Billing: Dornenreich und Lost Dreams
Konzert vom 2000-06-21 | Utopia, Innsbruck
Ansonsten aber wäre den drei Innsbruckern nur zu wünschen, daß sie noch ihr (größeres) Publikum finden (das sich z.B. schon am 07.10.00 beim „Rock Shock 2000“-Festival in Wien zahlreicher bzw. offensichtlicher mitreißen läßt), denn – mal abgesehen von einigen Damen, die scheinbar nur an zweiter Stelle der Akustik wegen gekommen waren – vermute ich mal, daß viele der Anwesenden im Gruftie-Look eher mit Stücken vom feinsinnigeren, stellenweise altertümlichen gerechnet hatten. Eigentlich ist es schwer vorstellbar diese – nur zu dritt und auch sonst – live-tauglich und ohne einschneidende Veränderungen vorzutragen, sind sie doch einfach zu vielspurig bzw. studiogebunden. Das soll alles nicht heißen, daß die Songs von „Her der welken Nächte“ in irgendeiner Form simpel wären – das Gegenteil bewiesen u.a. einige wahnsinnige Breaks, auf die eine Sekunde Durchatmen und dann Knüppelparts folgten wie sie – allen mir bekannten – Norwegern in nichts nachstanden. „Norweger“ ist übrigens kein schlechtes Stichwort, denn tatsächlich war es mir an diesem späten Abend, als würde der Geist von Bands wie (frühsten) Covenant, Troll, Gehenna, Satyricon und Emperor durch die Luft huschen. Dornenreich treffen die Sache auch, wenn sie die neuen Stücke als reifer und moderner bezeichnen. „Eigenwach“, „Schwarz schaut tiefsten Lichterglanz“ und „Trauerbrandung“, so die Titel von drei der fünf gespielten Songs, setzten sich meist aus drei Riffs/Melodien (mit Refrains) zusammen und wirkten – soweit das beim Ersthören feststellbar war – weitaus eingäniger und weniger melancholisch (dafür hymenhafter) als ihr bisheriges Schaffen. Die Lyrics bestanden meist aus nur einer wiederholten Zeile – dazwischen glänzte Eviga regelmäßig mit schmerzlich-schneidenden „Urschreien“. Als Zuhörer durfte man sich allerdings nicht der Täuschung hingeben, daß jenes, was dort präsentiert wurde mit dem gleichsetzen ist, was da in der Klangschmiede E in diesem Sommer festgehalten wurde (und womöglich erst im Winter erscheint). Und damit will ich auch zur offensichtlichen Schattenseite des Konzerts kommen: Da keiner der Besucher die Stücke kennen konnte und zudem auf Akustikgitarre, verschiedene Synth-Sounds, Texte im eigentlichen Sinne und Valnes Totentrauergesang (die Gesangslinien standen zu dem Zeitpunkt wohl noch nicht ganz) verzichtet werden mußte, schienen sie sehr ähnlich aufgebaut bzw. waren nur schwer voneinander zu unterscheiden. Klar, daß somit der beim Live-Spielen nicht unwichtige „Mitsing-“ bzw. „Wiedererkennungs-Effekt“ entfiel.
Seiten in diesem Artikel
1234
Kommentare
Sag Deine Meinung!