Edguy
Space Polic World Tour 2014 - live in Filderstadt
Konzertbericht
EDGUY spannen das Publikum zunächst mächtig auf die Folter. Das mag auch mit den Tonaufnahmen zu tun haben, die heute unter der fachkundigen Regie von Tonmann Achim Köhler erfolgen und auf die hinzuweisen Vorturner Tobi Sammet nicht müde wird. Das Bühnenbild wirkt heute sehr aufgeräumt. Ein überdimensionales Mondlanschafts-Backdrop spiegelt die Science-Fiction-Thematik der „Space Police World Tour“ wieder und die blechernen Trittstufen, die auf die Podeste beiderseits des Drum-Raisers führen, wirken geradezu beängstigend wackelig. Im Gegensatz dazu wirken die Bühnenoutfits des Quintetts geradezu dezent. Keine hauteng-schillernden Astro-Strampelanzüge im Flash-Gordon-Gedächtnis-Look, keine sperrigen Mondlandungs-Overalls – selbst der für fragwürdige Modetrends berüchtigte Tobi Sammet bleibt inzwischen seinem bewährten Halstuch-und-Schnallenmantel-Look treu. So sticht heute lediglich Bassist Eggi mit seinem blau-roten Holzfällerhemd ein wenig heraus, das bei Benutzung einer dieser klassischen rot/blau-Farbfilter-3D-Brillen bestimmt für den ein oder anderen psychedelischen Moment gut wäre.
„Love Tyger“ und „Space Police“ eröffnen den Set, wenig später gesellt sich noch „Defenders Of The Crown“ (wie dekadent ist es eigentlich, gleich zwei Titelstücke auf ein einziges Album zu packen?) dazu, das war’s dann aber auch schon mit neuen Stücken. Dazwischen gibt es mit dem von einer die große Bescheidenheit und Zurückhaltung des Tobias Sammet hervorragend wiedergebenden Ansage eingeleiteten „Superheroes“ den ersten großen Bandklassiker, sowie mit „Out Of Vogue“ eine schöne kleine Überraschung vom 2006er „Rocket Ride“-Album. Je länger der Gig geht, desto mehr schwenken EDGUY aber zur Freude der Fans auf die bekannten und immer wieder gerne gehörten Hits ein. Die starke Leistung von UNISONIC zu toppen ist eine echte Herausforderung, den Hessen jedoch gelingt dies scheinbar mühelos.
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Das liegt nicht zuletzt an der routinierten Performance aller Beteiligter, die nie vor den ganz großen Posen zurückschrecken und dabei zu jeder Sekunde erkennen lassen, mit wieviel Spaß sie bei der Sache sind. Da kann man auch gerne darüber hinwegsehen, dass sowohl die Mitsing-Spielchen als auch das Drum-Solo eine Spur zu sehr in die Länge gezogen werden. Dem Publikum ist das eh egal, es macht begeistert jede noch so merkwürdige Albernheit mit, insbesondere wenn es dann in Form des breit grinsend angestimmten „Running Free“-Schnipsels einen sympathischen Gruß zurück an die UNISONIC-Kollegen gibt. Schade nur, dass EDGUY die Gunst der Stunde nicht nutzen, die Herren Kiske und Hansen für einen gemeinsamen AVANTASIA-Song hinzu zu bitten. Scheinbar ist Tobias Sammet inzwischen strikt darauf bedacht, seine beiden musikalischen Spielwiesen sauber voneinander getrennt zu halten.
Für das FALCO-Cover „Rock Me Amadeus“ wirft sich Sammet dann doch noch ein wenig in Schale, denn „so wie wir jetzt gerade auf der Bühne stehen, können wir dieses Lied nicht spielen“. Also wirft er sich flugs eine rote Zirkusdompteur-Jacke mit goldenen Epauletten über und zollt dem extrovertierten Österreicher gleichermaßen launig wie respektvoll Tribut. Allzu leicht könnte dies zur Parodie verkommen, stattdessen bleiben EDGUY bei aller hinzugefügter Rockigkeit dem Original angenehm treu. Im Anschluss darf das Publikum dann einmal mehr sein Mitsing-Talent unter Beweis stellen und beeindruckt mit einem mehrstimmigen Final-Kanon, der sich gewaschen hat. Da darf man sich jetzt schon darauf freuen, wenn das in Form des heute aufgezeichneten Ton-Mitschnitts irgendwann einmal veröffentlicht werden wird und kann mit stolzgeschwellter Brust behaupten: Ich war dabei!
Nach dem unkaputtbaren „Tears Of A Mandrake“ ist der reguläre Teil des Abends dann vorbei – doch natürlich steht noch ein Zugabenblock an. Die Herren EDGUY lassen sich erneut lange bitten, doch nachdem sich Bühnennebel und Licht-Gewitter gelegt haben, wird schnell klar warum: Den Bühnenhintergrund auf der linken Seite nimmt nun ein dreidimensionales, rund fünf Meter hohes Abbild des vom Albumcover bekannten Space-Polizisten ein. Dieses mit Luft zu voller Pracht aufzupumpen dauerte eben einige Minuten, unter denen die Stimmung jedoch keineswegs gelitten hat. Wenig überraschend beschließen nun „Lavatory Love Machine“ und „King Of Fools“ eine rund anderthalbstündige, gewohnt schweißtreibende Show, bei der man Tobi Sammet seine Lobgesänge auf das besonders enthusiastische Publikum in der Filharmonie selbst dann uneingeschränkt glauben darf, wenn man ahnt, dass das Lob andernorts kaum geringer ausfallen wird.
Setlist EDGUY:
- Love Tyger
- Space Police
- Out Of Vogue
- Superheroes
- Defenders Of The Crown
- Vain Glory Opera
- Drum-Solo
- Ministry Of Saints
- Babylon
- Rock Me Amadeus
- Land Of The Miracle
- Tears Of A Mandrake
- Lavatory Love Machine
- King Of Fools
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