Edguy
Rockbier Roadshow 2011

Konzertbericht

Billing: Edguy und Subsignal
Konzert vom 2011-12-28 | Rockfabrik, Ludwigsburg

 

EDGUY

Galerie mit 21 Bildern: Edguy - Rockbier Roadshow 2011 - Rockbier Roadshow 2011

Der überdrehte Humor von Tobi Sammet und seinen Bandkollegen mag nicht jedermans Sache sein. Eine kleine Kostprobe gibt es bereits während der Umbaupause, als vom Band das „Müllmännerlied“ aus der „Sendung mit der Maus“ des Jahres 1976 ertönt und für reichlich Stirnrunzeln bei Teilen des Publikums sorgt. Dagegen ist die als Intro verwendete Zirkusmusik geradezu harmlos, nach der EDGUY mit „Nobody’s Hero“ in ihren Set einsteigen. Von der überschaubaren Bühnengröße lassen sich die Mannen nicht in ihrem Bewegungsdrang bremsen und der direkte Kontakt zum Publikum, das sie von Anfang an frenetisch bejubelt, scheint sie ganz besonders zu freuen. Auch wenn ich mir EDGUY live noch nie das Gefühl vermittelt haben, einfach nur Dienst nach Vorschrift abzuliefern, wirkt das Quintett heute ganz besonders motiviert und legt im Vergleich zur vergangenen Deutschlandtour im Herbst noch einmal eine Schippe drauf.

Bei der Setlist hat sich zwar nicht viel getan, dass zwei der neuen „Age Of The Joker“-Stücke gegen Band-Klassiker ausgetauscht wurden, zeigt aber Wirkung. Dazwischen gibt es wieder jede Menge schräge Ansagen von Frontkasper Tobi Sammet, der das Publikum grinsend mit Lästereien über den Stuttgarter VfB provoziert und auch Ostdeutsche oder die Kollegen von MANOWAR mit reichlich augenzwinkerndem Spott bedenkt. Und obwohl jeder der Anwesenden sehr genau weiß, was er von solchen Sprüchen zu halten hat, sieht sich Sammet mehr als einmal dazu genötigt, hinzuzufügen, dass er doch gar nichts gegen MANOWAR, Ossis oder den VfB Stuttgart hat: „Politisch korrekt muss man ja sein heutzutage, sonst muss man sich den ganzen Scheiß wieder in der Zeitung anhören.“

Musikalisch fahren EDGUY inzwischen die ganz dicken Geschütze auf und sind ganz stolz darauf, nach dem Evergreen „Tears Of A Mandrake“ mit „Mysteria“ ein Stück zu spielen, das sie beim diesjährigen Auftritt im benachbarten Stuttgart (Filderstadt!!! – Anmerkung des Publikums) nicht auf der Setlist hatten. Erwartungsgemäß sind die Reaktionen hier besonders euphorisch und werden eigentlich nur noch von jenen beim „Lavatory Love Machine“/“Superheroes“-Doppelschlag übertroffen. Hier rächt sich dann auch Tobis ständiges Herumgespiele mit seinem Mikro-Ständer, indem Mikrofon und Halterung sich bei einer unbedacht schwungvollen Bewegung des Frontmannes in großem Bogen Richtung Publikum verabschieden. Klar, dass da ein Sündenbock her muss, so dass Roadie Duce grinsend mit der Kündigung gedroht wird. Bei der sich anschließenden Ballade „Save Me“ überreicht Tobi dann einem bei seinem missglückten Mikro-Manöver getroffenen Fan in der ersten Reihe als Entschädigung ein Gitarren-Pick von Kollege Jens Ludwig: „Das ist für den Schneidezahn – der Duce kriegt nachher auch noch eins!“

Auf die „Age Of The Joker“-Single „Robin Hood“ folgt das obligatorische Drum-Solo von Felix Bohnke, das für meinen Geschmack aber auch heute wieder eine gute Ecke zu lang geraten ist. Dafür knalle „Ministry Of Saints“ und die grandiose „Final Countdown“-Hommage „Vain Glory Opera“ („Das kennen die Älteren unter euch noch von EUROPE – wir ham’s geklaut und dem Ganzen eine eigene GEMA-Nummer verpasst!“) umso mehr, die den regulären Set beschließen. Doch natürlich kehren EDGUY für eine Zugabe zurück auf die Bühne. Und dass im Zuschauerraum lautstark „Babylon“ gefordert wird, entgeht auch den Musikern nicht, so dass sie sich nach kurzer Rückversicherung, dass es heute kein Curfew einzuhalten gilt, dazu entschließen, ihre Setlist spontan um eben diesen Song zu erweitern. Und weil man nun ohnehin schon am Improvisieren ist, wird vor dem Schlussakkord noch eben schnell IRON MAIDENs „The Trooper“ angespielt, um den Anwesenden die eigenen Wurzeln aufzuzeigen.

Bevor man sich beim Diskutieren über geile 80er-Jahre-Mucke („MANOWAR!“, „BON JOVI!“) zu weiteren Leichtsinnigkeiten hinreißen lässt, wird „Babylon“ aber doch noch zu Ende gebracht und mit „Land Of The Miracle“ der eigentlich geplante Zugabenblock eingeläutet. Doch noch ist das humoristische Potential des Abends nicht vollständig ausgereizt und so beginnt Tobi Sammet die erste Strophe von „King Of Fools“ mit dem Text von BON JOVIs „Living On A Prayer“ zu singen, was nach zwei vergeblichen Versuchen, zurück ins eigentliche Lied zu finden, unter lautem Gejohle der Fans einen Abbruch und Neustart des Stückes zur Folge hat. Diese unvorhersehbaren, spontanen Momente sind es, mit denen man bei jeder EDGUY-Show rechnen muss und die Auftritte der Hessen stets zu etwas ganz besonderem machen. Da kann man leicht vergessen, dass auch die Qualität der musikalischen Darbietung über jeden Zweifel erhaben ist und das ihre zum hohen Unterhaltungswert dieses Konzertabends beitragen.

 

Setlist EDGUY:

  • Nobody’s Hero
  • The Arcane Guild
  • Tears Of A Mandrake
  • Mysteria
  • Rock Of Cashel
  • Lavatory Love Machine
  • Superheroes
  • Save Me
  • Robin Hood
  • Drum Solo
  • Ministry Of Saints
  • Vain Glory Opera
  • Babylon
  • Land Of The Miracle
  • King Of Fools

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01.01.2012

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