Fimbul Festival 2020
Der Festivalbericht
Konzertbericht
Ein Festival im Seuchenjahr 2020? Nach all den Absagen und Enttäuschungen wollte man eigentlich gar nicht mehr so recht daran glauben, dass es tatsächlich noch mit einem Festival klappen könnte. Umso größer war die Freude, als klar wurde, dass das Fimbul Festival 2020 stattfinden würde. In enger Abstimmung mit den Behörden haben es die Veranstalter möglich gemacht, das erst Ende Mai angekündigte Festival mit halbierter Teilnehmerzahl stattfinden zu lassen. Mit einem Line-up bestehend aus deutschen und österreichischen Bands sind auch Reisebeschränkungen kein Problem. So ging es am 04.09. und 05.09.2020 auf der Schweinsburg in Bornstedt hoch her. Doch wie sieht ein Festival unter Coronabedingungen aus?
Neben der üblichen Anmeldepflicht über Registrierungsformulare gilt es, Ansammlungen zu vermeiden und in bestimmten Bereichen, wo sich ein Abstand schwierig einhalten lässt, Maske zu tragen. Insgesamt also durchaus humane und gut umsetzbare Regeln, die beim Festival auch um einiges besser eingehalten werden als im öffentlichen Personennahverkehr. Nur vereinzelt muss die eigens bereitgestellten Masken-Security die Zuschauer zum Anlegen der Gesichtsbedeckung ermahnen. Dies soll aber keine Fallstudie zu Seuchenschutzmaßnahmen in der Veranstaltungsbranche werden, sondern den Fokus auf das legen, auf das die Besucher des Fimbul Festivals viel zu lange verzichten mussten: Metal auf der Bühne.
Bandgalerien von Thomas von Schaewen findet ihr am Ende des jeweiligen Tagesberichts.
Freitag, 04.09.2020
Pünktlich um 17:00 Uhr eröffnen INVOKER aus Köthen das Fimbul Festival. Sie steigen rifflasting und melodisch in ihr Set ein und liefern dem nach Livemusik lechzenden Publikum die erste Konzerterfahrung in viel zu langen Monaten. Mit einem langen Instrumentalteil bauen sie ordentlich Atmosphäre auf, bevor sie nach einer knappen Bandvorstellung mit Vocals in voller Besetzung loslegen. Das Infield füllt sich schnell soweit, wie es eben unter den geltenden Abstandsregeln geht. INVOKER wechseln zwischen melodischen und schwarz-ballernden Passagen und treffen mit ihrem Black-Death den Nerv des Publikums.
Bei nur einer Bühne verschafft die folgende Umbaupause allen die Gelegenheit, sich an den Ständen mit Speis und Trank einzudecken, bevor es fast genauso pünktlich wie zuvor mit JÖRMUNGAND weitergeht. Die Kölner setzen bei ihrem Pagan Metal auf deutsche Texte und ganz viel Pathos, ohne dabei jedoch zu kitschig zu wirken. Anders als viele Genrekollegen verzichten JÖRMUNGAND auf übermäßiges Wikinger- oder Germanen- Gepose, sondern lassen die Musik für sich sprechen. Beim Fimbul-Publikum haben sie nicht zuletzt aufgrund ihrer sympathischen Art schnell einen Stein im Brett und lösen den ersten Moshpit des Festivals aus, auch wenn dieser nur aus zwei Personen in ihrer Abstands-Blase besteht.
Mit NORNÍR wird es im Anschluss zum ersten Mal richtig schwarz. Mit den Freibergern und Freibergerinnen hält auch das Corpsepaint auf der Fimbul-Bühne Einzug. Ein Fest für alle, die vor allem wegen des recht hohen Anteils an Black Metal angereist sind. Fronterin Lethian eröffnet den Auftritt rituell angehaucht mit einer Handtrommel und skaldisch anmutendem Gesang. Dieser Klargesang wird während des Sets von NORNÍR aber nur noch selten auf den Plan treten, denn angesagt ist hauptsächlich astreines, dem Genre angemessenes Gekeife. Dunkel, kalt und treibend brechen Gitarren und unablässig hämmernde Drums über die Zuschauer herein, die sich noch etwas zahlreicher versammelt haben und der Band nicht nur mit ausgiebigem Headbangen, sondern auch mit dem verdienten Applaus Tribut zollen.
Ein wenig hin und her geht es an diesem Festival-Freitag schon, denn mit GERNOTSHAGEN kehrt nun der Pagan Metal zurück. Die Truppe aus Trusetal ist aber auch ordentlich angeschwärzt unterwegs, was doch wieder sehr gut ins Bild passt. Besonders imposant ist das Erscheinungsbild von Fronter Askan. Mit rabenschwarzem Gesicht und Kontaktlinsen, die seinen Augen ein blaues verleihen, stiehlt er fast der eigenen Musik die Show. Bevor es aber wirklich losgeht, gesellt sich Ex-Gitarrist und Fimbul-Veranstalter Maik Pomplun zu seinen Kollegen und ermahnt die Besucher nochmals zur Einhaltung der behördlichen Auflagen. Dann ist es Zeit für GERNOTSHAGEN, die das Publikum sofort in ihren Bann ziehen. Musikalisch geradeaus und vielleicht nicht unbedingt sehr ausgeklügelt, treffen sie bei ihrer Zielgruppe aber gerade durch ihre Eingängigkeit ins Schwarze.
Ein relatives Kontrastprogramm bietet sich den Fimbul-Besuchern im Anschluss mit HARAKIRI FOR THE SKY. Die Österreicher waren recht kurzfristig nach einer Absage von HELRUNAR eingesprungen, die – verfolgt man die Online-Auftritte von Band und Festival – wohl zu Unstimmigkeiten zwischen den beiden Parteien geführt hat. Davon ist diesem Freitagabend aber nichts anzumerken. HARAKIRI FOR THE SKY bedienen bei nun vollständiger Dunkelheit mit ihrer Melancholie und den verzweifelten Ausbrüchen von Fronter J. J. die emotionalen Bedürfnisse des Publikums. Von apathischem Schwelgen bis hin zum unwillkürlichen Gefühlsrausch ist alles drin. HARAKIRI FOR THE SKY reißen mit, was sich deutlich an der Zuschauerreaktion ablesen lässt. Fast flächendeckend werfen sich Körper im Takt nach vorne, fliegen Haare wieder empor und werden Masken im Anschluss zurechtgerückt. Ohne jegliche Ansagen lassen HARAKIRI FOR THE SKY ihre Show auf die Besucher wirken und verabschieden sich schließlich mit „Calling The Rain“ und dem Outro „Mad World“.
Noch ist der erste Festivaltag nicht vorüber, denn noch warten WANDAR aus Halle an der Saale auf ihren Auftritt, den man wohl am besten als After-Headliner-Slot bezeichnet. Kurz vor Mitternacht ist schließlich auch die ideale Zeit für eine weitere Portion Black Metal, der hiermit um die Ecke kommt. Mit teils sphärischen Gitarren und einem dichten Sound bauen WANDAR eine solide Atmosphäre auf, ziehen diesen Stil aber nicht konsequent durch, sondern flachen immer wieder ab und machen Ausreißer ins Stumpfe, was dem Gesamteindruck einen Dämpfer verpasst.
Bandgalerien Fimbul Festival Tag 1
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