End Of Green
Celebrating 30 Pitch-Black Years
Konzertbericht
END OF GREEN sind erwachsen geworden! Die Band wurde 1992 gegründet und ist jetzt stolze 30 Jahre alt. Das muss gefeiert werden: „Celebrating 30 Pitch-Black Years“ steht auf der Einladung und die Göppinger haben als Vorband ihre Freunde von MIRROR OF DECEPTION dabei. Es ist immerhin der dritte Anlauf für die Feier, viele der 1100 Tickets sind bestimmt schon ein Jahr alt. Aber nun machen Pandemiebedingungen keinen Strich mehr durch die Rechnung und die Fans strömen in Scharen ins LKA Longhorn.
MIRROR OF DECEPTION
Das deutsche Doom-Vorzeige-Schlachtschiff MIRROR OF DECEPTION hat eine kleine, aber feine Setlist mit uralten und neuen Songs für heute Abend. Der Sound stimmt, die Band ist gut aufgelegt, was natürlich nicht bedeutet, dass die Musiker auf der Bühne rumalbern. Sie wiegen sich langsam, lassen die Instrumente sprechen und laden zum Tauchen in dunkle Gefilde ein. Die alte Perle „The Ship Of Fools“ lehrt uns: Doomiger geht nimmer, das ist die Essenz dieses Genres. Die Gitarrenmelodien kommen fast so sauber wie vom Tonträger, vielen Dank an die Band und die Soundchrew, das ist einfach Genuss pur – Doom ist nicht altmodisch und langweilig, sondern zeitgemäß und intensiv. Und Live muss sein, endlich wieder. Fans und Band genießen gemeinsam und emotional nach der langen Auszeit. Am schönsten ist immer wieder das großartige epische „Sojourner“ und mit „Asunder“ bringen MIRROR OF DECEPTION auch einen brandneuen Song in bewährter Qualität mit, da kann man gespannt sein auf das nächste Album.
MIRROR OF DECEPTION und END OF GREEN sind etwa gleich alt, entstammen der gleichen Stadt und der gleichen Kneipe, tauschen Musiker aus. Das sind fast Familienbande, da muss man natürlich ein Geburtstagsgeschenk mitbringen. Dieses Geschenk ist die Zugabe „Eternity“, ein END OF GREEN Cover. Das Publikum singt begeistert, wenn auch langsam und traurig mit, der Song dröhnt noch doomiger als sonst aus den Boxen.
Setlist:
Vanished
Splinters
The Ship of Fools
Magnets
Asunder
Entgleiten
Sojourner
—
Eternity (END OF Green Cover)
END OF GREEN
Die Fans sind bestens eingestimmt und empfangen die Geburtstagskinder entsprechend laut. Diese starten dann auch gleich mit „Motor“ – und dieser ist gut geölt und schnurrt wie ein Kätzchen. Soll heißen, dass der Sound passt, die Instrumente ineinandergreifen, Michael Huber seine tiefe Stimme entfalten kann und die typische END OF GREEN Stimmung von Anfang an im Raum schwebt.
Oliver Merkle „Kerker“ spielt seine Gitarre wie immer am liebsten in Bodennähe. Da sind auch seine zahllosen Knöpfchen und Pedale für all die schönen Gitarren-Effekte. „Sad Sir“ Michael Setzer und „Hundi“ Andreas Hund lassen ihre Filzlocken ausgiebig kreisen und Drummer Matthias „Lusiffer“ Siffermann hat immer wieder ein fettes Grinsen im Gesicht, während er seine Felle drischt. Sänger Michael Huber, wie immer mit der Fluppe in der Hand, trägt seine Markenzeichen-Mütze, ohne die er vermutlich nicht ins Bett geht. Das Teil hat fast so viele Löcher wie Substanz und gehört zu ihm wie der obligatorische Huber-Doppelgänger im Publikum (mindestens einer pro Konzert). Gottseidank haben die vielen Fluppen seine schöne Stimme noch nicht zerfressen, besonders in den unteren Lagen hat er in den 30 Jahren viel dazugelernt. Was für ein Bass!
Die Setlist zum Jubiläum erweist sich als sehr ausgewogen, vom ersten Album „Infinity“ sind sogar vier Songs dabei, das lässt die Herzen alter Fans (hüstel) ganz hoch schlagen. Prähistorische Songs wie „Sleep“ oder „Eternity“ (ja, EOG spielen das heute Abend auch) reihen sich gut ein zwischen Stücken wie „Goodnight Insomnia“, „Final Resistance“ oder „Like A Stranger“ von den letzten Alben. Die Jungs haben die neueren Songs etwas gebremst und die älteren etwas entschleppt. END OF GREEN haben ihre Perlen schon immer gerne reifen lassen, nach ein paar Jahren frisch angezogen und als Zugabe auf ein neues Album gepackt. Kein alter Mief mehr, aber auch kein Weichspüler, das zahlt sich aus: Auf der großen Jubiläumsfeier erscheinen alle Songs wie aus einem Guss, egal ob alt oder neu. Das ist wie ein Roadtrip durch die letzten 30 Jahre, natürlich auf dem „Highway 69“. „Tie Me A Rope… While You Are Calling My Name“, „Carpathian Gravedancer“, „Goodnight Insomnia“, alles Wichtige ist dabei, auch wenn man nie alle Wünsche erfüllen kann.
Im Zugabenblock sagt der Huber Michel gedehnt den nächsten Song an „I“ und das Publikum brüllt „Hate!“ „Na dann,“, grinst er und die Band lässt eine wunderschöne Version von „I Hate“ vom Stapel. Wie bei „Death In Veins“ kommt hier der frisch-gewaschen-nicht-weichgespült-Effekt besonders gut zur Geltung: Flotter, böser, weniger passiv leidend und sauer deswegen, vom Passiv ins Aktiv. Vielleicht ist es das Ende der Hoffnung, wie der Bandname glauben lässt, aber offensichtlich noch nicht das Ende der Fahnenstange.
Für einen Song kommt noch Rainer „Hampez“ Hampel auf die Bühne. Er hat viele Jahre den Bass gespielt bei END OF GREEN und wandelt jetzt auf Solopfaden, da darf er beim runden Geburtstag natürlich nicht fehlen. Als er die Bühne verlässt, gibt es einen emotionalen Abschied und „Hundi“ übernimmt wieder den Bass für die letzten Songs. Beim zehnjährigen Jubiläum (2002 in Reichenbach, Die Halle) haben sie noch alle Songs gespielt, die sie bis dahin veröffentlicht hatten. Das geht nach 30 Jahren natürlich nicht mehr, dafür fällt Schlagzeuger „Lusiffer“ Siffermann heute auch nicht vom Hocker vor – äh, Erschöpfung. Ja, irgendwann muss Schluss sein, 25 Songs sind schon eine stolze Nummer, auch wenn das Publikum den Hals nicht vollkriegt. „Like A Stranger“ markiert dann tatsächlich das Ende, da hilft kein Betteln mehr. 30 rabenschwarze, intensive Jahre haben wir zusammen gefeiert, aber das Ende ist das noch nicht, egal wie schwarz END OF GREEN sehen.
Setlist:
Motor
Away
Evergreen
Demons
Hurter
Carpathian Gravedancer
Highway 69
Eternity
Sleep
Infinity
Left My Way
Green Machine
Dead City Lights
Goodnight Insomnia
Killhoney
Tie Me A Rope… While You Are Calling My Name
Death In Veins
Bury Me Down
Die Lover Die
Drink Myself To Sleep
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