Eisheilige Nacht 2017
Von Technikpannen und Tanz-Ekstase
Konzertbericht
Die Eisheilige Nacht – Eine Alternative zum Glühwein
Draußen ist es kalt und dunkel, das Wetter bescheiden und die Laune dementsprechend im Keller. Was macht man also, damit sich der Gemütszustand über die Feiertage wieder ein wenig erholen kann? Einige statten sicherlich dem örtlichen Weihnachtsmarkt samt Glühweinstand einen Besuch ab, andere wiederum werden im Kreise ihrer Liebsten so richtig besinnlich. In Dresden gibt es jedoch noch eine weitere Alternative. Einen Tag vor Heiligabend pilgern Aberhunderte Fans zu SUBWAY TO SALLYs Eisheiliger Nacht. Dieses Jahr dabei sind MR. HURLEY & DIE PULVERAFFEN, FEUERSCHWANZ und MONO INC. – beste Voraussetzungen also für einen perfekten Konzertabend.
Vor Konzertbeginn heißt es jedoch erst einmal auf zum Interview mit FEUERSCHWANZ, was sich als eines der unterhalt- und seltsamsten Gespräche überhaupt herausstellen sollte. Die Highlights aus über 30 Minuten verbalem Unfug und tatsächlich tiefgründigen Ansätzen (ja, wirklich!) gibt es demnächst hier zu lesen. Danach geht es aber tatsächlich in Richtung Konzertsaal. Dort eröffnet traditionsgemäß Eric Fish den Abend und macht Lust auf die folgenden Kapellen.
Klamauk auf höchstem Niveau
Den Anfang macht unsere Lieblingspiratenband aus dem karibischen Osnabrück. MR. HURLEY & DIE PULVERAFFEN betreten unter tosendem Beifall die Bühne, der für die erste Band des Abends erstaunlich laut ist. Doch zunächst sind die Dresdner in ihrer Tanzeslust noch ein wenig eingeschlafen. Während auf der Bühne “ Tortuga“ und der “Plankentanz“ zum Besten gegeben werden, verharren doch noch viele Zuschauer auf ihrem Platz. Das Eis beginnt beim Pöbel-Song “Ach ja!?“ zu schmelzen, denn das dort etablierte Mitmachspielchen ermuntert zum Rauslassen der ersten Hemmungen durch gepflegtes Anbrüllen. Herzlich gelacht wird zum Song “Schlechtes Vorbild“, als Pegleg Peggy mit Pippi-Langstrumpf-Zöpfen und Teddy die Bühne betritt und mit niedlicher Kinderstimme die ach so tollen Piraten anhimmelt.
Diese zerlegen im Anschluss mit ihren rein akustischen Instrumenten den Alten Schlachthof, denn “Achtung! Fertig! Prost!“ entpuppt sich als perfekter Party-Song mit Ausrast-Potential. Nach viiiiiieeeeeeel zu kurzer Spielzeit wollen die PULVERAFFEN unter allgemeinem Unmut ihr Set beenden, doch nicht ohne den Knaller des Abends zu zünden. Mit einem anfänglich aus Irish-Folk-Songs bestehenden Medley, entwickelte sich ein Potpourri aus herrlichstem Klamauk. “Ring Of Fire“, “Barbie Girl“ und sogar “Das Schlimmste Ist, Wenn Das Bier Alle Ist“ finden ihren Weg in das Medley. Dieses gipfelt im PULVERAFFEN-Kracher “Blau Wie Das Meer“, welches von Ingo (SUWBAY TO SALLY) an der Gitarre begleitet wird. Spätestens jetzt steht kein Mensch in dieser Halle mehr ruhig. Alles springt, tanzt, dreht vollkommen durch und schreit den Text zum besten Trinklied überhaupt lauthals mit. Wenn das mal kein perfekter Start in den Abend ist, dann weiß ich auch nicht.
Galerie mit 1 Bildern:FEUERSCHWANZ in Bestform!
Nach so viel Euphorie, wird es für FEUERSCHWANZ mächtig schwer, da noch mitzuhalten – könnte man meinen. Den Mittelalter-Comedy-Pionieren gelingt es jedoch mit Leichtigkeit an die Stimmung der PULVERAFFEN anzuknüpfen und mit den ersten Songs der Marke “Sex Is Muss“ und “Blöde Frage, Saufgelage“ die Massen zum Kochen zu bringen. Der Schwerpunkt des Sets liegt vor allem in den letzten Alben der Band, was bei einem Album wie “Sex Is Muss“ durchaus nachvollziehbar ist. “Hexenjagd“ und “Ketzerei“ zünden dabei besonders gut und wirken sogar noch kraftvoller als auf Platte. Die gute Laune, welche die Band bereits im Interview an den Tag gelegt hat und nun auf der Bühne verbreitet, breitet sich immer weiter auf das Publikum aus, sodass die Fans auch wirklich jedes dusselige Mitmachspiel sofort annehmen. Dies gipfelt im Song “Seemannsliebe“, als das komplette Publikum mit den Armen auf den Schultern des Nebenmannes zu hüpfen beginnt. Der Spaßfaktor kommt an diesem Abend definitiv nicht zu kurz.
Doch FEUERSCHWANZ sind noch lange nicht fertig. Mit “Hörner Hoch“ präsentieren sie nicht nur einen brandneuen und hochmelodischen Song aus dem 2018 erscheinenden Album, sondern verteilen sogar Papp-Hörner an das Publikum, damit der Aufforderung des Titels nachgekommen werden kann. Das ganze Prozedere wurde darüber hinaus gefilmt und wird im Januar 2018 in Videoform veröffentlicht. Man darf gespannt sein. Dies darf man auch über die bald frei werdende Stelle am Bass bei FEUERSCHWANZ, denn Felix Taugenix wird nach den Eisheiligen Nächten die Band verlassen. Ihm zu Ehren wird noch einmal die Hymne “Taugenix“ gespielt, an die sich ein lautstark gefordertes Basssolo anschließt. Mit dem finalen Doppelschlag aus “Krieger Des Mets“ (live immer deutlich stärker als auf dem Album, hier mit Simon Michael von SUBWAY TO SALLY dargeboten) und “Das niemals endende Gelage“ geht ein tanzwütiger und über alle Maße unterhaltsamer Auftritt zu Ende.
Galerie mit 1 Bildern:Stilbruch
Nach so viel folkloristischer guter Laune könnt man MONO INC. schon als krassen Stilbruch verstehen. Doch auch die Hamburger Gothic Rocker wissen gut zu unterhalten. “Arabia“ und “The Banks Of Eden“ schlagen in Dresden gut ein – von Erschöpfung im Dresdner Publikum keine Spur. MONO INC. Liefern der feierwütigen Meute eine Art Best Of, jedoch ohne Überraschungen im Set, wobei schon früh im Konzert der Evergreen “Get Some Sleep“ erklingt. Zwischenzeitliches Highlights sind das epische Drumbattle zwischen Martin Engler und Katha Mia sowie der niemals langweilig werdende Gastauftritt von MAJORVOICE, der den MONO INC.-Song “Potter’s Field“ und das BECK-Cover “Wonderful Life“ mit seiner gewohnt tiefen und kraftvollen Stimme zum Besten gibt – Gänsehaut garantiert!
Apropos Cover – davon gibt es noch das eine oder andere. Zunächst erklingt das lang nicht gespielte IGGY POP Stück “The Passenger“, mit unterhaltsamer Mitsingpassage. Ebenso stark wird “After The War“, im Original von GARY MOORE, präsentiert. MONO INC. sind gewohnt energiegeladen und souverän. Das Finale, bestehend aus “Children Of The Dark“ mitsamt gewaltigem Fanchor und “Voices Of Doom“, kommt wenig überraschend, lässt jedoch wie üblich keine Wünsche offen. Die Band überzeugt auf ganzer Linie – SUBWAY TO SALLY haben es nun schwer.
Galerie mit 1 Bildern:Meine Damen und Herren, Sie hören: Nichts.
Diese Vorhersage bewahrheitet sich dann tatsächlich. Das liegt jedoch nicht daran, dass SUBWAY TO SALLY keine gute Laune verbreiten können, ganz im Gegenteil. Nur die Technik lässt sie nicht. Mitten im Intro “Sarabande De Noir“ fällt die PA aus, im Saal vernahm man keinen Ton von der Band. Zunächst denken alle Anwesenden wohl, es handele sich um Absicht und man erwarte nun ein lautstarkes Mitsingen. Gedacht, getan, nur geht es danach nicht weiter. SUBWAY TO SALLY sind zunächst verwirrt, dann sichtlich verärgert. Dieser Zustand hält glücklicherweise nicht lang an, denn die Dresdner, partywillig, wie sie nun einmal sind, gaben einfach ein erstaunlich langes Chorkonzert. Inhalt des Konzertes: “Blut! But! Räuber saufen Blut! …“ – die Band ist nun deutlich besser gelaunt und ERIC FISH wagt sogar einen kurzen Stage Dive. Nach einer geschlagenen halben Stunde kann dann aber ENDLICH das Konzert beginnen.
Selbiges beginnt nach einem geglückten Intro mit einer richtigen Überraschung: “Schneekönigin“ ist ein lang nicht mehr live gespieltes Stück von SUBWAY TO SALLY und erfreut somit alle Anwesenden. Es folgt ein Konzert, welches man von den Potsdamern erwartet. Jede Menge Hits (“Kleid Aus Rosen“, “Eisblumen“, etc.), glücklich moschende Dresdner und eine stimmlich und musikalisch einwandfreie Darbietung der Band. Bei einer Bandhistorie von nunmehr 25 Jahren ist es aber auch schwierig, wahre Neuerungen in das Set einzubauen, ohne die Klassiker wegzulassen. Ein Schmankerl servieren uns SUBWAY TO SALLY dann aber doch noch, denn mit “IX“ erklingt das SALTATIO-MORTIS-Cover meines Wissens nach zum ersten Mal live.
FINALE!
Statt den “Zugabe“-Rufen ertönt traditionsgemäß die Forderung nach “Julia Und Die Räuber“, welcher SUBWAY TO SALLY auch gern nachkommen. Doch zuvor kommt die mittlerweile als Tradition zu bezeichnende finale Zusammenkunft aller Bands des Abends. So wird zusammen mit MR. HURLEY & DIE PULVERAFFEN, FEUERSCHWANZ und MONO INC. der Klassiker “Veitstanz“ präsentiert, der in der modernen Live-Version und den zusätzlichen Stimmen und Instrumenten noch einmal die letzten Kräfte mobilisiert. Die gefühlt 100 Musiker auf der Bühne haben offensichtlich genauso viel Spaß wie die 1900 Leute davor – der ausverkaufte Schlachthof gibt zum Finale noch einmal alles. Nach dem obligatorischen Abschluss in Form von “Julia Und Die Räuber“ ist dann aber wirklich Schluss. Wer nach diesem Konzert nicht total fertig und verschwitzt den Saal verlässt, hat irgendwas falsch gemacht. Die Eisheilige Nacht bildet erneut den perfekten Abschluss für ein starkes Konzertjahr 2017.
Galerie mit 1 Bildern:Übrigens: Wer davon nicht genug bekommt, der kann sich schon auf die Eisheilige Nacht 2018 freuen. Neben den Gastgebern sind VERSENGOLD, RUSSKAJA und PADDY AND THE RATS mit dabei. Das verspricht ein ebenso tanzwütiges Erlebnis zu werden!
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