Dropkick Murphys, Gogol Bordello und The Scratch
Winter 2025

Am heutigen Mittwoch spricht eigentlich nicht allzu viel für einen Besuch im Zenith: Die UEFA-Championsleague entpuppt sich einerseits als Straßenfeger und zusammen auf Tour sind ein paar Bands, die man eigentlich gerne an einem heißen Festivaltag zum Vorglühen guckt. Die Wucht der nicht klein zu kriegenden Energie der Ska-Rocker und Irish-Folk-Punks, ist normaler Weise für eine dreiviertel Stunde gut investierte Zeit, danach wird es anstrengend.

THE SCRATCH: Symphathiebolzen!

Den Anfang macht die Dubliner Band THE SCRATCH, die eine Geschichte wie aus dem Bilderbuch hinter sich haben. Als lustiger Haufen, hat sich die Gruppe von ein paar Freunden mit Küchensessions ausgetobt. Mittlerweile haben sie mehrere Headliner-Touren absolviert und sind jetzt Teil der Entourage von den DROPKICKS. In vielen Punkten machen THE SCRATCH einfach Spaß. In der Bühnenmitte sitzt beispielsweise der singende Schlagzeuger, der eine bühnentaugliche Bodhran bedient, während seine Mitmusiker – gekleidet in  SEPULTURA- und OBITUARY-Shirts – ihn flankieren.

Eine kleine Portion Metal und ein großer Haufen Attitüde steht dem Auftritt des Quartetts auch sehr gut, denn damit werden die Irish-Folk-Sounds ordentlich in die Breite gebracht. Der Sound ist natürlich noch nicht auf dem Niveau, den wir uns wünschen, gleichzeitig ist das Zenith stets ein Garant für ein unterirdisches Klangerlebnis, so lange noch keine Mainacts auf der Bühne stehen.

GOGOL BORDELLO: Ein sportlicher Auftritt.

Die Band kommt bekanntlich nicht in einer klassischen Besetzung aus und so hüpfen, laufen und gestikulieren unzählige Menschen auf der Bühne herum und das ohne Unterlass. Selbst bezeichnet sich die Formation als „Gypsy Punks“, wobei das unmissverständlich auf die osteuropäischen Einflüsse zurückgeführt werden kann. Frontmann Eugene Hütz selbst hat ukrainische Wurzeln, während der Rest der Musikschaffenden eine herrlich multikulturelle Atmosphäre schafft.

Die Freude über die energiegeladene Show verblasst aber ab der halben Spielzeit deutlich, denn eigentlich ist dieser Overload an Animationskünsten für einen Feierabend in der Wochenmitte einfach zu viel des Guten. Gleichzeitig verlieren auch die Songs mit der Zeit ihren Reiz und wir denken mehr als einmal daran, dass die Band einen wunderbaren Vertreter der Ukraine auf dem nächsten ESC markieren würde. Ein bisschen zu glatt poliert und fransenfrei ist die Vorstellung eben.

DROPKICK MURPHYS: Geliefert wie bestellt!

Später bringen die Headliner einen Hauch Irland in die zu große Industriehalle. Zwar stammt die Band aus Massachusetts, wo aber bekanntlich viele irisch-stämmige Migranten einst ein neues Zuhause gefunden haben. Warum die Tour gleich für zwei Shows in München Station macht, können wir uns kaum erklären, zumal die Halle heute in der Mitte mit einem dicken Vorhang abgehängt ist und generell viele luftige Plätze in Bühnennähe zu haben sind.

Ganz in Schwarz gekleidet geben die DROPKICK MURPHYS von er ersten Sekunde an Vollstoff und inszenieren jeden Instrumentenwechsel in kurzer Dunkelheit, nur um jedes Mal tight weiterzurasen. Das ist schon ansteckend, zumal die Pub-geschwängerten Melodien viel leichter zu verdauen sind, als vorhin. Die Band wechselt die Setlist gerne durch, was als Fan-Service natürlich eine tolle Sache ist. Die meisten Menschen im Publikum sind aber wohl alleine mit „Rose Tattoo“, „The Boys Are Back“ und „I´m Shipping Up To Boston“ glücklich. Obendrein würzen die DROPKICKS die Liste mit „T.N.T.“ (AC/DC) und „The Irish Rover“ (JOSEPH M. CROFTS), also ein paar Stücken, die man auch fernab jeglichen Original-Albums sofort mitsingen kann.

Ansonsten gibt sich die Band cool, der Sound ist mittlerweile in Ordnung (wenn auch nicht überzeugend) und wir verlassen das Zenith nach insgesamt 23 Songs mit flotten Schritten. Irgendwie ist das Tempo des heutigen Abends direkt in unsere Beine gewandert und lässt sich nicht stoppen.