Edguy
Live in Berlin: Der Joker sticht!
Konzertbericht
Vor gut eineinhalb Monaten trat Tobias Sammet noch mit AVANTASIA in Wacken auf. Jetzt ist er wieder bei seiner Stammcombo EDGUY und legt das neue Album „The Age Of The Joker“ vor, das die Band auf einer ausgedehnten Welttour präsentieren will. Natürlich zieht es die Mannen aus Fulda auch wieder durchs Heimatländle. Am 28.09.11 standen sie als erstmals Headliner in Berlin auf der Bühne. Location war der rockerprobte C-Club, ein ehemaliges Kino der US-Soldaten, das schon zahlreiche Rock- und Heavygrößen hat kommen sehen.
Zum Einlass um 19:00 Uhr tummeln sich nur eine handvoll Leute vor dem Tor, die nach Öffnung erstmal zielstrebig in den der Halle angeschlossenen Biergarten gehen. Bei strahlendem Spätsommerwetter und einigen kühlen Bierchen verkürzt dies die Wartezeit auf die erste Vorband FULL FORCE. Die entert um 20:00 Uhr die Bühne und weiß mit ihrem Power Metal durchaus zu gefallen. Gut 30 Minuten dauert der überzeugende Auftritt.
Nach einer kurzen Umbaupause heißt es dann Vorhang auf für KOTTAK, dem Soloprojekt des SCORPIONS-Drummers James Kottak. Im Mittelpunkt des Sets stehen die Songs des aktuellen Albums „Kottak Attack“ eine Mischung aus Achtziger Jahre Hard Rock mit Punkelementen, der live nicht schlecht rüberkommt. Der Sound ist für eine Supportband passabel. Beim SCORPIONS-Klassiker „Holiday“ schafft es James Kottak erstmals, die gesamte Halle zum mitsingen zu animieren. Insgesamt ist der gut 40-minütige Auftritt überzeugend, ohne jedoch nachhaltige Spuren zu hinterlassen.
Dann ist es soweit: Alle warten gespannt auf den Headliner des Abends. Nachdem die Mikros für EDGUY nach dem bewährten Muster aufgestellt wurden, heißt es warten. Um kurz nach 22:10 Uhr gehen dann endlich die Lichter aus. Unter Nebelschwaden entern Tobias Sammet und seine Mannen die Bühne und legen mit „Nobody’s Hero“ vom aktuellen Album los. Der Sound ist überraschend schlecht. Immer wieder greift sich Tobias ans Ohr. Scheinbar hat der Soundcheck nicht wirklich funktioniert.
Beim zweiten Track „The Arcane Guild“ eskaliert die Situation. Die Technik scheint die Lautstärke auf Tobias Ohrhörer nicht wirklich regeln zu können. Wutentbrannt wirft er sein Mikro in die Ecke und verschwindet während des Gitarrensolos im Bühnenhintergrund. Doch EDGUY sind inzwischen so professionell, dass sie dies natürlich hinbekommen. Nach einem kurzen Soundcheck, den die Band gekonnt und mit Humor überbrückt, geht es mit dem dritten Titel richtig in die Vollen: „Tears Of A Mandrake“ kommt glasklar herüber und versetzt die wippende Masse in Verzückung.
Von diesem Moment an hat Tobias die Menge im Griff. Der Sound kommt jetzt einwandfrei daher. Es ist wirklich erstaunlich, welche Karriere die ehemalige Schülerband aus Fulda hingelegt hat. Mit „Age Of The Joker“ haben Sie das bisher erfolgreichste Album ihrer Karriere vorgelegt. Klar, dass diese Songs den Abend dominieren. Insgesamt sechs Stücke des neuen Werks haben EDGUY im Gepäck, wobei sich vor allem das progressiv angehauchte „Behind The Gates To Midnight World“ als Höhepunkt erweist. Die neuen Songs werden gut aufgenommen, aber natürlich sind es die alten Songs, die den Siedepunkt immer wieder ansteigen lassen.
„Lavatory Love Machine“ kommt knallhart daher und bei „Superheroes“ schwebt Tobias in einer kleinen Kanzel über den Köpfen des Publikums. Nach einem spektakulären Drumsolo von Felix Bohne neigt sich die Show dem Ende zu. Es ist kurz vor 23:30 Uhr, als die ersten Töne des letzten regulären Songs „Vain Glory Opera“ erklingen. Dass damit noch nicht Schluss ist, ist klar. Für zwei Zugaben kommen EDGUY nochmals zurück, um sich zunächst dafür zu bedanken, dass sie in der Hauptstadt so gut aufgenommen wurden. Mit „Land Of The Miracle“ und „King Of Fools“ geht das Konzert um zehn Minuten nach Mitternacht zu Ende.
Insgesamt ein überzeugendes Konzert. Der Sound war nach dem zweiten Check wirklich gut und Tobias hat seine Qualitäten als Showmaster komplett ausgespielt. Die Setlist hätte für meinen Geschmack ruhig noch drei, vier ältere Titel mehr umfassen können. Tobi versprach Berlin jedoch wiederzukommen. Ein Versprechen, das ich ihm gerne abnehme und mich auf ein Wiedersehen mit EDGUY freue.
EDGUY Setlist
- Nobody’s Hero
- The Arcane Guild
- Tears Of A Mandrake
- Pandora’s Box
- Rock Of Cashel
- Lavatory Love Machine
- Behind The Gates Of Midnight World
- Superheroes
- Robin Hood
- Drum Solo
- Ministry Of Saints
- Vain Glory Opera
- Land Of The Miracle
- King Of Fools
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