Enthroned
Obsidium European Campaign 2012

Konzertbericht

Billing: Enthroned, Forgotten Tomb, Impiety und Noctem
Konzert vom 2012-12-09 | Steinbruch Theater , Darmstadt

Kurz vor Weihnachten war es, als die Blackmetal-Legenden ENTHRONED zur “Obsidium European Campaign 2012“ luden, um dem interessierten Publikum eine musikalische Alternative zu bis zum Exzess gehörten Weihnachtsklassikern von rotnasigen Rentieren, springenden Rosen, klingenden Glöckchen und vor allem stillen Nächten zu bieten. Hierzu hatten die Belgier ihre Kollegen NOCTEM, IMPIETY und FORGOTTEN TOMB eingeladen. Der Tourabschluss fand nach Auftritten in verschiedenen europäischen Metropolen wie z.B. Rom, Wien, Prag und Berlin am 09.12.12 in Nieder-Ramstadt bei Darmstadt statt. Im dortigen Steinbruch Theater gab’s am zweiten Adventsonntag kräftig was auf die Mütze.


Enthroned

 

Gleich zu Beginn gab es vom Veranstalter die unerfreuliche Mitteilung, dass das gesamte Equipment der Spanier NOCTEM weniger Tage zuvor aus deren Bus gestohlen wurde und ihr Auftritt somit ausfallen muss. Ob dies das Werk des Teufels war oder ob es eigener Unachtsamkeit geschuldet war, konnte bis dato nicht abschließend ermittelt werden. Um den dennoch bestehenden Zeitplan einzuhalten, begannen die Singapurer IMPIETY ihren Auftritt erst kurz nach 21:00 Uhr. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte sich eine noch übersichtliche Schar langhaariger Kuttenträger versammelt, die mit einem furiosen Auftritt der Asiaten belohnt wurden. Anfänglich leicht irritiert von den neuen, einheitlichen Glatzenfrisuren von IMPIETY dauerte es jedoch nicht lang, bis die Band die Anwesenden auf ihrer Seite hatte. Trotz des sich erst langsam füllenden Veranstaltungsortes gaben die vier Herren Shyaithan, Ghu Lu, Eskathon und Janko alles. Tightes Zusammenspiel, Ansagen in drolligem Englisch und kultverdächtige Songtitel wie “Goatfather“, “Anal Madonna“ und “The Black Fuck“ sorgten trotz allen finsteren Gebarens der Protagonisten für eine Menge Spaß und leiteten den Abend passend ein. Etwas bedauerlich fand ich, dass “the miiighty IMPIETYYY from Singapuuur“ angesichts des Ausfalls ihrer Kollegen nicht etwas länger knüppeln durften.


Enthroned

 

Nach den mit massig Farbe und MISFITS-Uniformen stilvoll gekleideten Impietisten überraschten die als nächstes aufspielenden FORGOTTEN TOMB durch gänzlich unspektakuläre Outfits. Jeans, T-Shirt, Truckermütze- fertig ist das Kostüm! Nach einem ausgiebigen Soundcheck war klar, dass die Italiener auch musikalisch ein kontrastierendes Programm bieten würden. Doomige Stoneranleihen, zähe Riffs und überraschend viele, überraschend gut ins finstere Konzept der Tour passende Midtempopassagen ermöglichten es der inzwischen angewachsenen Menge, die zuvor bereits strapazierten Nacken etwas zu schonen. Frontmann Herr Morbid weiß durch gutturales Röcheln und klaren Gesang gleichermaßen zu erfreuen; das eher groovige, rifforientierte Material der Italiener bewegt sich irgendwo zwischen skandinavischen Kombos wie BATHORY und KATATONIA und den Schweizern von CELTIC FROST. Ein besonderes Highlight des Auftritts von FORGOTTEN TOMB ist der spontane Gastauftritt von NOCTEM, IMPIETY und ENTHRONED, die beim GG Allin-Cover “I Kill Everything I Fuck“ die Bühne stürmten, FORGOTTEN TOMB mit Chips fütterten und Konfetti bewarfen, den Zuschauern zuprosteten und wieder verschwanden. Die Maßnahme mit Humor quittierend spielten die Italiener ihr Set souverän zu Ende. Lediglich Gitarrist Razor SK schien etwas verunsichert und hatte sich in der Folge mehr als bisher zu konzentrieren. Das mag aber auch an den Schnäpsen gelegen haben, mit denen er zwischenzeitlich von IMPIETYs Shyaithan versorgt worden war. Souverän, abgeklärt und gänzlich ohne optische Effekte schienen FORGOTTEN TOMB zwar nicht so recht zu ihren gestylten Vorgängern und Nachfolgern zu passen, aber das war den Anwesenden herzlich egal. Schade, dass auch das Quartett aus Piacenza nicht etwas mehr Spielzeit bekam.


Enthroned

 

Mit großer Spannung fieberte das inzwischen deutlich angewachsene Publikum dem Auftritt von ENTHRONED entgegen. Bemerkenswert ist an dieser Band ist die Tatsache, dass ihre Originalmitglieder allesamt ersetzt wurden, ihr Stil jedoch seit knapp 20 Jahren unverändert geblieben ist. Die Belgier geben sich traditonsbewusst und gehen in abgeranzter Lederkluft und mit viel schwarz-weiß-grauer Farbe im Gesicht an die Arbeit. Rund eine Stunde lang darf der Headliner der Tour allen Anwesenden ein Lehrstündchen in Sachen schwarzen Metalls erteilen. ENTHRONED spielen ein Best-Of-Programm ihres stattlichen Liederkatalogs, posen pommesgabelnd, zähnefletschend und augenrollend ins Publikum und haben erkennbaren Spaß an dem, was sie tun. Überraschend war es, die bisher als Quartett agierende Band mit einem fünften Mann zu erleben, der zudem noch den Gesang übernahm (!). Dieser stellte sich zwar nicht vor, machte seinen Job inklusive knapper Ansagen aber sehr ordentlich und wurde entsprechend gefeiert. Vor allem beim etwas älteren Teil der Zuschauer im Steinbruch kamen Corpsepaint und Traditionssound sehr gut an. Gelegentliche stilistische Orientierung an VENOM, POSSESSED und den deutschen Metalurgesteinen SODOM sorgen für zusätzliche Sympathien und machten ENTHRONEDs Auftritt zu einer runden Sache- bis plötzlich der Sound weg ist, eine lustige Zirkusmelodie ertönt und sämtliche Mitglieder von NOCTEM, IMPIETY und FORGOTTEN TOMB erneut den Ort des Geschehens betreten. Abgeschminkt und sichtlich angeheitert tanzen sie auf der Bühne, bewerfen ENTHRONED mit Essen und allerlei Unrat, küssen dem unbekannten Sänger die verschwitze Glatze und verschwinden im nächsten Augenblick wie die Heinzelmännchen. Trotz erheblichem Spaßfaktor ist das Publikum bei einem erneuten Scherz dieser Art etwas verwirrt und die zuvor so schön aufgebaute Boshaftigkeit von ENTHRONED ist dahin. Zwar spielen auch die Belgier ihren Auftritt sauber zu Ende, aber ein bisschen war die Luft raus. Immerhin wissen wir jetzt definitv, dass auch Blackmetaller Humor haben. Ein paar zumindest. Besonders cool fand ich, dass die Musiker sich nach der Show unters Volk mischten, mit Fans anstießen und für Erinnerungsfotos posierten. Blackmetal und weihnachtliche Harmonie- schön war’s!

 

Enthroned

 

 

 

 

 

31.12.2012

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1 Kommentar zu Enthroned - Obsidium European Campaign 2012

  1. Astarte6666 sagt:

    Man darf nicht vergessen, dass VAE TERTIUM die drei Bands anstelle von NOCTEM in Darmstadt supportet haben, daher auch der Beginn von IMPIETY um 21.00 Uhr 😉

    Witzig, dass in dem Bericht eine komplette Show ausgeblendet wird… Man stelle sich vor, dass so mit mit IMPIETY verfahren worden wäre, nur um sich zu wundern, dass FORGOTTEN TOMB erst um 21.30 Uhr mit dem Zocken begonnen haben… 🙂