Euroblast Festival
Euroblast - The Ninth Coming: Der große Festivalbericht 2013
Konzertbericht
Sonntag
Glücklicherweise bleiben wir am dritten und letzten Tag des Euroblast von irgendwelchen Schwierigkeiten verschont und stehen – dem Köln-Marathon zum Trotz – pünktlich um halb zwei am frühen Nachmittag zu HEIGHTS (nicht zu verwechseln mit den Post-Hardcore-HEIGHTS, ebenfalls aus UK) vor der Mainstage. Und das Trio und sein introvertierter Progressive stellt sich in der Folge als sehr angenehmer Auftakt des Tagesprogramms dar. Mit dem ersten Kaltgetränk ausgerüstet lässt es sich so wunderbar schwelgen und träumen – der Beweis, dass auch feinfühligere Musik auf dem Euroblast funktioniert. Wobei man ehrlicherweise sagen muss, dass die Halle bei weitem auch noch nicht gefüllt war. Diejenigen, die da waren, haben die Darbietung der Engländer aber sichtlich genossen.
Im Anschluss betritt mit THE OMEA EXPERIMENT eine sehr spannende Formation die Bühne. Das Debüt der Band konnte mich vor einiger Zeit restlos überzeugen, umso gespannter war ich, ob Dan Wieten und seine Mannen ihre Songs auch live umsetzen können. Der Gig ist letztlich aber etwas durchwachsen. Spielerisch gibt es keinen Grund zur Kritik, allerdings tönt die Stimme von Sänger Wieten ein wenig gewöhnungsbedürftig, so dass der ein oder andere der Bühne den Rücken kehrt oder die Zeit nutzt, um das Mittagsmahl einzunehmen. Auch mich hauen die Jungs nicht aus den Socken, am Ende bin ich sogar ein wenig enttäuscht – da hatte ich mir mehr erhofft.
Galerie mit 6 Bildern: The Omega Experiment - Euroblast Festival - The Ninth ComingVielen sind die Franzosen von HYPNO5E noch nicht wirklich ein Begriff. Dies wird sich nach und nach ändern, denn die Band legt einen dermaßen intensiven Gig hin, dass manchen Anwesenden die Kauleiste runterklappt. Nachdem die Band schon vor einigen Monaten als Vorband von GOJIRA in Deutschland ein Riesenausrufezeichen setzen konnte (ihr Meisterwerk „Acid Mist Tomorrow“ erhielt bei uns 10/10 Punkten), wird der Triumphzug auch hier fortgesetzt. Der Trumpf von HYPNO5E ist dabei das Spiel mit Dynamik, bei dem sich gefühlvolle, fast dahingehauchte Passagen mit tonnenschweren Abrissbirnen abwechseln, ohne dem typischen Hart/Soft-Schema zu folgen. So zeigt man sich auch hier spannend, heavy und wunderschön zugleich. Großartige Band.
Galerie mit 7 Bildern: Hypno5e - Euroblast Festival - The Ninth ComingDie folgenden FEARED aus Schweden ziehen uns mit ihrem Groove-lastigen Metal nicht wirklich in den Bann. Die Band ist definitiv sympathisch, aber der knurrende Magen zieht uns aus der Halle.
Ausreichend gesättigt und pünktlich zu HACRIDE betreten wir wieder die Essigfabrik. Und die Franzosen liefern einen absolut großartigen Gig. Angetrieben von Ausnahme-Drummer Florent Marcadet spielt sich die Truppe durch ein äußerst unterhaltsames wie auch beängstigend anspruchsvolles Set. Damit bekräftigt der Vierer, der vor einiger Zeit mit „Back To Where You’ve Never Been“ ein absolutes Hammer-Album veröffentlicht hat, dass er zur absoluten Speerspitze des progressiven Metals gehört. Eine saustarke Performance, definitiv.
Galerie mit 4 Bildern: Hacride - Euroblast Festival - The Ninth ComingDanach schauen wir noch einmal kurz bei der Second Stage vorbei, wo gerade OVERDOWN spielten. Der etwas geradlinigere und deutlich melodische Metal der Jungs aus Madrid ist nett anzuschauen, aber auch ein wenig spannungsarm. Dennoch, eine sympathische Truppe.
Wir finden uns etwas später wieder vor der Mainstage ein. Dort steht nun der bislang geheim gehaltene „Secret Act“ auf dem Programm. Als kurz vor dem ersten Song die Kapuzen gelüftet werden ist klar: UNEVEN STRUCTURE sind die Überraschungsband. Viele im Saal freut das – und die Band legt sich auch gleich mächtig ins Zeug. Der sehr transparente Sound kommt den Franzosen natürlich entgegen. Und so liefern sie eine wirklich souveräne Vorstellung. Ich persönlich finde die Kompositionen der Truppe ein wenig zu glatt und nicht ganz so packend – mit dieser Meinung bin ich im Saal allerdings ziemlich alleine, wie es aussieht.
Bei MONUMENTS heißt es dann irgendwie „Djent Against The Machine“. Denn die maschinenhafte Tightness der Band trifft hier auf einen sehr menschlichen und fantastischen Frontman in Form des Tausendsassas Chris Barretto. Die Frontsau bringt allein durch sein Charisma die ganze Halle zum Kochen, während die Musiker wie eine gewaltige Soundmauer hinter ihm stehen – kaum möglich, sich dieser Walze zu entziehen. Barretto wechselt gekonnt zwischen Clean- und Sprechgesang und hetzt wie ein Irrer über die Bühne – begleitet von gruselig sauber gespielten Stakkato-Riffs. Und wer es auf die Reihe kriegt, die KOMPLETTE Essigfabrik zum Hinsetzen und kollektiven Ausrasten zu bringen, hat nur eines – gewonnen.
Galerie mit 10 Bildern: Monuments - Euroblast Festival - The Ninth ComingZwischendurch schauen wir mal bei den Japanern CYCLAMEN auf der Second Stage vorbei, die uns mit einem völlig chaotischen Soundcheck und anschließend unstrukturierten Frickel-Songs allerdings nicht überzeugen können. Klar, die Band hat riesiges Potenzial und technisch enorm viel drauf. Aber irgendwie wirkt das am heutigen Abend alles verdammt unkoordiniert und chaotisch. Wir wandern folglich wieder zurück zur Mainstage.
Fotos: Anton Kostudis / AKOS LIVEMOMENTE
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