Erik Cohen und Gorilladisco
live in Dortmund
Konzertbericht
Der Kapitän schaut in Dortmund vorbei. Gar nicht so absurd, bedenkt man, dass die schwatz-gelbe Biermetropole immerhin über den größten Kanalhafen Europas verfügt. Im Vorprogramm hat Ex-SMOKE-BLOW-Fronter Daniel Geiger alias Jack Letten alias ERIK COHEN die Dortmunder Lokalmatadore aus der GORILLADISCO dabei. Die junge Band spielt recht konventionellen, teils schwärmerischen und teils angerauten Indie Rock und hat vor nicht allzu langer Zeit ihre Debüt-EP veröffentlicht, die sich nach Angaben des Sängers „circa 25 Mal“ verkauft hat. Deshalb würde man sie an diesem Abend im FZW verschenken – dafür seien die Fair-Trade-Bandshirts umso teurer. An trockenem Humor mangelt es den Herren zumindest nicht.
Gegen 20.20 Uhr entern GORILLADISCO nach einem Intro vom Band die Bühne und begeben sich unter die kritischen Blicke der gut 70 versammelten ERIK-COHEN-Fans. Der kleine FZW-Saal ist alles andere als voll an diesem Abend, die anschließende Visions-Party scheint attraktiver zu sein, als das live dargebotene Vorprogramm. GORILLADISCO machen ihre Sache dennoch gut. Die Songs gewinnen live an Aggressivität, was ihnen sehr gut tut und so manche weichgespülte Länge der Studioversionen ausbügelt. Der Sound ist knackig und flott und liegt irgendwo zwischen FRANZ FERDINAND und BIFFY CLYRO. Geht live immer. Etwas lauter hätten die Vocals sein dürfen, etwas stärker die Gesangsperformance als solche auch. Ansonsten ein sympathischer Anheizer für das durchaus gemischte Publikum.
Setlist Gorilladisco
- Intro
- Ein Schritt
- Herzblut
- Leinen Los
- Ascheregen
- Wie Kinder
- Elf
- Die Stadt frisst dich
Die Umbaupause ist nicht von Dauer. Das Drumset wird ausgetauscht, einen wirklichen Soundcheck schenkt man sich. Zu den Klängen des Instrumentals „Kreuz“ vom COHEN-Debüt „Nostalgie für die Zukunft“ betritt die Band die Bühne – und wenig später auch ihr tätowierter Leader. Mit „Schattenland“ startet die Band mit einem der Hits der neuen Platte „Weisses Rauschen“ ins Set. Direkt darauf folgt mit „Kapitän“ eine wahre Hymne des Debüts. Kann man so machen. Das Gute an ERIK COHEN ist, dass die Alben so ehrlich eingespielt werden, dass die keinesfalls perfekte Singstimme keine falschen Erwartungen an die Live-Situation wecken kann. Mr. Letten singt tief, nutzt eine Art Kopfstimme, schreit und flüstert fast. Manches klappt live gut, manches weniger. Authentisch ist es immer. Dieser Mann kennt und lebt die Bühne. Den etwas spärlich gefüllten Bereich direkt am Bühnenrand beschreitet er unermüdlich – singt mit Fans zusammen, stößt mit ihnen an, macht die Not zur Tugend.
Das Fundament legt seine Band, die die Kompositionen mit bester Rock ’n‘ Roll-Attitüde vorträgt. Ab und an gibt es zusätzliche instrumentale Einschübe, ein bluesiges Solo wird verlängert, eine Bridge überzogen. Die simplen aber effektiven Arrangements lassen das zu. Über das Set verteilt streut ERIK COHEN eine ganze Reihe neuer Songs ein, die sich allesamt perfekt einfügen. So ist dann auch das JOACHIM-WITT-Cover von „Goldener Reiter“ keine riesige Überraschung mehr, nachdem der Kapitän seine NDW-Affinität bereits auf seiner Debüt-EP mit einer eigenen Version von „Dreiklangdimensionen“ bewies. Zwischendurch flachst Letten über Phil Anselmo, rutscht auf seinem Bierbecher aus und fällt fast von der Bühne, tut die Rufe nach einer SMOKE-BLOW-Zugabe mit einem lässigen Kommentar ab („Assi-Punk mit dem wir nichts zu tun haben!“) und macht einen gänzlich sympathischen und glücklichen Eindruck. „Kommt ihr wieder?“, fragt er nach den zwei doppelt angestimmten Zugaben der Zugabe. Aye, Kapitän. Selbstverständlich.
Setlist Erik Cohen
- Kreuz (Intro)
- Schattenland
- Kapitän
- Treue Herzen
- Totenspinnengeist
- Dirigent
- Dämonen
- Licht
- Neues Blut
- Hollywood
- Regen
- Herzschlag
- Goldener Reiter
- Chrom
- Kosmonaut
- Das gute Gefühl
- Schattenland
- Neues Blut
Interessante Alben finden
Auf der Suche nach neuer Mucke? Durchsuche unser Review-Archiv mit aktuell 37288 Reviews und lass Dich inspirieren!
Kommentare
Sag Deine Meinung!