Eisbrecher
Höllentour
Konzertbericht
Gerade erst haben EISBRECHER ihr neues Album „Die Hölle Muss Warten“ veröffentlicht, da begeben sie sich auch schon auf eine umfangreiche und vor allem erfolgreiche Deutschlandtour. In vielen Städten sind die Konzerte ausverkauft. Dabei wurden im Vorfeld viele negative Stimmen zu dem neuen Werk von Alexx Wesselsky und Noel Pix laut. Nicht nur, dass der Song „Verrückt“ auf einem eher unbeliebten deutschen Fernsehsender einen Werbestreifen untermalt und somit bei vielen Fans den Angstschweiß auf die Stirn treibt. Immerhin hat Der Graf von UNHEILIG einen ähnlichen Werdegang hinter sich. Obendrein soll das Album wenig abwechslungsreich und insbesondere sehr dünn besaitet durch die Boxen trällern. Ich habe mich zuvor nicht von der Qualität von „Die Hölle Muss Warten“ überzeugt, sondern möchte mich auf der Tour live überraschen und hoffentlich überzeugen lassen.
LORD OF THE LOST
Galerie mit 47 Bildern: Lord Of The Lost - Eisbrecher - Höllentour 2012 - Dortmund
Den Anfang machen auf dieser Tour die attraktiven Jungs von LORD OF THE LOST. Die Band aus St.Pauli sollten für diejenigen, die schon die STAHLMANN-Tour besucht haben, keine unbekannten mehr sein. Sicher ist auch: Wer LORD OF THE LOST einmal live erlebt hat, wird sie so schnell nicht mehr vergessen. Ob dies nun eher an den visuellen oder den akustischen Vorzügen liegt, sei mal dahingestellt. Bestenfalls ist eine Mischung aus beiden Komponenten schuld daran.
Bevor die Band ihren Auftritt in der modernen Halle des Dortmunder FZW startet, betritt Alexx die Bühne. In einem Look, als würde er gerade vom Wandern in den Bergen Heim gekommen sein, mit dickem Fließpulli und Wanderschuhen, redet er ein klein wenig um den heißen Brei herum und kündigt letztendlich die Lords an.
Unter den Klängen des Intros von „Live Today Die Tomorrow“ startet die Band ihren Gig. Mit schwarz geschminkten Augen und Hälsen bietet die Band gleich einige optische Hingucker. Der Frontmann und Gründer von LORD OF THE LOST, Chris Harms, ist dabei, im Vergleich zu seinen Bandkollegen, noch reichlich dick vermummt. Wer die Band und Chris kennst, weiß jedoch, dass dies kein Zustand von langer Dauer sein wird. Und so fliegt auch bald die Lederjacke über die Bühne und der äußerst weite Pulli lässt schon tief blicken.
Das Publikum im FZW gibt sich zunächst eher zaghaft mit dem Jubel, den sie für LORD OF THE LOST übrig haben. In erster Linie sind es die weiblichen Fans, deren Jubelschreie zu vernehmen sind. Nachdem das Lady Gaga Cover „Bad Romance“ ziemlich zu Beginn des Sets gespielt wurde, beginnt sich die Zurückhaltung des Publikums allmählich zu legen. Für LORD OF THE LOST ist dies übrigens der erste Auftritt in Dortmund und Chris erwähnt nebenbei, dass er sogar mal hier gelebt hat.
Am Ende des Gigs steht auch Chris mit nacktem Oberkörper auf der Bühne, lässt es sich nicht nehmen den Refrain von „Miststück“ zu singen und gönnt sich abschließend auch noch einen Ausflug an den Wellenbrecher.
Der letzte Song von LORD OF THE LOST für diesen Abend, stammt aus der gemeinsamen Feder von Alexx und Chris. „Your Victories“ ist eigentlich, wie der Titel schon sagt ein englisches Stück. Heute Abend präsentiert ihn die Band zum ersten Mal auf Deutsch, was zwar auf dem ersten Moment ungewohnt klingt, aber schnell Gefallen findet.
Alles in allem können die Jungs aus St. Pauli diesen Gig als erfolgreich betiteln. Ihr erster Auftritt in Bochum konnte immer mehr positives Feedback ernten und am Ende des Abends scharen sich zahlreiche Fans am Merchstand, um Autogramme und Fotos zu ergattern.
- Setlist
- Live Today Die Tomorrow (Just Intro)
- Black Lolita
- Sex on Legs
- Do You Wanna Die Without A Scar
- Heart For Sale
- Bad Romance (Lady Gaga cover)
- Epiphany
- Prison
- Break Your Heart (With „Prologue“ Interlude)
- Dry the Rain
- Eure Siege
EISBRECHER
Galerie mit 51 Bildern: Eisbrecher - Eisbrecher - Höllentour 2012 - Dortmund
Doch bevor es Autogramme von den Lords gibt, ist erst mal der Auftritt von EISBRECHER angesagt. Die Jubelschreie gehen um einige Oktaven nach unten und die Dezibelzahl des Lärms um einiges nach oben.
Nach dem Intro, bei dem Noel Pix schon seinen Platz auf dem erhöhten Podest neben dem Drumset eingenommen hat, stürmt auch Alexx die Bühne. Mit schwarz-gelber BVB-Cappy bewaffnet, zeigt er seine Solidarität zum heimischen Fußballverein. Das Alexx wirklich BVB-Fan ist, glauben hoffentlich die wenigsten. Mit „Exess Express“ von „Die Hölle Muss Warten“ startet die Band mit einem neuen Song in ihre Show ein. Das mitsingen der Fans hält sich dabei auffällig in Grenzen. Dadurch, dass die Band mit „Willkommen im Nichts“ gleich einen Klassiker von dem 2004er Album „Eisbrecher“ anhängt, fällt der Unterschied besonders schwer ins Gewicht. Für die Performance auf der Bühne spielt es keine Rolle, ob es sich um einen alten oder einen neuen Song handelt. Nicht nur die beiden Köpfe der Band legen sich ordentlich ins Zeug. Auch die Live Besetzung um Jürgen Plangger an der Gitarre, Dominik Palmer am Bass und Achim Färber am Schlagzeug ist mit vollem Eifer bei der Sache.
Bald darauf fliegt auch der erste Eisbär in das Publikum, so wie es auch auf der letzten „Eiszeit“-Tour der Fall gewesen ist. Alexx entschuldigt sich noch dafür, dass es sich heute Abend nur um ein Stofftier handelt, aber dafür wird sehr offensichtlich, dass die Band trotz ihrer neuen Platte und der Präsenz in den Medien an alten Bräuchen festhält. Damit die Tour jedoch nicht allzu sehr der letzten ähnelt, folgt wieder ein wenig Kontrastprogramm. „Jetzt kommt ein Hit! Wenn es ein Video gibt, ist es doch ein Hit, oder?!?“ So kündigt Alexx den Song an, der für den Vergleich zu UNHEILIG sorgt und auf dem neuen Album wohl auch der bekannteste ist. „Verrückt“ ist zugleich auch der Song, den man sich von dem Album am ehesten anhören kann. Er rockt am meisten und geht weniger in die Schlager-Richtung wie die anderen Stücke auf dem Silberling.
Der Sound und das Licht sind heute Abend wirklich gut. Der Bass drückt ordentlich und macht einiges her, ohne dabei die anderen Instrumente oder die Vocals zu unterdrücken. Es fällt jedoch auf, dass Alexx sich heute Abend mit seinen Sprüchen, die sonst niemals ein Auge trocken gelassen haben, mächtig zurück hält. Er hat zwar zu jedem Titel der Setlist eine schöne Überleitung und eine nette Anekdote parat, welche jedoch allesamt frei von seinem üblichen, derben Humor sind, der sonst immer die Shows von EISBRECHER so äußerst amüsant gemacht hat.
Richtigen Schlager gibt es dennoch. „Tränen Lügen Nicht“ und „Wahnsinn“ von Wolfgang Petry werden akustisch vorgetragen. Eine spaßige Einlage, die ebenfalls ein Überbleibsel der letzten Tour ist. Nur das diese Einlage auf der „Die Hölle Muss Warten“-Tour einen Sarkastischen Zusammenhang zu den negativen Kritiken bekommt, die tönen, dass das Album lediglich rockiger Schlager ist. Bei der Resonanz der Fans ist auch eindeutig zu merken, dass die alten Schätzchen wesentlich mehr gefeiert werden. „Amok“, „Vergiss Mein Nicht“, „Schwarze Witwe“ und „This Is Deutsch“ locken alle Hände in die Luft und erzeugen eine unüberhörbare Wand aus mitsingenden Fans. Diese fordern nach „This Is Deutsch“ einstimmig eine Zugabe, welche sie mit „Kann denn Liebe Sünde Sein“, „Ohne Dich“ und „Miststück“ auch bekommen. Das „Miststück“ ist auch heute Abend wieder besonders beliebt. Der Song stammt noch aus Zeiten, als Alexx der Sänger von MEGAHERZ war. Von ihnen wird „Miststück“ übrigens auch nach wie vor live gespielt.
Eine letzte Zugabe gibt es von EISBRECHER mit dem Titeltrack des Albums „Die Hölle Muss Warten“, bevor die Band ihr Set endgültig abschließt und unter den Klängen von „Total Eclypse“ den letzten Soff-Eisbären und Rosen in das Publikum wirft.
Mein persönliches Fazit ist nicht so positiv, wie nach der letzten Tour. Der derbe Humor von Alexx, der die Gigs von EISBRECHER stets zu etwas besonderen gemacht haben, ist zu sehr abgeebbt und fehlt ganz arg. Die Show war an sich sehr gut und es hat an nichts gemangelt. Es wurden zwar viele Elemente aus der letzten Tour übernommen, aber das hat dem Konzert heute keinen Abbruch getan. Zu meiner Erleichterung waren die Songs von „Die Hölle Muss Warten“ in der heutigen Setlist stark in der Unterzahl. Da ich das Album im Nachhinein gehört habe, muss ich mich leider den Stimmen anschließen, die das Album als Schlager-Stück betitelt haben. Nichts desto trotz: insgesamt ein guter Auftritt und ein gutes Konzert.
Setlist:
- Intro
- Exzess Express
- Willkommen im Nichts
- Angst
- Abgrund
- Verrückt
- Antikörper
- Leider
- Herz aus Eis
- Amok
- Tränen lügen nicht und Wahnsinn
- Die Engel
- Prototyp
- Vergissmeinnicht
- Schwarze Witwe
- Heilig
- This is Deutsch
- Kann denn Liebe Sünde sein
- Ohne Dich
- Miststück
- Die Hölle muss warten
(Sarah)
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