Dornenreich
Dornenreich

Zwei Stühle, zwei Mikrofone und zwei leistungsstarke weiße Scheinwerfer, fein säuberlich auf die Sitzgelegenheiten ausgerichtet, bestimmten das „Bühnenbild“ des Auftritts von Dornenreich, die auf dieser Tour akustische Versionen ihrer Stücke präsentierten. Ein Wackelkontakt an der Gitarre von Valnes zehrte bereits beim Stimmen der Instrumente an den Nerven der beiden Musiker, die dadurch immer wieder ihrer Konzentration entrissen wurden und das erste Stück „Federstrich in Grabesnähe“ entnervt unterbrachen. Doch bei „Hier weht ein Moment“, „Innerwille ist mein Docht“, „Hier weht ein Moment“, „Mein Publikum – Der Augenblick“ war größtenteils Verlass auf die Technik, so dass sich die beiden Österreicher so gut wie ungestört ihren Kompositionen hingeben konnten. Ein wenig befremdlich mutete sie schon an, die im strahlend weißen Licht bestens verfolgbare, ausdrucksstarke Mimik von Eviga, welche seine Lautmalereien, die sich von einem Flüstern bis zum markerschütternden Schrei erschreckte, eindrucksvoll hinterlegte. Die größte Verblüffung erlebte das Publikum allerdings, als nach einer guten halben Stunde mit“Reime faucht der Märchensarg“ das letzte Stück angekündigt wurde und Dornenreich anschließend, verstimmt und ohne Große Worte, die Bühne verließen. Schmal ist der Grat zwischen Desillusionierung und einem unvergesslichen Erlebnis, auf dem „gehaltvollere“ Bands bei so genannten Clubshows wandeln. Dabei obliegt der Ausgang dieses Drahtseilakts nicht nur den „Künstlern“ – Ort, Zeit und Publikum sind ebenso wichtige Faktoren, wie unter anderem diese Tour, nicht nur aufgrund meines Erlebnisses, gezeigt hat. Stellt sich abschließend die Frage, ob manche Band überhaupt durch die Lande ziehen sollte, um ihrer Musik, in die der Fan sein ganz eigene Welt hineinprojiziert, nicht das Wichtigste zu nehmen – die Magie.