Konzertbericht

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Seit 1990 sorgen die Erlanger FIDDLER’S GREEN mit ihrem „Irish Speedfolk“ bereits für gute Stimmung in den Konzertsälen der Republik. Nun gehen sie gewissermaßen zurück zu ihren musikalischen Wurzeln und bringen ganz ohne elektrische Verzerrung die gepflegte Atmosphäre eines verrauchten Pubs auf die Bühne. „Acoustic Pub Crawl“ nennt sich das Konzept ihrer laufenden Tour, zu der passenderweise auch eine gleichnamige Live-CD erschienen ist.

Die Stuttgarter Wagenhallen, eine unkonventionelle Location unweit der umstrittensten Baustelle der Republik, bilden heute die Kulisse für eine Show, die auch ohne E-Gitarren die Fans zum lautstarken Mitsingen, Tanzen und Pogen bringt. Herrscht in der Vorhalle noch empfindliche Kälte, so wurde der Konzertsaal bereits gut auf Betriebstemperatur gebracht. Im weiteren Verlauf des Abends nähert sich das Hallenklima immer mehr den vielzitierten Sauna-Verhältnissen an.

Nichtsdestotrotz treten FIDDLER’S GREEN heute nicht in Badehosen auf, sondern haben sich in schicke Retro-Anzüge gekleidet, die zusammen mit Rainer Schulz‘ Kontrabass dem optischen Erscheinungsbild eine leichte Jazz-Note verleihen. Da passt es gut, dass die Musiker immer wieder Anleihen an die verschiedensten musikalischen Traditionen von Reggae über Swing bis hin zu Latin-Music nehmen.

Die Setlist wartet mit strombefreiten Neuinterpretationen einiger alter Band-Klassiker und Traditionals auf. Neben dem selbstbetitelten Debütalbum sind es aber vor allem das jüngste Studiowerk „Wall Of Folk“ und dessen beide Vorgänger „Sports Day At Killaloe“, sowie „Drive Me Mad!“, deren Songs in ein akustisches Gewand gehüllt. Dazwischen beweist die Band auf der Bühne wahre Entertainer-Qualitäten und überbrückt die häufigen Instrumentenwechsel mit vielen launigen Ansagen.

Von der Akustik-Gitarre über Banjo, Geige und Akkordeon bis hin zu Melodica und Laute findet heute ein bemerkenswert vielseitiges Instrumentarium Verwendung. Vereinzelt werden weitere Exoten wie Maultrommel, Glockenspiel, Triangel oder Waschbrett hinzugenommen. Besondere Erwähnung verdient wieder einmal das Drum-Kit von Frank Jooss, der nicht nur auf verschiedenen Trommeln, Becken und Schellenkranz, sondern auch auf einem Blecheimer, einer Fahrradhupe, und einer leeren Bierflasche herumlärmt.

Anfangs wirkt das Publikum noch etwas müde und reagiert eher träge auf die Mitmach-Aufforderungen der Band. Doch bald taut die Menge auf und spätestens mit „Bottom Of Our Glass“ kommt die Party richtig in Schwung. Nun wird mittig vor der Bühne ununterbrochen gepogt und in der ganzen Halle gehüpft, getanzt und mitgesungen. Akustisch muss also noch längst nicht gemütlich bedeuten.

Mit „Charlie“, „Cripple Creek“ und „No More Pawn“ (oder doch „No More Porn“?) haben FIDDLER’S GREEN drei komplett neue Stücke auf dieser Tour im Programm, die nicht minder gut ankommen wie die Klassiker „The Creel“, „Highland Road“ oder „Empty Pockets, Empty Fridge“. Und nachdem es mit „Apology“ und „All These Feelings“ vorübergehend etwas melancholisch geworden ist, geht die Post mit dem epischen „Victor And His Demons“ und dem launigen „Strike Back“ noch einmal richtig ab.

Das wunderbar selbstironisch zelebrierte „Bugger Off“ markiert den Abschluss des regulären Sets. Doch natürlich lassen sich FIDDLER’S GREEN nicht lange um eine Zugabe bitten. Zunächst kehrt Sänger/Gitarrist Ralf „Albi“ Albers alleine zurück, um nur mit einer Akustik-Klampfe bewaffnet „Into The Sunset“ von seinem Solo-Album zu präsentieren. Bei „Tam Linn“ und „Folk’s Not Dead“ ist die Band dann aber wieder komplett.

Noch ein zweites Mal lässt sich die Band bitten, diesmal ist es Gitarrist/Sänger Patrick „Pat“ Prziwara, der begleitet von Stefan Klug an der Melodica dem großartigen Billy Joel Tribut zollt und dessen „Piano Man“ covert. Endgültig Schluss ist dann nach „Raggle Taggle Gypsy“ und „Blarney Roses“, nach dem sich die sympathischen Erlanger besonders tief vor ihrem Publikum verbeugen und dieses nach zweistündiger Spielzeit in die Nacht entlassen.

 

Setlist FIDDLER’S GREEN:

  • The Irish Rover
  • Don’t Come Again
  • The Creel
  • Walking High
  • Long Gone
  • Bottom Of Our Glass
  • Cripple Creek
  • The Jolly Beggar
  • Highland Road
  • No More Pawn
  • I’m Here Because I’m Here
  • Empty Pockets, Empty Fridge
  • (You) Drive Me Mad
  • Apology
  • All These Feelings
  • Charlie
  • Victor And His Demons
  • Star Of The County Down
  • Yindy
  • Strike Back
  • Bugger Off
  • Into The Sunset
  • Tam Linn
  • Folk’s Not Dead
  • Piano Man
  • Raggle Taggle Gypsy
  • Blarney Roses
17.11.2012

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