Festival des Vieilles Charrues

„Merci Carhaix“ – „Danke Carhaix“ schrieen tausende von Menschen am Freitag vor Öffnung des Festivalgeländes. Ein Schrei der Erleichterung, nachdem wochenlang nicht klar war, ob das Festival des Vieilles Charrues in Carhaix stattfinden würde oder nicht. Kurz zur Vorgeschichte:
Die Unterstützung für die Kulturschaffenden zwischen ihren Arbeitsperioden soll drastisch gekürzt werden. Das betrifft nicht nur Künstler sondern auch Bühnenarbeiter, Licht- und Tontechniker, kurz alle, die zum Gelingen von Kulturereignissen beitragen und saisonbedingt zwischen verschiedenen Arbeitsaufträgen immer wieder arbeitslos sind. Dann sind sie auf die Unterstützung der Arbeitslosenkasse UNEDIC angewiesen.
Für die Betroffenen ein Grund zum Streik. Die Franzosen stärken ihnen allgemein den Rücken und bangen doch gleichzeitig um ihre größten Kulturfestivals: alle wurden Anfang Juli vorerst annulliert. Der Kampf um die Vieilles Charrues begann: Demonstrationen, Menschenketten und schließlich die Entscheidung: Ja, zum größten französischen Musikfestival seiner Art. Merci Carhaix!

Besonders an diesem Festival sind nicht nur die Zuschauer, die aus jedem Alter und jedem Stil zusammengewürfelt sind, sondern auch das Programm neben den Konzerten. Ein Zirkuszelt war zum Beispiel die bretonische Bühne. Dort spielten traditionelle Bands aus der Gegend und am Samstagabend startete ein riesiges Fest-Noz.
Fest-Noz das ist ein traditionelles Tanzfest, doch diese Beschreibung wäre zu altbacken. Die Bands mischen die bretonische Musik [sehr ähnlich dem Irish Folk] oft mit Rock und nicht nur auf dem Festival ziehen die „Feste der Nacht“ junge Leute an. Hinzu kommen die Auftritte der Straßenkünstler, Gaukler und Akrobaten, die auf einer eigenen Bühne [das macht fünf Bühnen insgesamt!] und auch überall auf dem Festivalgelände auftraten. Das Festival des Vieilles Charrues hat halt eine ganz eigene Atmosphäre… .

Als ich das Programm des Festivals zum ersten Mal in den Händen hielt, konnte ich zugegebenermaßen mit dem meisten recht wenig anfangen: nicht nur, dass vor allem französische Gruppen und viele kleine Stars des Programm ausmachten, nein, zu meinem Erschrecken musste ich feststellen, dass eine eigene Elektro-Bühne vorgesehen war – einfach nicht mein Ding. Mein Interesse galt daher Gruppen wie The Pretenders, Supergrass und natürlich R.E.M.