Eluveitie
Chaos Over Europe Tour 2009

Es geht auf Zehn Uhr zu, die „Hordes Of Chaos“ vor der Bühne werden schon langsam ungeduldig, warten auf ihre Overlords, die schon wenige Augenblicke später den verbleibenden Abend in „85 Minuten totalen Terror“ zu tauchen versprechen. Als Terror kann man auf jeden Fall die nun durch den Raum geschmissenen Bier- sowie Wasserbecher bezeichnen – mögen die vier nicht mehr ganz so jungen Herren von KREATOR auch etwas anderes dabei im Sinn gehabt haben. Hinter ihnen flirren Bilder über eine weiße Leinwand. Beowulf-ähnliche Krieger, brennende Häuser, und immer wieder die Gesichter ihres Publikums. Dieses dankt es ihnen mit KREATOR-Rufen, Hey-Schreien und fliegenden Haaren wie Fäusten. Keine Frage, Mille Petrozza lässt sich feiern. Dazu kredenzen KREATOR neue wie alte Songs, ohne ihre Zuhörer durch Unerwartetes zu überraschen.

Eine besondere Freude hat Mille an seinem bayerischen Publikum, da doch die Religion in diesen Gegenden einen so großen Stellenwert habe. Die Frage, ob das hier wohl auch der Fall sei, wird mit einem großen Aufschrei verneint. „Enemy Of God“ trifft den Nerv der Anwesenden, auch wenn für meinen Geschmack die Ansage Niveau vermissen lässt und das gezeigte Video zweifelhaft ist. Kinderschändende Priester sind zwar in letzter Zeit häufig in den Medien zu finden, ein Thema solcher Art sollte allerdings nicht dermaßen unreflektiert verwendet werden.

Das Publikum zumindest stört sich nicht daran sondern gibt alles was es hat bis KREATOR mit einem kurzen „Dankeschön, Tschüss“ die Bühne verlassen. Natürlich nur um gleich darauf wieder – nach lauten Zugaberufen – zu zwei weiteren Songs, darunter das fast schon traditionell zu nennenden „Flag Of Hate“, zu erscheinen. Passend hierzu wird Mille eine mit entsprechendem Schriftzug versehene bayerische Flagge aus dem Publikum gereicht, die er zusammen mit Christian Giesler in die Höhe hält.

Nach „Tormentor“ ist dann endgültig Schluss, die Horden bewegen sich geordnet in Richtung Ausgang, das Backstage leert sich erstaunlich schnell und der 85minütige Terror hinterlässt bei mir einen leichten Anflug von „War’s das schon?“. Ähnlich wie sich am Vortag THE OCEAN nicht wesentlich von ihren Vorbands abheben konnten, brennen sich mir auch KREATOR nicht stärker ins Gedächtnis als EMERGENCY GATE, ELUVEITIE und CALIBAN. Die auf den ersten Blick gewagte Zusammenstellung entpuppt sich als abwechslungsreich, gut passend und ich gehe auch an diesem Abend mit der Erinnerung an vier gute Auftritte nach Hause.