Doom Over Bielefeld IV
Zatokrev, Valborg und Sardonis live in Bielefeld
Konzertbericht
ZATOKREV
Obwohl man an einem Abend wie diesem schwerlich von einem echten Headliner sprechen kann, bekleiden diese Position offiziell ZATOKREV, die in bester Doommanier für Umbau und Soundcheck eine Dreiviertelstunde brauchen. Die vier Schweizer sind die einzige Band, die zwei Gitarren auffährt, und prompt bekommen sie damit Probleme. Der wuchtige, atmosphärisch dichte und enorm basslastige Sound, der SARDONIS und VALBORG noch zu Durchschlagskraft verholfen hat, bremst ZATOKREV aus. Die feinen Details in den Gitarren, die diesmal nicht nur donnernde erweiterte Powerchords sind, sondern mitunter fast filigrane Harmonien und einige schwebend-schiefe Leads, gehen völlig unter. Eine der beiden Gitarren ist so gut wie gar nicht zu hören, stattdessen eine Wand aus Bass, Bass und nochmal Bass.
Was man heraushört ist: ZATOKREV machen verdammt schräge Musik, verstörend und verschroben, die sich in langgezogenen Abwärtsspiralen dem Erdmittelpunkt nähert, nur unterbrochen von kurzen, deftigen Breaks. Dazu hallen furchtbare Schreie durch die Location, und Gitarrist und Sänger Frederyk Rotter, abseits der Bühne ein unscheinbarer Mann vom Typ „Sozialpädagoge“, wird auf den Brettern zur Furie. Mit Spaß hat das jedenfalls nicht zu tun, das macht das Quartett schnell und unzweifelhaft klar. So richtig zufrieden sind die Musiker mit ihrem Sound offenbar ebenfalls nicht, was sie nur zu noch mehr Zerstörungskraft anstachelt. Das Publikum, mittlerweile durch die fortgeschrittene Uhrzeit, die Mengen an Weizenbier und auch die Unverdaulichkeit ZATOKREVs deutlich dezimiert, weiß damit ebenfalls nicht recht umzugehen und wirkt skurril. Frauen mit esoterischer Gestik tanzen zu Slow Motion-Doom, als wäre es ENYA oder ein Bollywood-Soundtrack, während gleichzeitig ein Mann in hautengen schwarzen Jeans vor der Bühne Abbath und dem „Call Of The Wintermoon“-Video nacheifert. Alle anderen schauen irgendwie interessiert, geplättet und ziemlich müde. Irgendwo dazwischen bewegt sich das, was die Schweizer eine Stunde lang in seltsamer Trance zelebrieren. Das ist sogar mir ein bisschen zuviel der Experimente und für einen an und für sich spannenden Abend ein etwas seltsamer Abschluss.
Nach einer Mütze voll Schlaf und der Zeit, dieses Erlebnis sacken zu lassen und verdauen zu können, ist mir trotzdem klar: Ich habe da drei verdammt gute Bands gesehen, die sich qualitativ nicht viel genommen, allesamt hervorragend gespielt und mir damit mächtig den Horizont erweitert haben. Kompliment an das Veranstalterteam, dem man nur wünschen kann, diese Konzertreihe würdig weiterführen zu können.
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