Easter Cross
Der Festivalbericht 2024
Konzertbericht
Die Oberndorfer Musikinitiative lud dieses Jahr zum zwanzigsten Mal traditionell zum besinnlichen (Eier-)Schaukeln ein (das hat sie nicht wirklich geschrieben) und an zwei Tagen haben insgesamt 17 hochkarätige Bands die Bühnen und Köpfe nahe des Kleinen Heubergs wieder zum Beben und Rauchen gebracht. Wir waren für euch vor Ort!
Ein Rückblick: Suchst du noch Eier, oder moshst du schon…?
Es ist Samstag, der 30.03.2024, 16:00 Uhr und die Neckarhalle eröffnet bestens vorbereitet ihre Türen für die Schaulustigen. Der Plan für die beiden anstehenden Tage kann dabei unterschiedlicher nicht sein: Mit Bands wie NERVOSA, DUST BOLT, DECAPITATED, MANTAR und nicht zuletzt den Knüppel-Legenden von BENEDICTION ist der Samstag dem Thrash und Todesmetall gewidmet, während der Sonntag mit AVIANA, ATTILA, IGNITE, BORN OF OSIRIS und ANNISOKAY core-lastiger und melodischer von statten geht.
Doch es fällt auf, dass – entgegen dem letzten Jahr, dem ersten Mal nach der Pandemie – diesmal noch problemlos Parkplätze zu finden sind. Niemand muss beim nahegelegenen Netto parken aka „man sieht niemanden, der überlegt die Feuerwehrausfahrt zu blockieren“ und es folgt die Frage: Bin ich einfach noch zu früh, kommt der Rest noch oder sind es diesmal wirklich nur so wenige? Behalten wir das mal im Hinterkopf.
Was ist neu, was ist alt, was hat sich geändert?
Gleichgeblieben sind – und das sieht man wirklich gern – die unglaublich gute Laune und Freundlichkeit bei allen Beteiligten, insbesondere aber bei den Mitarbeiter*innen des Easter Cross Festivals, die angenehmen Getränke-Preise, die schnelle Abwicklung am Einlass und der wirklich gut eingehaltene Zeitplan. Neu ist leider das „Ja wo sind denn eigentlich alle?!“, welches sich irgendwie durch die zwei Tage des Easter Cross 2024 zieht. Es beginnt bei der Tatsache, dass man für Essen bei einem der drei Food-Trucks tatsächlich keine 5 Minuten anstehen muss und endet damit, dass man während allen Konzerten am Samstag problemlos einmal quer durch das Publikum auf die andere Seite der Halle laufen kann, ohne auch nur einen Tropfen Bier zu verschütten.
Aber halt, der aufmerksame Leser hat es bemerkt: Drei Food-Trucks, 5 Minuten Wartezeit, fantastisches Essen – sogar mit veganer Option. Zur Auswahl stehen Curry vom Sulzer Gasthaus Hecht, Pulled Pork Burger und Käsesahne-Pasta vom Cook’n’Roll-Wagen und bei Graf Food on Wheels kann man sich Burger, Hot Dogs oder Chili als Grundlage einverleiben. Zwar alles zum stolzen Preis von durchschnittlich 9 € pro Portion, aber die Abwicklung zeigt eine Verbesserung um 100 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Da hat sich also jemand Notizen gemacht und ist auf die Kritik der Besucher eingegangen, was neben der Nahrungsbeschaffungs-Situation auch die Bodenbeschaffenheit der Halle und den Sound betrifft. Die Halle ist diesmal gänzlich mit rutschfester Unterlage ausgelegt und Bühne und Soundsystem sehen nicht nur besser aus, sondern klingen auch phänomenal, was in allen drei Punkten erheblich zum Genuss der Musik beiträgt. Dass es zudem keine Stolperfallen mehr im Fotograben gibt, nehmen wir an dieser Stelle als kleines i-Tüpfelchen.
Der Samstag – Rock, Thrash und Death
Eröffnet wird das Easter Cross 2024 mit rockigen Klängen der Freudenstädter Jungs von CREKKO und gut die Hälfte der Zuschauer bestehen zu diesem Zeitpunkt aus Fotografen – aber das tut der Show der Band erstaunlicherweise keinen Abbruch und die Halle füllt sich langsam mit Publikum – dem Line-Up des Tages geschuldet etwas älter, man sieht Kutten und Shirts von nähergelegenenen Festivals.
Galerie mit 10 Bildern: Crekko - Easter Cross 2024Dass der Sound um Längen besser als vergangenes Jahr ist, macht sich spätestens bei dem zweiten Act FATEFUL FINALITY bemerkbar, denn alle schunkeln mit – auch hinter den Kulissen. Sagen und metallische Legenden ranken sich übrigens um die Schwaben, die damals wohl das letzte Konzert in der legendären Rockfabrik in Ludwigsburg spielen durften, bevor diese für immer ihre Tore schloss. Aber wie es eben so ist, fühlt es sich noch sehr seltsam an bei Tageslicht vor der Bühne zu stehen.
Galerie mit 19 Bildern: Fateful Finality - Easter Cross 2024Doch langsam kommt Stimmung auf und spätestens als die ersten Töne von „Seed of Death“ erklingen, sehen die Musikerinnen von NERVOSA endlich eine halbwegs gefüllte Halle vor sich. Live wesentlich thrashiger als aus der Konserve spielen die vier Brasilianerinnen ihr Set tadellos, aber leider auch etwas lieblos herunter. Man spürt, dass die „Nihility Tour“ zusammen mit INCANTATION und DECAPITATED an diesem Abend in Oberndorf nach fast einem Monat zu Ende geht, denn der der Funke will irgendwie nicht mehr so ganz überspringen, was insbesondere bei INCANTATION ein wenig die Reihen lichtet.
Galerie mit 24 Bildern: Nervosa - Easter Cross 2024 Galerie mit 27 Bildern: Incantation - Easter Cross 2024Überraschend kommt dann der mitreißende Gig der jungen Landsberger DUST BOLT. Mit ihrem Bay-Area-inspirierten Thrash Metal, gepaart mit moderneren Klängen und Melodien, ordentlich Tempo und Action auf der Bühne präsentieren DUST BOLT unter Anderem einige der neuen Songs der im Februar diesen Jahres erschienenen Platte „Sound and Fury“ und die ersten ernstzunehmenden Circle Pits drehen ihre Kreise, in die Sänger Lenny Bruce mit Klampfe und Mic bewaffnet kurzerhand selbst zieht und von dort aus weiterspielt.
Galerie mit 18 Bildern: Dust Bolt - Easter Cross 2024Das Publikum ist eingeheizt und die anfängliche Sorge, dass auch DECAPITATED zum Tour-Ende ein Bisschen aus dem letzten Loch pfeifen könnten verzieht sich innerhalb von Sekunden. Was auch immer man von der Band nach den Vorwürfen aus 2017 halten mag, die Polen zerlegen die Neckarhalle eine ganze Stunde lang mit tödlicher und grooviger Präzision und lassen kein Auge trocken, wofür letzten Endes auch Dauerbrenner wie „From the Nothingness With Love“, „Names“, Cancer Culture“ und „Just A Cigarette“ sorgen.
Galerie mit 23 Bildern: Decapitated - Easter Cross 2024Seliges Ohrenfiepen nach dem grünen Donnerwetter wird ersetzt durch ungläubiges Starren auf den Umbau der Bühne. Das Bremer Duo MANTAR sorgt für ähnliche Gefühle der Glückseligkeit – zumindest bei der Hälfte der Zuschauer, die weiß, was bei diesem Act auf sie zukommt. Hanno Klänhardt (Gitarre und Gesang) und Erinç Sakarya (Schlagzeug) spielen sich gegenüber stehend/sitzend gegenseitig zu Höchstform und „Egosito“ und „Era Borealis“ verklingen unter lautem Applaus, auch wenn nicht zu leugnen ist, dass ein paar wenige Zuschauer mit einem großen Fragezeichen im Gesicht die Halle zum frische Luft schnappen verlassen.
Galerie mit 22 Bildern: Mantar - Easter Cross 2024Tatsachlich wird es dann aber langsam spät und anstatt wie gewünscht der Headliner des Abends zu sein, fühlen sich BENEDICTION danach eher wie der Rausschmeißer des Abends an und als die letzten Töne von „Magnificat“ aus der Halle tönen, ist ein großer Teil der Parkplätze schon wieder leer.
Galerie mit 25 Bildern: Benediction - Easter Cross 2024Interessante Alben finden
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