zu IN FLAMES‘ Anders, die Leute auf, ihre Handys auszupacken: „The Bleeding“ ertönt zu einem Lichtermeer aus Displays und Feuerzeugflämmchen. Man kann nur wiederholen: Gänsehaut! Und wie! Um den Faden vom Anfang nochmal aufzunehmen: Eigentlich hätten sich FIVE FINGER DEATH PUNCH nach der IN FLAMES-Show ganz schön anstrengen müssen, um da mithalten zu können. Eigentlich. Aber allen Zweifeln zum Trotz geben sich die Kalifornier unfassbar sympathisch, spielfreudig und gut aufgelegt, und obendrein gibt es – neben einem Aussetzer von Bassist/Backgroundsänger Chris Kaels Mikro – keine technischen Mängel zu beklagen. Das Professionelle eines Mainstream-Events kann halt auch mal schön sein.
FIVE FINGER DEATH PUNCH – Setlist:
- Lift Me Up
- Never Enough
- Wash It All Away
- Got Your Six
- Ain’t My Last Dance
- Bad Company (BAD COMPANY-Cover)
- Burn MF
- I Apologize (akustisch)
- Wrong Side Of Heaven (akustisch)
- Remember Everything (akustisch)
- Coming Down
- Jekyll And Hyde
- Under And Over It
- The Bleeding
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Ich war auf einem komplett anderen Konzert als der werte Schreiber!
Of Mice and Men waren gut, klasse Sound, gelungener Opener, ok!
In Flames hatten den besch********** Sound, den ich jemals auf einem Live-Konzert erlebt habe:
Man hörte ausschließlich Bass und Drums. ganz wenig Gitarre und kaum Gesang. Das Ganze war alles sehr sehr leise. Man konnte sich in normaler Lautstärke unterhalten! Sobald mitgesungen oder mitgeklatscht wurde, war keine Musik mehr zu hören. Ausnahmslos alle Umstehenden haben sich einfach nur baff angeguckt.
Danach FFDP. Wir sind früher gegangen. Ok, waren wegen In Flames da, aber das konnte man sich kaum antun. Als Sweet Home Alabama auf der Akustikgitarre ertönte, war für uns Schluss mit lustig.
Für 70 Euro einfach scheiße!
Interessant, dass bei den ganzen Konzertberichten im Netz über diese Tour niemand sich daran stört, dass FFDP nur 13-14 Songs spielen (und das als letzte Band) und In Flames es auf 19(!) bringen. Schwache Leistung der Band, aber auf ihren Headlinertouren packen sie ja auch nur 70 Minuten…