Evanescence
Evanescence live 2011 in Düsseldorf und Berlin

Konzertbericht

Billing: Evanescence und Kellermensch
Konzert vom 2011-11-18 | Mitsubishi Electric Hall, Columbiahalle, Düsseldorf, Berlin

 

 

EVANESCENCE + THE PRETTY RECKLESS + KELLERMENSCH
20. November 2011, Columbiahalle Berlin

 

Evanescence

Pünktlich um 19 Uhr beginnt die dänische Art Rock Band KELLERMENSCH ihr halbstündiges Set. Die Band wurde 2006 in Esbjerg gegründet, 2009 erschien in Dänemark das Debütlbum „Kellermensch“, das 2011 über Vertigo auch in Deutschland veröffentlicht wurde.

 

Galerie mit 16 Bildern: Kellermensch - Evanescence - Berlin

 

Die Musiker erscheinen mir wie eine Ansammlung von Einzelkämpfern, jeder in seiner eigenen kleinen Welt ohne direkten Kontakt zu den anderen Musikern auf der Bühne. Bassist Claudio Suez läuft zwar permanent über die gesamte Bühnenbreite, interagiert aber trotzdem kaum mit dem in seinen Texten vollkommen aufgehenden Sänger und Gitarristen Christian Sindermann. Organist und Sänger Sebastian Wolff sitzt meist mit dem Rücken zum Publikum. Nur wenn er an sein Mikrofon tritt, sieht man auch sein Gesicht, ansonsten ist er im Bühnenhintergrund in sein Spiel vertieft. Schlagzeuger Anders Trans geht in der Dunkelheit der Bühne, die von statischem pinkem Licht „erhellt“ wird, sogar komplett verloren, aber zumindest hört man ihn problemlos. Neben den vier bereits aufgezählten Musikern füllen noch John Laursen am Kontrabass, Gitarrist Jan Laursen und eine Violinistin die Bühne durch ihre Präsenz und die Musik durch ihr Spiel.

Nicht nur mit dem Namen KELLERMENSCH drückt die Band ihre stilistische Ausrichtung aus, auch das Outfit ist entsprechend der Inspirationsquelle von Kunst und Literatur des 19. Jahrhunderts gewählt. In Bezug auf die Texte ist eine Nähe zum russischen Autor Fjodor Dostojewski erkennbar, von dessen Roman „Aufzeichnungen aus dem Kellerloch“ auch der Name der Band entliehen ist. Die Musik ist nicht gerade das, was ich leicht verdaulich nennen würde, eher irritierend und leicht verstören, aber auf eine positive Art! Eine Band mit der ich mich bei Gelegenheit intensiver auseinandersetzen werde.

Evanescence

Kurz vor 20 Uhr beginnt die Tabledance Show – Entschuldigung – der Auftritt von THE PRETTY RECKLESS, die NINE INCH NAILS‘ großartigen Song „Closer“ als Intro gewählt haben. Was die vier Musiker, genauer gesagt Frontfrau Taylor Momsen, präsentieren, ist die Verbühnlichung von „Sex sells“. Die Dame betritt in High Heels und Miniminiminikleid, das während der ersten drei Lieder von einer Lederjacke und einem olivgrünen unförmigen Hemd bedeckt wird, die Bühne.

 

Galerie mit 15 Bildern: The Pretty Reckless - Evanescence - Berlin

 

Kaum sind die Fotografen aus dem Graben, fallen die überflüssigen Hüllen und Madame steht nur noch in dem äußerst knappen Kleidchen da – der interessante Teil der Show kann beginnen. Hervorzuheben ist diesbezüglich der Ritt auf dem Mikrofonständer, der keine Wünsche offen lässt, sicherlich auch zum Text passt, aber schlichtweg deplatziert ist. Für „Medicine“ greift Taylor Momsen, die laut Wikipedia wohl die Rhythmusgitarre spielt, zu eben dieser, klopft im Takt auf dem Korpus herum und schlägt hin und wieder sogar mal einen Ton an, ob das den Song musikalisch wirklich bereichert und man sich damit die Rhythmusgitarre in der Bandbesetzung zuschreiben kann, sei jedoch dahin gestellt.

So weit ich mich erinnern kann, ist gegen die Musik der Band nichts auszusetzen, auch gegen das „Seven Nation Army“-Cover kann ich nichts einwenden. Dennoch ist mir nicht ein einziger Song im Ohr hängen geblieben, die Performance von Fräulein Momsen lenkt einfach viel zu sehr von der Musik ab.

Setlist THE PRETTY RECKLESS

  1. Since You’re Gone
  2. Zombie
  3. Miss Nothing
  4. Just Tonight
  5. Goin‘ Down
  6. Medicine
  7. Seven Nation Army
  8. Make Me Wanna Die
  9. Factory Girl

 

Evanescence

Eine gefühlte Ewigkeit später betritt um 21 Uhr endlich Schlagzeuger Will Hunt die Bühne um die ersten Töne von „What You Want“, der ersten Single des aktuellen Albums „Evanescence“, anzuschlagen. Die Fans jubeln, Amy Lee stürmt die Bühne, die Fans jubeln lauter und die Columbiahalle kommt für die nächsten 75 Minuten nicht mehr zur Ruhe. Eine etwas längere Verschnaufpause gibt es für den Wirbelwind Amy Lee und ihre Fans nur in der Mitte des Sets, als ein Klavier für einige Songs auf die Bühne gebracht wird.

 

Galerie mit 18 Bildern: Evanescence - Evanescence - Berlin

 

Amy Lee ist offenkundig begeistert vom Berliner Publikum, bedankt sich wiederholt bei den Fans dafür, dass sie der Band trotz der langen Abstinenz treu geblieben sind und sie wieder so freundlich empfangen. Den Fokus bei der Songauswahl hätten sie auf das neue Album gelegt, ein paar alte Stücke dürfen aber dennoch nicht fehlen – „Going Under“ folgt direkt auf den Opener „What You Want“ und „Bring Me To Life“ beendet nach ziemlich genau 60 Minuten den Hauptteil des Abends. Dazwischen glänzen die fünf Musiker mit einer hervorragenden Performance und überzeugen sowohl bei den ruhigen Stücken als auch den rockigen Nummern. Dabei ist auffällig, dass die Bühne geradezu aufgeteilt zu sein scheint: Während Amy Lee einen sehr großen Bereich in der Mitte für sich hat, sind die drei Herren an den Saiteninstrumenten auf recht kleine Bereiche beschränkt – „das ist mein Tanzbereich, das ist dein Tanzbereich“ geht es mir durch den Kopf – bei dieser energiegeladenen Frontfrau ist es aber vielleicht auch sicherer, sich aus dem Wirbelbereich fern zu halten.

Evanescence

Nach ca. 60 Minuten ist es am Publikum, sich anzustrengen und die Band davon zu überzeugen, noch die drei Songs der Zugabe zu spielen. Zu „Your Star“ wird dann auch das Klavier noch einmal auf die Bühne gerollt und nach dem Überhit „My Immortal“ heißt es endgültig Abschied nehmen.

Ein hervorragender Auftritt, der mich nicht nur musikalisch überzeugt, sondern auch durch die hervorragend abgestimmte Lichtshow begeistert. Einziges Manko: 75 Minuten inklusive der Zugaben sind für die Hauptband etwas wenig, insgesamt 90 Minuten darf man bei einem Ticketpreis über 30 Euro von einer Band doch schon erwarten.

Setlist EVANESCENCE

  1. What You Want
  2. Going Under
  3. The Other Side
  4. Weight Of The World
  5. The Change
  6. Made Of Stone
  7. Lost In Paradise
  8. My Heart Is Broken
  9. Lithium
  10. Sick
  11. Ocean
  12. Call Me When You’re Sober
  13. Imaginary
  14. Bring Me To Life
  15. Never Go Back
  16. Your Star
  17. My Immortal

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03.12.2011

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