Die Apokalyptischen Reiter
Riders On The Storm
Konzertbericht
Metal macht zugegebenermaßen am Wochenende mehr Spaß, als mitten in der Woche, doch wenn ein dermaßen interessantes Billing winkt, geht man auch an einem Mittwoch Abend gerne und guten Gewissens zu einem Konzert.
Unter dem Banner „Riders On The Storm“, was auch gleichzeitig der Titel den neuen Platte der Headliner DIE APOKALYPTISCHEN REITER ist, lockten die Reiter und die Färöer Wikinger TÝR den geneigten Hörer in den Berliner Club Kesselhaus. Der Berliner Gig war der erste auf der ausgedehnten Tour dieses Zweiergespanns und der Berliner Einstand von TÝR. Und es war gelinde gesagt der absolute Hammer!
Doch vorher musste die Vorband überstanden werden. Eine nichtssagende Nu Metal Band namens HÄMATOM versuchte etwas vergeblich dem Auditorium ein Hörerlebnis zu bereiten. Das Problem war jedoch nicht der Sound, der für eine Vorband ganz ordentlich war, sondern einfach das uninspirierte Genre an sich. Nu Metal ist seit Jahren tot – im Grunde war es bis auf wenige Ausnahmen von Anfang an eine Totgeburt. Und ähnlich verhielt es sich mit dem Auftritt der „Blutergüsse“ an dem besagten Tag. In Kostüme plus Masken gehüllt und einen auf SLIPKNOT gemacht, konnten sie vielleicht verhaltenen Applaus ernten, doch auf keinen Fall musikalisch überzeugen. Die Gitarrenriffs waren komplett von den „Schlüpferknoten“ abgekupfert, die einfallslosen Moshparts provozierten keinen, sein Tanzbein zu schwingen und die dümmlichen deutschen Texte, die von irgendwelchen Kisten und vom Lecken von bestimmten Körperteilen handelten, konnten echt niemanden vom Hocker reißen. Die lächerlichen Ansagen des Fronthampelmanns waren einfach nur schlecht und sich Applaus abzuholen indem man den Namen einer anderen Band ruft, ist einfach nur schwach! Einen Vorteil hatte die Wahl dieses etwas defizitären Local Supports aber dennoch – die beiden anderen Bands wurden extremst aufgewertet!
Nach einer kurzen Umbaupause erschalte das Intro der Färöer Wikinger von TÝR und die vier Nordmänner stürmten auf die Bühne. Wie gesagt, war es das aller erste Konzert der Jungs in Berlin und meines Wissen auch, der erste Deutschland-Gig insgesamt. Doch dafür waren sie sehr relaxt und zockten ihr Material sehr straight durch. Geboten wurden leider nur fünf Songs und allesamt von der letzten Platte „Eric The Red“ – kein einziger Song vom bald erscheinenden Albums „Ragnarok“ (VÖ: 22.09.) wurde dargeboten, was eigentlich schade ist, denn es verbergen sich einige schöne musikalische Perlen auf der Scheibe. Obwohl die Anzahl mit fünf Songs recht mager klingt, füllten diese die 30 Minuten, die die Band zur Verfügung hatte gut aus. Los ging es mit dem Song „Regin Smidur“, der eine Art Intro am Anfang besitzt und sich somit wunderbar als Einleitung anbietet. Gleich hier offenbarte sich die ganze Stärke der Truppe, denn drei Viertel der Band sangen aus voller Kehle – liebe Leute, das ist gelebtes Heidentum. Absolute Weltklasse! Die Musik der Färöer, die sich am traditionellen Metal orientiert, hört sich natürlich nicht so an, wie bei den meisten Combos vom Festland. Etwas so Frisches und Eigenständiges hört man wirklich selten in der heidnischen Musikszene. Durch eine geschickte Überleitung wurde danach auch schon der nächste Kracher zum Besten gegeben und zwar „Dreams“. Der Song fiel recht doomig aus und zeigte, dass TÝR den eigenen Studioqualitäten live in nichts nachsteht. Danach gab es was zum Schunkeln und um genauer zu sein den in Deutschland unter dem Namen „An der Nordseeküste“ bekannten irischen Song „The Wild Rover“ – natürlich stieg die Menge sofort darauf ein und sang mit. Die Rechnung ging also auf. Und doch halte ich diesen Song für den schwächsten auf der gesamten „Eric The Red“. Aber gut – live funktioniert er wunderbar. Fast am Ende angelangt wurde abermals dem Heidentum gefrönt, diesmal mit dem Song „Hail To The Hammer“. Die Wikinger auf der Bühne in Kettenhemden gekleidet und die Wikinger vor der Bühne mit Wikinger-Accessoires ausgestattet, erhoben die Fäuste und sangen den recht einfachen Refrain mit. Großartiges Feeling, großartiger Song! Im Anschluss gab es den üblichen Rausschmeißer, bei TÝR ist es anscheinend der Track „Ramund Hin Unge“. Ein sehr treibendes Lied, doch auch sehr getragen von Melodie. Die Menge vor der Bühne dankte mit „Standing Ovations“ und die Band machte den Platz frei für die Headliner des Abends: DIE APOKALYPTISCHEN REITER.
Playlist:
Regin Smidur
Dreams
The Wild Rover
Hail To The Hammer
Ramund Hin Unge
Ach noch was in fremder Sache: Die TÝRen spielen im November gleich zwei mal in Berlin und zwar ein mal mit AMON AMARTH und WINTERSUN (15.11.) und dann zehn Tage später noch mal mit BATTLELORE. Also seid zahlreich da und beweist einen guten Musikgeschmack. Danke!
Die Headliner und die Lieblinge des Abends waren dann aber doch DIE APOKALYPTISCHEN REITER, die dem Auditorium den absoluten „Ohrgasmus“ an dem besagten Mittwoch Abend bereiteten. Die Stimmung kochte gleich vom ersten Song an total über und nicht nur die ersten Reihen gingen ab, wie wilde Gäule. Die Reiter präsentierten sich wie gewohnt sehr mitreißend und souverän. Beim ersten Song der Thüringer standen auch schon die vier Reiter bereit um die Menge anzupeitschen und das nur, um dann dem aufgeheizten Publikum Frieden zu wünschen. Der Frieden hielt jedoch nicht lange an, denn der Titelsong zu der neuen Platte „Riders On The Storm“ sollte dem Auditorium um die Ohren geballert werden. Wie auch die restlichen Songs von der neuen Platte war dieser absolut live-tauglich und machte einfach nur Spaß. Headbanging war demnach eine Pflichtkür. Alphatier Fuchs, der seinen Pferdeschwanz abgeschnitten hatte, bewies abermals seine Fähigkeiten als Entertainer und holte ein etwas verschüchtertes Mädel auf die Bühne, die dann begleitet von großem Gejohle der Konzertbesucher zu Dr. Pest in den Käfig gesteckt und angekettet wurde. Doch die Band zeigte „Barmherzigkeit“, spielte und ließ das Mädel frei. Obschon es Mitten in der Woche war, wurden die Stagediver nicht müde, ins Publikum zu hechten. Danach wurde es etwas düsterer mit „Soldaten Dieser Erde“ und „Terra Nola“ um dann wieder Heiterkeit zu verbreiten mit Songs wie „Sehnsucht“ , „Erhelle meine Seele“ und „Mmmh“. Wie es sich für eine Tournee zu einem neuen Album gehört, wurden vermehrt neue Songs gespielt, doch nicht nur diese, denn auch Alben wie „Samurai“, „Have A Nice Trip“ und sogar „All You Need Is Love“ kamen nicht zu kurz. Dementsprechend fiel die Spielzeit seeehr großzügig aus, denn 100 Minuten gehen sehr auf Beine und Rücken. Aber wen interessiert das schon, wenn man solche Hymnen wie „We Will Never Die“, „Du kleiner Wicht“ und als Rausschmeißer „Dschinghis Khan“ geboten bekommt? Richtig, keinen! Zumal „Dschinghis Khan“ beim Autor dieser Zeilen Erinnerungen an die übergeile Sauf / Listening Session zum neuen Album „Riders On The Storm“ weckten.
Alles in allem muss man sagen, dass Fuchs es sehr gut versteht die Leute zu unterhalten und einzubinden und die Band präsentiert sich insgesamt sehr sympathisch und treibend – kein Wunder, dass die Gilde der Reitermaniacs ständig Zuwächse verzeichnet. Wer es einrichten kann, sollte zu einem der Gigs auf der Tour gehen und zeigen, dass auch ihm die Sonne aus dem Arsch scheint. Prost!
Playlist:
Intro
Vier Reiter stehen bereit
Friede sei mit dir
Riders On The Storm
Barmherzigkeit
Soldaten dieser Erde
Terra nola
Revolution
Sehnsucht
Erhelle meine Seele
Mmmh
We Will Never Die
Wenn ich träume
Reitermania
Du kleiner Wicht
Die Sonne scheint
Seemann
—
Ghostriders In The Sky
Gone
Dschinghis Khan
PS: Mein Dank gilt www.powermetal.de für die Bereitstellung der Bilder. Danke Elke!
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