Eisregen
Eisregen
Konzertbericht
Eigentlich kurios: die Alben von EISREGEN werden laufend indiziert und die Band erfreut sich ständig wachsender Beliebtheit. Ein Anhaltspunkt dafür war das ausverkaufte Berliner Konzert am 28.01.2006 im K17. So was hab ich noch nie gesehen, dass jemand vor dem K17 bangen (nein, nicht das heftige Schütteln des Haupthaars) muss, ob er rein kommt oder nicht. Bangen mussten natürlich nur die, die sich keine Karte im Vorverkauf gesichert hatten. Da meinereiner glücklicherweise einen Gästelistenplatz hatte, musste ich nur um meine Begleitung bangen. Die einzige Möglichkeit noch herein zu kommen, bestand darin, im kleinen Pulk am Eingang des Clubs zu warten und zu hoffen. Und glücklicherweise hatten unsere Stoßgebete an die Gottheit der Fleischlichkeit Erfolg. Pünktlich zur Vorband hatten wir strategisch wichtige Punkte im Saal eingenommen und warteten gebannt bis unsere Lieblingsband aufspielte.
Doch vorher waren die Österreicher von PUNGENT STENCH an der Reihe. Sie boten ein gewohntes Bild, denn wer schon das eine oder andere EISREGEN-Konzert aufgesucht hat, weiß, was ihn erwartet, die Ösis machen nämlich häufiger die Anheizer für die Thüringer Splatterfreunde. Nach einer kleinen Ansage in ihrem eigentümlichen Dialekt, ging es auch schon los. Es wurde gebolzt bist zum geht nicht mehr, die Metalatzen erfreuten sich dementsprechend an dem Sound, der ihren Ohren schmeichelte. Das Haupthaar wurde heftig geschüttelt und nach fast einer Stunde war der Spaß auch schon wieder vorbei. Obschon sich der PUNGENT STENCH-Sänger am Vortag des Konzerts das Bein verletzt hatte, ging die Show reibungslos von der Bühne. Alles in allem: unterhaltsam.
Aber man wartete ja immer noch auf EISREGEN. Im Hintergrund wurde Country-Musik aus der Konserve gespielt und so war es nicht verwunderlich das alle hibbelig das Auftreten ihrer Helden erwarteten.
In der Umbaupause hatte man natürlich seine strategisch wichtigen Punkte im Saal aufgeben müssen und die Folge dessen war, dass man zu Beginn vom Headliner ganz hinten stehen musste, denn es gab keine Möglichkeit, einen der vorderen Plätze zu ergattern. Übrigens verdeutlicht das von mir gemachte Bild (rechts oben) das Dilemma ein wenig.
Als EISREGEN auf die Bühne trat, gab es großes Gebrüll und mehr als nur gefälligen Applaus. Die Meute schien schon vor dem ersten Lied durchzudrehen. Man musste sich wirklich eingestehen, dass der Club zum bersten voll war und die Türsteher wirklich gut daran taten, keinen mehr reinzulassen, der keine Karte hatte. Im Ganzen Durcheinander hätte ich fast übersehen, dass nicht Herr Morbach, sondern eine Ersatz-Bassistin (Birgit von GARDENS OF GEHENNA) den Bass spielte. Zu meinem Bedauert stellte es sich bald heraus, dass nicht das „ab 18“-Set gespielt wurde, wie vor einem Jahr, sondern „nur“ das nicht indizierte Material – deshalb auch die hohe Besucherzahl! Das Auditorium war auch jünger als sonst. Einige sahen so aus, als ob sie vor einer Woche ihr erstes Sackhaar bekommen hätten. Aber egal, guter Geschmack kennt bekanntlich keine Altersunterschiede!
Doch wer die Band kennt und den Song „Thüringen“ liebt, wird wissen wofür das „E“ im Songtitel steht. Nämlich für „EISREGEN, die größte Macht im Staat“. Und genau das haben sie wieder unter Beweis gestellt. Sie umgingen die Behördenwillkür, indem sie zwei Klassiker umdichteten und raus kamen die Titel „18“ und „Meine Tote Schwedische Freundin“. Der Saal tobte, es wurde fleißig mitgesungen und EISREGEN-Rufe wurden laut. Aber nicht nur die Klassiker kamen gut an, sondern auch die neueren Sachen wurden frenetisch gefeiert – lag vielleicht an dem Durchschnittsalter. Man weiß es nicht! Ebenfalls sehr unterhaltsam waren die Kommentare, die Sänger Michael „Blutkehle“ Roth abgab zudem fragte er das Publikum häufiger, ob es denn „mehr Lieder erhalten“ möchte. Großartig. Am Rande sei noch gesagt, dass Herr Roth das Publikum dazu aufgefordert hat, der Band beim nächsten Berliner Konzert im Vorfeld kleine Geschenke zu überreichen, als Dankeschön dafür, dass die Thüringer Berlin sooft beackern. Also Leute fühlt euch frei, jetzt schon Geschenkideen zu sammeln!
Nach gut dutzend Songs und anderthalb Stunden Live-Musik kamen EISREGEN langsam zum Ende. Zugabe-Rufe erklangen und Herr Roth machte die Anwesenden darauf aufmerksam, dass es nicht „Zugabe“ heißt, sondern „EISREGEN“. Menschenchöre, lauter als die Musik selbst, zwangen die Band regelrecht, noch insgesamt vier Zugaben zu spielen. Bei ihrem vorletzten Track „Elektrohexe“, kletterten sogar zwei in Hexenkostüme gekleidete Gestalten aus dem Publikum auf die Bühne und hopsten wild herum. „Thüringen“ bildete den Abschluss des Abends, lustig aufgelegte Leute frönten dem gepflegten Stagediving und es wurde wieder mitgegrölt. Happy End. Nächstes Jahr zur gleichen Zeit am gleichen Ort? Danke!
Playlist:
Mein Eichensarg
Leichenlager
Am Glockenseil
Blutgeil
Kaltwassergrab
18
1000 Tote Nutten
Westwärts
Herzblut
In der Grube
Meine tote schwedische Freundin
Zeit zu spielen
Elektrohexe
Thüringen
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