Eluveitie
Chaos Over Europe Pt. II

Alle paar Songs wird der mittlere Backdrop durch ein weißes Tuch ausgetauscht und Fetzen von KREATOR-Videos flimmern über die Leinwand, Mille übt sich derweil in teils charismatischen, teils aggressiv anpeitschenden Ansagen. „Everbody kill each other“, das Leitthema des Abends wird vor allem vom Pit zu Beginn in Perfektion umgesetzt. Dennoch geht dem Konzert bis kurz vor den Zugaben hin, bei denen die Stimmung natürlich nochmal einen Schub bekommt, ein wenig die Puste aus. Mille muss sichtbar mehr Kämpfen, die Zuschauer und Zuhörer auf Touren zu halten, die drei Vorbands machen sich irgendwo doch bemerkbar. Dennoch darf man als KREATOR-Fan absolut befriedigt nach Hause gehen, 19 Songs, darunter viele bereits Klassiker wie „Pleasure to Kill“ und kommende Matchwinner, allen voran „Amok“, bereiten ein musikalisch ausgeglichenes und schön anzusehendes KREATOR-Schaulaufen. Da verzeiht man auch den kleinen Fauxpas der geschwenkten Baden-Flagge, die im Schwabenland natürlich reichlich Buhrufe erntet und Mille ein wenig verdutzt aussehen lässt. Trotzdem, die alten Herren des deutschen Thrash haben gezeigt, wo der Hammer hängt und stellen für mich logischerweise ein zufriedenstellendes Highlight des Abends dar. (Andreas)

Und auch in Kölle sind KREATOR an diesem Abend ein absolut würdiger Headliner: Sicher, der größte Bühnenaufbau ist ihnen vorbehalten und als einzige Band fährt der Essener Vierer eine komplette Lichtshow mit zusätzlichen Projektionen auf. KREATOR spielen aber einen Set, der randvoll gefüllt ist mit alten wie neuen Hits: Nach den Klängen des Intros „Choir Of The Damned“ legt das Quartett mit „Hordes Of Chaos“ flott los. Danach fragt Mille rhetorisch in die Runde: „Habt Ihr Lust auf 85 Minuten totalen Terror?!“ Die Meute hat Lust, und so legen KREATOR direkt noch eine Schippe drauf: Das schnelle „Warcurse“ wird dicht gefolgt von „Extreme Aggression“, und selbst das melodische „Phobia“ vom „Outcast“-Album fällt dagegen kaum ab: Das Stück ist hart genug, um die Meute bei Laune zu halten, und die dankt es den Essenern mit Partyfeeling. Und während Mille mit seinen Ansagen die Menge kontrolliert, lässt Bassist Speesy ein ums andere Mal seinen Kopf kreisen, während Gitarrist Sami ungemein brillante und melodiöse Leads beisteuert. Unglaublich auch, welch tighte Rhythmen „Ventor“ Reil seinem Drumkit entlockt. Im Anschluss folgen mit „Voices Of The Dead“ und „Enemy Of God“ zwei Tracks vom letzten Longplayer „Enemy Of God“, letzteres Stück unterlegt mit Projektionen aus dem Musikvideo. Und auch wenn Milles Ansage zu dem Track bei unserer Münchner Kollegin nicht auf Gegenliebe stieß – beim Publikum kommt’s an und zudem betrifft sie die Kernaussage des Stücks.

Weiter geht es mit dem hart groovenden „Destroy What Destroys You“ und dem alten Klopfer „Pleasure To Kill“, bevor die Essener mit „People Of The Lie“ einen ihrer absoluten Hits spielen. Beim folgenden „Coma Of Souls“ bildet sich ein großer Moshpit vor der Bühne, der mit Stücken wie „Violent Revolution“, „Terrible Certainty“ sowie dem unverwüstlichen „Betrayer“ weiter befeuert wird. Danach verlässt die Band erstmal die Bühne, aber jeder weiß, dass dies noch nicht das Ende der Show ist: Da fehlt doch nicht nur ein Klassiker!? Doch als Mille und Co. wieder die Bühne entern, ertönen zunächst die Klänge von „Amok Run“ vom neuen Album „Hordes Of Chaos“. Danach folgt aber mit „Riot Of Violence“ ein Stück aus den Anfangstagen der Band, als „Ventor“ noch teilweise den Gesang übernahm, und das tut er auch an diesem Abend. Als dann aber „Flag Of Hate“, mobilisiert die Menge noch einmal die letzten Kraftreserven: Gute Stimmung. Gerne hätte ich noch „Renewal“ gehört, jedoch ist nach „Tormentor“ endgültig Schluss. Macht aber nix, denn letztendlich darf jeder zurecht von sich behaupten, alles gegeben zu haben. (Eckart)