Edguy
Live in Filderstadt 2011

Extravaganz darf man auch SCORPIONS-Drummer James Kottak bescheinigen, der heute mit seiner nach ihm benannten Band als Opener fungiert. Bei KOTTAK darf der Amerikaner endlich mit Gitarre und Mikrofon bewaffnet im Mittelpunkt stehen und fühlt sich dabei sichtlich wohl. Nur scheint ihm irgendwie niemand mitgeteilt zu haben, dass er als Opener einer Club-Show fungiert und nicht als Headliner auf der großen Stadion-Bühne. Entsprechend deplatziert wirkt das übertriebene Pathos seiner Gestiken.

Fairerweise und dennoch verwundert muss ich allerdings feststellen, dass eine gar nicht mal so kleine Teilmenge der heutigen Besucher tatsächlich auf das Dicke-Eier-Gepose des Amerikaners abfährt. Aber schließlich wird auch sein EDGUY-Kollege Tobi Sammet für seine großspurigen Gesten und Ansagen geliebt, wenngleich er dabei dank augenzwinkernder Selbstironie deutlich weniger arrogant wirkt als sein amerikanischer Kollege.

Auch musikalisch machen KOTTAK auf extradicke Eier. Mitsingkompatible Stadionrock-Hymnen dominieren das Geschehen, das darüber hinaus von einer leichten Punk-Schlagseite aufgepeppt wird. Gitarristin Stephanie Smith ist nicht nur ein optisch ansprechender Blickfang, sondern beherrscht auch ihr Instrument so tadellos, dass sie von den eher simpel gestrickten Kompositionen geradezu unterfordert wirkt. Auf der anderen Bühnenseite übt sich Bassist Nils Wandrey in großen Rockstar-Posen, kann dabei aber seinem Chef natürlich nicht das Wasser reichen.

Dieser schickt nach etwa der Hälfte des Sets Drummer Francis Ruiz in die Pause und nimmt selbst für einige Stücke und ein ausgedehntes Drum-Solo (wie die meisten Solo-Einlagen reichlich überflüssig) den Platz hinter den Kesseln ein. Dies verschafft Stephanie Smith die Gelegenheit, sich auch noch als Sängerin zu versuchen, wobei sie sich nach vorkorkstem Start letztlich ganz respektabel schlägt. Stilistisch wäre ihre bluesig-warme Stimme aber im Singer/Songwriter-Genre besser aufgehoben als beim Dicke-Eier-Rock.