Dismember
Comeback In Red

Konzertbericht

Billing: Dismember, Moonsorrow, Thyrfing und Hour Of Penance
Konzert vom 17.01.2020 | Dynamo, Zürich

Als DISMEMBER Anfang 2019 aus heiterem Himmel bekannt gaben, acht Jahre nach dem Split wieder aktiv zu werden, und das auch noch in Originalbesetzung, da stand sicher so manch alter Fan kurz vor dem Herzinfarkt. Mir ging es da nicht anders. Erster Stopp der schwedischen Kultband sollte das SCANDINAVIA DEATHFEST in Stockholm sein. Folglich pilgerten im Oktober 2019 auch die Fans aus Deutschland scharenweise in die schwedische Metropole. Und jeder, der dort nicht dabei sein konnte, hatte ganz sicher mehr als eine Träne im Auge, der Verfasser dieser Zeilen eingeschlossen. Vor allem blieb die Angst, somit vielleicht ein denkwürdiges Comeback völlig zu verpassen. Also schrieb ich kurz Drummer Fred Estby an und fragte, ob denn hoffentlich noch weitere Auftritte geplant seien. „We will not tour but we will play more shows!“ Durchatmen, Glück gehabt, herrlich! Und so wandelte sich die Trauer über den verpassten Stockholm-Gig schlagartig in glühende Begeisterung um, als DISMEMBER als Headliner für das MEH SUFF! WINTER-FESTIVAL in Zürich bestätigt wurden. Nun gab es kein Halten mehr, und natürlich auch kein Zurück, da war ein Besuch ganz einfach Pflicht, völlig logisch!

DISMEMBER sind zurück, jauchzet und frohlocket!

Denn das Vorprogramm zum heiß ersehnten Comeback konnte sich ebenfalls absolut sehen lassen, auch wenn es stilistisch irgendwie nicht 100%ig zu DISMEMBER passen wollte. Aber sei es drum, Festival ist halt Festival, also hübsch der Reihe nach.

Den Abend eröffnen durften die Luzerner ASGARD und wussten mit ihrem Black Metal durchaus zu gefallen. Es kam ganz langsam Temperatur in die nach und nach eintrudelnde Zuhörerschaft. Die staunten dann über eine geballte Ladung Technik und Präzision. Und das absolut zu recht, denn der Technical Death von HOUR OF PENANCE hatte es wie immer in sich. Den Viking Metal von THYRFING hingegen hatte ich immer eher so in etwa in Erinnerung: Auf CD richtig gut, live hingegen nicht so der absolute Reißer. Doch an diesem Abend belehrten mich die Schweden eines Besseren, das war ein rundum gelungener Auftritt. Und die nächste Steigerung folgte auf dem Fuße, kein Wunder, MOONSORROW waren am Start. Wo andere schon mit dreiminütigen Songs die Spannung kaum hochhalten können, gelingt gerade das den Finnen mit ihren herrlich langen Tracks ein ums andere Mal aufs Neue sehr eindrucksvoll. Epischer Folk Black in absoluter Perfektion, fesselnd von der erste bis zur letzten Sekunde. Der Saal kochte völlig zurecht, nun war der Headliner gefordert, mit gehobenem Durchschnitt würde sich das Publikum ganz sicher nicht mehr zufriedengeben.

Ein teilweise hochkarätiges Vorprogramm

Die Reaktionen der beim SCANDINAVIA DEATHFEST anwesenden Fans waren doch recht unterschiedlich und reichten von völliger Begeisterung bis hin zu dezenter Ernüchterung. Somit blieben vor dem Konzert doch ein paar Restzweifel, ob die alten Helden ihrem Status auch wirklich gerecht werden würden. Doch mit dem Intro und den ersten Takten von „Override Of The Overture“ waren die endgültig Makulatur, die Laune schlug umgehend in glückselige Ekstase um. DISMEMBER sind wieder da, endlich, und wie! Vom Start weg versprühten die schwedischen Veteranen eine unbändige Spielfreude und demonstrierten damit jedem Anwesenden, warum man diese Band in den letzten Jahren so schmerzlich vermisst hat. Geboten wurde das komplette Programm. Von den alten schnellen Krachern („Soon To Be Dead“, „Skinfather“, „Pieces“ oder „Skin Her Alive“) über die schweren Stampfer („Bred For War“ oder „Casket Garden“) bis hin zu den eher melodischen Tracks mit einer gesunden Portion MAIDEN-Feeling („Life – Another Shape Of Sorrow“, „Of Fire“, „Collection By Blood“, „Misanthropic“ oder „On Frozen Fields“), es war für wirklich jeden etwas dabei.

One with the dreams in red…

DISMEMBER haben ja in ihrer Karriere noch kein Album veröffentlicht, das nicht mindestens gut war. Keine der acht Scheiben rutscht unter die Acht-Punkte-Marke. Und da liegt es natürlich leider in der Natur der Sache, dass der glückselige Fan an diesem Abend auf den einen oder anderen Kracher verzichten musste, auf eine Aufzählung der fehlenden Großkaliber wird an dieser Stelle aus Platzgründen verzichtet. Dennoch hatten die Herren die 75 Minuten pickepackevoll mit möglichst vielen Klassikern beladen. Natürlich lief die altehrwürdige Death-Metal-Maschine noch nicht wieder ganz so gut geölt wie früher, aber dieses winzige Manko machten DISMEMBER mit jeder Menge Enthusiasmus wieder wett. Man merkte den Herren zu jeder Sekunde an, dass sie mit fast schon kindlicher Freude wieder bei der Sache sind. Und so bildete das ebenso geniale wie unverzichtbare „Dreaming In Red“ den finalen Höhepunkt einer fantastischen Show. Zurück blieben neben einer brodelnden Halle jede Menge glückliche und verschwitzte Gesichter. War das bereits DAS Highlight des Jahres? Keine Ahnung, was 2020 noch alles so kommt. Aber wer bitteschön soll das toppen, und vor allem wie? Wer sich selber auch noch diese Überdosis nostalgischer Glückseligkeit setzen möchte, dem bietet sich 2020 die Gelegenheit beim Netherlands Deathfest, beim Obscene Extreme Festival und natürlich auf dem Party.San. Bleibt uns Fans eigentlich nur noch zu hoffen, dass es bei diesem Comeback eben nicht nur darum ging, mit ein paar ausgesuchten Gigs nochmal Kohle ab zugreifen, sondern das DISMEMBER nun wieder richtig da sind. In voller Pracht und Blüte, an vorderster Front, sehr gerne auch mit einem neuen Album!

 

Setlist DISMEMBER:

1. Override Of The Overture

2. Soon To Be Dead

3. Bred For War

4. Skinfather

5. Life – Another Shape Of Sorrow

6. Pieces

7. Casket Garden

8. Of Fire

9. Collection By Blood

10. Skin Her Alive

11. Misanthropic

12. Dismembered

13. On Frozen Fields

14. Fleshless

15. Dreaming In Red

24.02.2020

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