Eluveitie & Amaranthe
Maximum Evocation Tour 2017 in Berlin
Konzertbericht
Etwas merkwürdig mutete die Kombination ja schon an, als ELUVEITIE vor einigen Monaten die gemeinsame Tour mit AMARANTHE ankündigten. Passen die Stile der beiden Bands doch so garnicht zusammen. Auf die Frage hin, wie das wohl wird, antwortete uns ELUVEITIE-Fronter Chrigel Glanzmann im Interview diesen Sommer noch „schauen wir mal“. Das haben wir nun zusammen gemacht. Am 08.11.2017 machte die von metal.de präsentierte „Maximum Evocation Tour 2017“ nämlich Halt im gut gefüllten Berliner Kesselhaus. Zusammengesetzt aus dem AMARANTHE Album „Maximalism“ und dem ELUVEITIE Album „Evocation II – Pantheon“ verbirgt sich hinter dem Titel natürlich eine Co-Headline-Tour.
Fotos von Andrea Friedrich
THE CHARM THE FURY
Zuerst einmal sind die Niederländer von THE CHARM THE FURY an der Reihe. Wer das noch nicht wusste, der weiß es spätestens nach Betreten des Saals, denn die Modern Metaller haben ein fast überdimensioniert wirkendes Banner am Start, für das die nicht kleine Bühne gerademal groß genug ist. Als sie ihr Set dann beginnen, wird klar, dass sie stilistisch eher zu AMARANTHE als zu ELUVEITIE passen, aber das hat man eigentlich auch am Namen schon festmachen können.
Handwerklich einwandfrei umgesetzt bieten sie in ihrem rund 30 Minuten umfassenden Set einen Modern Metal, den man so zwar eigentlich schon oft genug gehört hat, der aber vor allem wegen seiner guten Darbietung doch Spaß macht. Auch wenn es für einen Moshpit erstmal der Aufforderung durch Sängerin Caroline Westendorp bedarf, so hält er sich dann fast durchgängig bis zum Ende. Mit einer Portion Selbstironie und einem Augenzwinkern begeistern THE CHARM THE FURY das Publikum dann sogar für ihren (Zitat) „poppigen Refrain“ in einem Song. Diesen Auftritt dürfte die Band jedenfalls zurecht als Erfolg verbuchen.
Galerie mit 12 Bildern: The Charm The Fury – Maximum Evocation Tour 2017 in Berlin
AMARANTHE
Die beliebten Eurotrash-Kindercore-Schweden von AMARANTHE fahren natürlich ein noch größeres Bühnenbild auf, und ergänzen ihr ebenfalls gigantisches Banner durch zwei seitliche Aufsteller. Das wird sich wenig später als tückisch herausstellen, denn kaum legt die Band los, da fällt einer der Aufsteller auch schon auf den wehrlosen – weil durch ein Gipsbein an einen Stuhl gefesselten – Bassisten Johan Andreassen. Der nimmt es wie sein Doppelgänger Silent Bob (aus dem Film „Dogma“) gelassen, auch wenn er für ein paar Sekunden komplett unter der geschätzt 6m² großen Stoffbahn verschwindet. Deshalb mit dem Spielen aufzuhören, kommt für ihn jedenfalls nicht in Frage.
Auch sonst ist bei AMARANTHE natürlich einiges auf der Bühne los. Das liegt unter anderem an der Dreifachbesetzung am Mikro. Während Sängerin Elize Ryd und der erst dieses Jahr zur Band gestoßene Klarsänger Nils Molin den Löwenanteil der Vocals bestreiten, ist aber auch Schreihals Henrik Englund Wilhemsson stets mit von der Partie. Ein wenig wie bestellt und nicht abgeholt wirkt er zwar schon, wenn er mal wieder den halben Song über nichts zu tun hat. Er macht aber durch Headbangen und allgemein grimmig dreinschauen wieder einiges wett und wirkt so nicht ganz so untätig.
Insgesamt bleibt die Musik von AMARANTHE aber doch gewöhnungsbedürftig. Ein Eindruck, an dem auch mehrere bisher miterlebte Konzerte nichts haben ändern können. Es kommt schließlich auch nicht von ungefähr, dass die Meinungen bei dieser Band weit auseinandergehen. Eingängig sind sie allemal, aber bei Lyrics wie „Nanananana“ und „Drop it like it’s hot“ ist die Schmerzgrenze dann doch recht schnell erreicht. Gut ankommen tun sie trotzdem, und sei es auch nur bei ihren eigenen Fans. Der ein oder andere, der eigentlich für ELUVEITIE da ist, hat sicher auch noch Gefallen gefunden. Das Set geht nach einem Kostümwechsel von Elize Ryd, die zum Abschluss nochmal eine Krücke des Bassisten als Stage Prop benutzt, dann auch bald zu Ende.
Galerie mit 16 Bildern: Amaranthe - Maximum Evocation Tour 2017 in BerlinSetlist (von setlist.fm)
1. Maximize
2. On the Rocks
3. Fury
4. Dynamite
5. 1.000.000 Lightyears
6. Electroheart
7. Invincible
8. Amaranthine
9. Digital World
10. True
11. Endlessly
12. Call Out My Name
13. Hunger
14. That Song (Zugabe)
15. Boomerang (Zugabe)
16. Drop Dead Cynical (Zugabe)
17. The Nexus
ELUVEITIE
Mit etwas Erleichterung sieht man dann erstmal einem Bühnenumbau entgegen, der trotz Komplettaustauschs des Schlagzeugs schnell und reibungslos vonstattengeht. So können die heißersehnten ELUVEITIE dann auch pünktlich loslegen. Als Intro haben sie sich den „Prolog“ ihres Albums „Helvetios“ ausgesucht. Dieser bringt einen direkt in die richtige Stimmung. Die Tour findet zwar natürlich im Zuge des neuen Albums „Evocation II – Pantheon“ statt, die Show geht aber erstmal mit vier älteren Stücken aus der jüngeren und älteren Bandgeschichte los. Immer ein besonderer Leckerbissen: die Metal-Version von „Omnos“, das sich auf dem vor mittlerweile acht Jahren veröffentlichten „Evocation I – The Arcane Dominion“ befindet. Während dieser ersten vier Songs ist der Sound leider garnicht gut. Drehleier, Flöten und Harfe gehen komplett unter (trotz guter Position nicht weit vom Mischpult) und der Bass überdröhnt zudem fast die Gitarren.
Im Anschluss daran kommt dann aber die Ansage, dass man sich nun mit einem Akustik-Teil dem neuen Album widmen wird. Los geht es mit „Lvgvs“, das allein schonmal deshalb gut ankommt, weil es die Melodie von „Son Ar Chistr“ (den meisten besser als „Was wollen wir trinken“ bekannt) featured. Der Sound ist jetzt glücklicherweise auch besser, sodass alle Instrumente und auch Stimmen gut zur Geltung kommen. Wie schon bei der exklusiven Akustik-Show auf dem Summer Breeze Open Air 2017, kommt auch hier so einiges vom Band. Das ist irgendwie schade, da ELUVEITIE es sicher auch geschafft hätten, ohne Samples zu glänzen. Mit „Catvrix“ und „Epona“ geht der Akustik-Teil dann mit zwei sehr beliebten Stücken der neuen Platte zu Ende.
Der Metal hält mit „Thousandfold“ wieder Einzug, und die Stimmung steigt jetzt kontinuierlich merklich an. Vorne entwickelt sich ein Tanzpit, der zwischenzeitlich gewaltige Ausmaße annimmt und aus dem dann auch gerne mal ein volles Getränk geflogen kommt. Mit „The Call Of The Mountains“ und „A Rose For Epona“ kommen dann nochmal zwei Tracks, die den Vocals von Sängerin Fabienne Erni ein spezielles Showcase bieten. Dabei fällt aber auf, dass „The Call Of The Mountains“ auf Schwizerdütsch damals irgendwie cooler kam. Kann aber auch daran liegen, dass man es einfach so gewohnt war, denn auf Englisch hat man es früher mit Anna Murphy (mittlerweile bei CELLAR DARLING) eigentlich nie zu hören bekommen. Zu „Tegernakô“ wird dann wieder ordentlich getanzt, und nach einem Drumsolo hauen ELUVEITIE dann mit „Havoc“, „Helvetios“ und natürlich „Inis Mona“ nochmal richtig auf die Kacke.
Kaum verklingt der letzte Ton des Megahits, schon strömen die Besucher in Massen Richtung Ausgang. Vor einer stark geschrumpften Menge machen ELUVEITIE dann noch behelfsmäßig das Abschlussfoto, für das man wenigstens noch die zwei Minuten hätte bleiben können. Etwas unzeremoniell hat ein ansonsten zwar zwischenzeitlich durchwachsener, insgesamt aber vor allem gegen Ende sehr gelungener Konzertabend dann also seinen Abschluss gefunden.
Galerie mit 24 Bildern: Eluveitie – Maximum Evocation Tour 2017 in BerlinSetlist (von setlist.fm)
1. Your Gaulish War
2. King
3. Nil
4. Omnos (Metal Version)
5. Lvgvs
6. Catvrix
7. Artio
8. Epona
9. Thousandfold
10. The Call of the Mountains
11. A Rose for Epona
12. Kingdom Come Undone
13. Tegernakô
14. Havoc
15. Helvetios (Zugabe)
16. Inis Mona (Zugabe)
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