Die Kammer und Pauline Paris
Der Karneval der Sonderbaren in Dresden
Konzertbericht
DIE KAMMER – Carnival Of The Peculiar
Nach weniger als einem Jahr kehrt DIE KAMMER zurück ins Dresdner Puschkin. Dies liegt wohl vor allem daran, dass in nicht allzu ferner Zukunft die Arbeit am neuen Album “Season IV“ beginnen wird und daher noch einmal kräftig mit den Fans das bisherige Schaffen gefeiert werden soll.
Bedenken kommen jedoch auf, wenn man sich an die Besucherzahlen des letzten Jahres erinnert. Viel war da leider nicht los. Zum Einlass sieht das Ganze auch noch ziemlich leer aus und man darf sich Sorgen machen, ob überhaupt noch Leute erscheinen. Nach und nach kommen jedoch immer mehr Dresdner Fans, sodass es 2017 ein wenig voller wird als beim letzten Konzert. Dies könnten gute Voraussetzungen für einen schönen KAMMER-Abend sein, wenn es im Puschkin nicht so verdammt kalt sein würde. Die Location heizt offenbar kein bisschen und somit wartet das halbe Publikum mehr oder weniger geduldig in Pullovern und Jacken auf den Beginn.
Ein kleines bisschen Frankreich
Eingeleitet wird der Abend dann schließlich von PAULINE PARIS, einer kleinen charmanten Französin, die mit ihrer Akustikgitarre selbstgeschriebene Lieder mit Chanson-Charakter vorträgt. Auch wenn die Musik von DIE KAMMER eher “gotische“ Züge aufweist, so passt PAULINE PARIS doch erstaunlich gut hier hin. Zu jedem Song folgt eine kurze Anmoderation auf Englisch, da erwartet werden kann, dass hier kaum jemand Französisch spricht. Die Lieder selbst sind mal heiter und tanzbar, mal nachdenklich und melancholisch und eines sogar auf leicht unangenehme Wiese anrüchig. Wie dem auch sei, PAULINE PARIS hat das Publikum im Griff und sorgt für einen angenehmen Einstieg in den Konzertabend.
Ruhiger Start
Nur wenig später betritt DIE KAMMER die kleine Bühne im Puschkin. Die acht Musikerinnen und Musiker eröffnen mit “The Line Of Last Restistance“ eindrucksvoll ihren Auftritt. Eine gute Wahl, wenngleich die folgenden Songs (bspw. “Word And Deed“ und “Auld Weeping Willow“) hauptsächlich ruhig, streckenweise düster und wenig tanzbar sind. Hier geht es der Band hauptsächlich ums zuhören, was jedoch im Laufe des Konzertabends besser gepasst hätte, als direkt am Anfang. Aufgrund dessen braucht man eine Weile, um das Feeling der Musik aufnehmen zu können.
Doch spätestens mit “Gingerbread Heart“ nimmt der Abend an Fahrt auf. Die Spielfreude von DIE KAMMER hat sich nun endgültig auf das Publikum übertragen und es wird gemeinsam gefeiert und getanzt. Stets begleitet wird der Abend von charmanten Ansagen der beiden Bandköpfen Max Testroy und Matze Ambré, denen man die Leidenschaft für die Musik mit jedem einzelnen Wort abkauft.
DIE KAMMER minimized
Mit “The Grand Graveyard Of Hopes“ wird ein kurzes Set eingeleitet, in dem DIE KAMMER in einer minimierten Besetzung spielt, das heißt nur Akustikgitarren, Gesang und Streicher. Dazu passt hervorragend die Stimme einer gewissen Französin und so wurde PAULINE PARIS auf die Bühne gebeten um den gemeinsamen Song “Au Lit“ zu performen. Die Nummer über ein Pärchen, das nicht wirklich aus dem Bett kommt, erhält durch das Zusammenspiel der unterschiedlichen Stimmen einen sympathischen Touch. Es folgt im Anschluss der laut Max Testroys Aussage emotionalste Moment des Konzertes, da “Mirror“ vorgetragen wird. Entstanden in einer Zeit, in der es dem Sänger privat nicht wirklich gut ging, erreicht der Song durch seine “Carpe-Diem-Botschaft“ und seinen hymnischen Charakter das gesamte Auditorium! Gänsehaut ist garantiert!
Der Karneval der Sonderbaren
Es folgt die geballte Ladung Hits: “Solace In Insanity“, “The Orphanage“ “Slipping Around The Corner“ – DIE KAMMER erfreuen an diesem Abend wohl jedes Fanherz. Mit dem Doppelpack “Sinister Sister“ und “Carnival Of The Peculiar“ wird das reguläre Set beendet, wobei vom Publikum schnell nach mehr verlangt wird. Auch wenn sich mir der Sinn des “Wir gehen mal eben von der Bühne, obwohl jeder weiß, dass wir nochmal wiederkommen“ nicht erschließt, es aber irgendwie alle Bands praktizieren, überrascht es wohl niemanden, dass DIE KAMMER eine Zugabe spielt.
Doch diese sollte es in sich haben. Mit drei starken Stücken der letzten Platte “Season III – Solace In Insanity“ wird noch einmal ordentlich gefeiert. “Love For Life“ und “Sedlaczek“, sowie das mit PAULINE PARIS vorgetragene “Fairy On The Fire“ ernten zurecht viel Beifall. Mit der zweiten Zugabe in Form von “Black As Coal“ geht ein mitreißender Konzertabend zu Ende. DIE KAMMER überzeugten mit handgemachter akustischer Musik mit allerlei abenteuerlichem Instrumentarium, emotionalen Texten und packenden Melodien. Man darf gespannt sein, was sie sich für “Season IV“ überlegen werden – spannend wird es allemal.
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