Konzertbericht

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Fiddler’s Green – Die Wall Of Folk Tour 2011 startet in Bochum mit einem großartigen Tourauftakt.

Wer sich in den letzten beiden Sommern auf dem einen oder anderen Festival herumgetrieben hat, der sollte nicht an ihnen vorbei gekommen sein. Die Irish-Speed-Folk-Band FIDDLER’S GREEN hat nicht nur auf dem Summer Breeze 2010 gewaltig abgeräumt. Auch auf dem ersten Teil der „Sterneneisen Tour“ von IN EXTREMO waren sie allerorts ein herzlich willkommener Gast. Wer einen der unzähligen Gigs von FIDDLER’S GREEN miterleben durfte und wem die Musik der Erlangener ebenfalls in den Kopf gestiegen ist, dem wird sicherlich der Begriff „Wall Of Folk“ bekannt sein. Was einmal als Gag entstand, ist seit neustem auch Albumtitel eines äußerst starken Silberlings, der die Band in diesem Herbst und dem kommenden Winter auf die Straßen des Landes zieht, um in zahlreichen Konzertsälen die Luft zum Kochen zu bringen.

Heute steht der Tourauftakt an. Das anvisierte Ziel ist dabei die Bochumer Matrix. Zwar ist die gemütliche Location mit dem ansehnlichen Backsteingewölbe nicht sonderlich geeignet für die bereits erwähnte Wall Of Folk (die auch heute unter Garantie nicht ausbleiben wird), aber Platz zum Herumhüpfen und Feiern bleibt allemal ausreichend. Während sich der eine oder andere Fan vor in die erste Reihe schlägt, lungern andere am Merchandising Stand herum, um sich bereits im Vorfeld mit neuen Shirts und dergleichen einzudecken.

ZICO

Zwischen dem Einlass und dem Start der Vorband liegen heute Abend sage und schreibe 60 Minuten Wartezeit. Für die Fans, die sich bereits von der Qualität des neuen Albums überzeugt haben und es nicht abwarten können, die neuen Songs live zu hören, heißt es demnach, eine ordentliche Stange Geduld aufzubringen. Denn nicht nur die Wartezeit zwischen Einlass und Beginn spannt auf die Folter, sondern auch die Vorband ZICO.

Galerie mit 13 Bildern: Zico - Fiddler's Green - Wall Of Folk Tour - Bochum 2011

Die drei Mittelfranken machen zwar einen ganz sympathischen Eindruck auf der Bühne, aber das Publikum erweist sich als äußerst hart und ungnädig. Sicherlich ist Reggae Blues größtenteils nicht das, was die Fans hören wollen. Immerhin ist die ausgesprochene Mehrheit dem Metal verfallen und durch dieses Raster fallen ZICO gleich zu Beginn durch. Die Fans wollen FIDDLER’S GREEN sehen und hören, und da machen sie auch keinen Hehl draus. Was sich anfangs noch als bescheidener Applaus tarnt, wandelt sich im Laufe der Spielzeit von ZICO zu teilweise unfreundlichen Zwischenrufen. Schade drum, denn die drei sind durchaus bemüht, und Musikgeschmack ist bekanntlich verschieden. Zugegebenermaßen wirkt die Musik etwas eintönig und besonders der Text von dem letzten Titel „Rastamann“ ist etwas anstrengend, aber stellenweise wäre ein wenig mehr Respekt durchaus angebracht gewesen.

FIDDLER’S GREEN

Bereits in der Umbaupause steigt die Stimmung um ein vielfaches an. Die wartenden Fans singen und stimmen sich gebührend auf den nahenden Auftritt ein. Während André noch eifrig bemüht ist, die Technik adäquat zum Laufen zu bringen, prangt am Ende der Bühne das große, neue Backdrop von FIDDLER’S GREEN. Die Fans wärmen zeitgleich ihre Stimmbänder mit lautem „Let’s go Fiddler’s!“-Singsang vor und jubeln vor Freude, als die Melodie von „Wall Of Folk“ sich seinen Weg durch die Boxen bahnt. Sofort kommt reichlich Bewegung in die Menge und gerade die instrumentellen Parts in dem Opener des neuen Longplayers können enorm mitreißen.

Die ersten drei Stücke der Setliste sind genauso, wie sie live auf die Fans losgelassen werden, dem Album entnommen, welches Ende September erst veröffentlicht wurde und sich bis auf Platz 24 der deutschen Albumcharts kämpfen konnte. Obwohl das Album seit nicht einmal einem vollständigen Monat über die Ladentheke geht, erblickt man in den ersten Reihen fast ausschließlich mitsingende und strahlende Menschen. Etwas weiter zurück geht da „Queens Of Argyll“ vom 2000er Album „Another Sky“.

Bereits im März dieses Jahres waren FIDDLER’S GREEN unter den Fittichen der Bochumer Matrix im Pott und hatten sich in der Christuskirche eingefunden, um dort ein eindrucksvolles Akustikset zu spielen. Gleich zu Beginn der heutigen Show stellt sich ein kleines Deja-Vu-Erlebnis zu dieser Show ein, das wohl nicht nur der Band durch die Köpfe geht, sondern auch den Fans, die selbige Show ebenfalls besucht haben. Viele Zwischenrufe à la „Halt’s Maul und Tanz“, gefolgt von einem trockenen „Schnauze“ von Albis Seite hat jedenfalls einmal mehr die Lacher auf seiner Seite. Glücklicherweise erweisen sich die mitteilungsbedürftigen Herrschaften als nicht ganz so hartnäckig wie auf dem Akustik-Gig, so dass das vollgestopfte Set in einem straffen Tempo durchgezogen werden kann. Spätestens nach „Jump“ läuft auch dem letzten Anwesenden die Suppe vom Körper und durchtränkt die Kleidung. Bald darauf stehen die ersten jungen Frauen im BH vor der Bühne und feiern unbefangen weiter.

Die Setlist ist auffällig stark mit neuen Songs gefüllt. Hin und wieder fügt sich ein mehr oder weniger alter Klassiker dazwischen ein. Ein Blick auf das begehrte Papier, welches auf dem Boden der Bühne mit dem guten alten Gaffa fixiert ist, offenbart, dass lediglich zwei Songs von der „Wall Of Folk“ fehlen. Ein äußerst gewagter Schritt, der vollends erfolgreich ist, wenn man hört, wie einwandfrei die Fans einzelne Textzeilen auswendig können. Sehr eindrucksvoll ist dabei der gesprochene Part der ersten Single-Auskopplung „Victor And His Demons“. Die FIDDLER’S strahlen dabei wie eh und je bis über beide Ohren und verkörpern auf der Bühne den puren Spaß. Die Fans und die Band pushen sich gegenseitig permanent weiter auf.

Galerie mit 38 Bildern: Fiddler's Green - Fiddler's Green - Wall Of Folk Tour - Bochum 2011

Der vorläufige Höhepunkt der Show wird erreicht, als „Rocky Road To Dublin“ und das spontan eingeschobene „Shut Up And Dance“ dafür sorgen, dass es kein Halten mehr gibt. Eine Sauna mit Aufguss wäre zu diesem Zeitpunkt wohl ein Witz gegen die klimatischen Verhältnisse in der Matrix.

Während Pat bei „Fields Of Green“ auch den deutschen Gesangspart ohne irgendeine Möglichkeit der Beanstandung übernimmt, den ursprünglich Michael Rhein, alias das letzte Einhorn, von IN EXTREMO eingesungen hat, hängt das gute alte „Irish Air“ schon ein wenig mehr. Zur Freude der Fans soll eine junge Dame aus dem Publikum den Texthänger richten, was für mächtigen Spaß bei allen Beteiligten sorgt. Mit dem ebenfalls altbekannten „Folk’s Not Dead“ endet der erste Teil des langen Konzerts. Ein zweiter folgt mit gleichbleibend brillanter Stimmung, „Tam Lin“, „Rollin'“ und „Bugger Off“. Später wird dann noch vollkommen spontan „Marie’s Wedding“ in „Jenny’s Wedding“ umgetauft. Der Name der jungen Frau, die bei „Irish Air“ die Bühne geentert hat, sorgt somit ein weiteres Mal für breites Grinsen, und selbst die Fans von FIDDLER’S GREEN tauschen den Namen beim Singen an den entsprechenden Stellen aus.

„Wall Of Folk“ endet mit dem gemütlichen Ohrwurm „Dirty Old Town“. Auch heute Abend bildet dieser Song das Schlusslicht. Die Fans singen ein letztes Mal zufrieden mit und haben der Band ganz gewiss einen absolut erfolgreichen Tourauftakt ihrer ersten Headliner-Tour beschert.

Während die Siebensachen auf der Bühne zusammengeräumt werden, finden sich Fans und Band im näheren Umkreis des Merchandising-Standes ein, um dort noch das ein oder andere Bierchen zu trinken und ein wenig zu Schnacken.

Wie man sich an der Länge des Berichtes denken kann, fällt das Feedback durchweg positiv aus. Jede Show von FIDDLER’S GREEN ist vollgestopft mit guter Laune, Abwechslung und jeder Menge Spaß. Ebenso war es auch in der Matrix der Fall. Die Städte, die in den nächsten Wochen noch in den Genuss kommen dürfen, FIDDLER’S GREEN live zu erleben, dürfen sich bereits jetzt auf eine dicke Sause freuen.

Setlist:

  • 1. Wall Of Folk
  • 2. P Stands For Paddy
  • 3. Country Of Plenty
  • 4. Queen Of Argyll
  • 5. Jump
  • 6. Scolding Wife
  • 7. Days Of Yore
  • 8. Greens And Fellows
  • 9. I’ll Tell Me Ma
  • 10. Victor And His Demons
  • 11. Lost To The Moon
  • 12. Solo
  • 13. Star Of The County Down
  • 14. Rocky Road To Dublin
  • 15. Shut Up And Dance
  • 16. Yindy
  • 17. Fields Of Green
  • 18. Hangman
  • 19. This Old Man
  • 20. Irish Rover
  • 21. Irish Air
  • 22. Folk’s Not Dead
  • —–
  • 23. Tam Lin
  • 24. Rollin
  • 25. Bugger Off
  • —–
  • 26. Bonny Ship The Diamond
  • 27. Marie’s Wedding
  • —–
  • 28. Dirty Old Town
14.10.2011

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