Disbelief
Show
Konzertbericht
Mal wieder eine Feierwerk-Show, man muss den Laden einfach mal loben: entspannte Leute, sehr faire Preise, jede Woche 5-10, manchmal 15 (!) Konzerte, musikalisch gibt’s alles querbeet und größentechnisch verteilt sich alles auf 4 Clubs, je nach Band. Das geht dann vom kleinen 50-Mann-Keller (Sunny Red) bis hin zum Hansa 39 mit über 500 Leuten Fassungsvermögen, wo dann halt CONVERGE und Konsorten halt machen. Leider ist häufig nicht sooo viel los, aber das bleibt halt nicht aus, bei so vielen Shows. Heute gibt’s (je nach Auslegung) Death Metal im Hansa und das 5x am Stück. Drei local Heros, dann die Pros in Form von ZOMBIE INC. und als Headliner schließlich der ewige Geheimtipp DISBELIEF.
Als ich leicht verspätet ankomme, packt Band Nr 2 gerade zusammen. Ein Blick ins Rund fällt heute nicht schwer, 120 Leute sind’s vermutlich, also gut ein Viertel der Halle nur belegt und wie üblich bei Newcomershows, sind teils ganze Familien anwesend, die mal gucken wollen, was der Bub in seiner Freizeit in diesem stinkigen Proberaum so alles fabriziert. Von ca. 11 – 65 ist alles vertreten. Bisschen schräg. Und so ärger ich mich fast, dass ich SAECULUM OBSCURUM verpasst habe, die gerade in voller Montur und mit Corpsepaint, etc. die Bühne verlassen…
Band Nr 3, bzw. für mich Nr 1 heute Abend hört auf den Namen PEQUOD und die haben immerhin sogar schon ein Album veröffentlicht. Die Umbaupause gestaltet sich dann zwischen nervig und putzig… ewig zieht es sich hin, Soundcheck ohne Ende, alles muss sitzen, die Gitarren vorne links – Höhen runter. Bassdrum/Gesang vornehintenlinksobenrum – lauter/leiser/was weiß ich. Song wird angespielt, alles noch mal neu… auch der hochkonzentriert vorgetragene Showbeginn gestaltet sich generalstabsmäßig geplant. Erst ein böses Düsterintro (Band NATÜRLICH komplett mit Rücken zum Publikum), gefolgt von einem Instrumental-Groove-Intro, bevor dann alles ausklingt und der erste Song folgt. Das kleine 1×1 einer Metalshow. Alles so nett ambitioniert, nur keinen Fehler machen.
Na ja, genug gelästert, denn PEQUOD sind so schlecht nicht, technisch durchaus beschlagen und auch ziemlich sympathisch. Allen voran der Sänger, der immer wieder mit netten Ansagen/Sprüchen zu punkten vermag („kaufts oan Pullover, regnen duads“). Echt eine unterhaltsame Show, der Fuß wippt, stilmäßig ein bunter Querschnitt… halt wie so eine Extremmetalband anno 2012 zu klingen hat: mal langsam, mal schnell, mal groovy, bisschen vertrackt, Breakdown, Grindpart – alles dabei… gute Band, sollte man im Auge behalten. Aber es ist halt leider auch schwierig heutzutage für Newcomerbands, technisch haben die meisten zehnmal mehr drauf, als die großen Bands von Heute zu ihren Anfangszeiten, aber so ist`s halt nun mal, aller Anfang ist schwer…
So, das waren die Buben, Zeit für die Männer.
ZOMBIE INC. entern die Bühne und plötzlich ist alles irgendwie einfacher, sogar das Schlagzeug wird abgespeckt (sieht man auch nicht häufig, dass das Drumsetvolumen zum Headliner hin abnimmt…), 5 Min Soundcheck – ab geht das. Die machen nicht groß tamtam, die legen einfach los. Die Band erscheint komplett maskiert und blutbesudelt. Alles richtig schön trashig. Der Gitarrist rechts (wer da auch immer unter dem ganzen Zeug steckt) mit blutigem Overall, Zombiemaske und Zopf auf dem Kopf… das hat rein optisch schon fast was SLIPKNOTeskes, auch wenn er das vermutlich nicht gerne hören wird.
Sound ist echt okay. Es folgen 45 Min schöner, melodiöser Oldschool-Death Metal mit original Wiener-Schmäh-Ansagen von Herrn Stench himself (Martin Schirenc). Traumhaft. Irgendwie ein Bastard als alten ENTOMBED, AUTOPSY und einer Prise HYPOCRISY.
Später dann mit „Planet Zombie“ der für mich heimliche Hit. Ein neues Album ist angeblich auch bereits in der Leitung. Solide Show.
Es folgen die Headliner. Der ewige Geheimtipp DISBELIEF. Eigentlich tut es einem ja in der Seele weh, die Band gibt’s gefühlt seit 1985, macht ein gutes Album nach dem anderen, die Kritiken sind eigentlich immer überdurchschnittlich, doch der große Erfolg bleibt einfach aus. Und auch Heute gehen doch einige Leute einfach nach Hause, so dass es letztendlich bei knapp 100 Leuten bleibt, die da vor der Bühne rumstehen.
Jagger und Konsorten stapfen auf die Bühne und legen auch gleich gut los. Supersound – Hammerstimme. Auch wenn der Typ natürlich auch nicht gerade jünger wird, wirklich wieder mal beeindruckend und mit Sicherheit nach wie vor eine der charakteristischsten Stimmen im Death Metal. „Navigator“ gibt’s, „To The Sky“, „Misery“ (sehr gut!), „Sick“, etc. Gute Sache, auch wenn man mit Fortdauer der Show ein Gefühl dafür bekommt, warum es nie so zum ganz großen Durchbruch gereicht hat. Jagger ist der Einzige mit richtig Charisma, der Rest fällt da trotz aller Mühe ziemlich ab. Die Band ist einfach 5% zu zahm und zu ungefährlich, die Wucht und Unberechenbarkeit von Bands wie NEUROSIS (mit denen DISBELIEF ja gerade zu Anfangszeiten gerne verglichen wurden) geht ihnen halt etwas ab. Vielleicht einfach mal mit Dreck einschmieren und mehr Drogen nehmen… dann passt das auch.
Aber das alles ist nörgeln auf hohem Niveau. Die ganze Show ist äußerst gelungen, die Band müht sich redlich und so kann man nur den Hut ziehen vor so viel Einsatz unter solchen Umständen. Spitzenband.
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11.07. - 12.07.25 | metal.de präsentiertPure Fucking Metal Festival 2025 (Festival)Disbelief, Cancer, Lacrimas Profundere, Slaughterday, Convictive, Spearhead, Vorga, Aran Angmar, Path Of Destiny, Slow Fall, Home Reared Meat, The Tex Avery Syndrome, Blackened Halo, Red To Grey, Morfection und Sweeping Death |
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