Dew-Scented
The Final Show 2018 in Walsrode
Konzertbericht
„26 years of making thrash metal history and all I got was this lousy t-shirt“. Wenn es einen Moment gibt, der diesen Abend wohl am besten zusammenfasst, dann jenen, als Gitarrist Marvin Vriesde zur Mitte des Sets ein Shirt mit besagtem Aufdruck als Dankeschön an seinen Bandleader Leif Jensen übergibt. Nach fast drei Jahrzehnten im Geschäft setzen DEW-SCENTED am 06. Oktober 2018 ihrer eigenen und damit auch einem Stück deutscher Thrash-Metal-Geschichte ein Ende und zwar so, wie man es von ihnen gewohnt ist und wohl auch erwarten könnte: mit einem großen Augenzwinkern.
DEW-SCENTED spenden für den guten Zweck
Entsprechend ist von Wehmut an diesem Abend nicht viel zu spüren. Das Mantra, welches auch Leif später auf der Bühne nicht überdrüssig wird, zu wiederholen, lautet: habt Spaß und feiert den Thrash Metal! Etwa 200 Gäste, Fans, langjährige Wegbegleiter und laut Leif auch 12 ehemalige Bandmitglieder lassen sich das nicht nehmen, als er, Marvin, Joost van der Graaf, Rory Hansen und Marc Dzierzon zum finalen Tanztee ins Kulturzentrum „Mittendrin“ ihrer Heimatstadt Walsrode laden, und steuern zusammen mit der Band zusätzlich noch etwas für die gute Sache bei: die innerhalb weniger Tage vergriffenen Karten gab es im Vorverkauf nur gegen eine Mindestspende von 10 €, die von DEW-SCENTED komplett an das Inklusionsprojekt „Walsrode – eine Stadt für ALLE! Gemeinsam gegen Barrieren und Vorurteile“ weitergereicht wurden. Dafür gibt es als kleines Dankeschön am Einlass für jeden Besucher die Neuauflage des „Immortelle“-Albums als Dreingabe…
Ein Vierteljahrhundert Musikgeschichte
… und als großes Dankeschön die laut Leif längste Show, die DEW-SCENTED jemals gespielt haben. Nachdem die Jung-Thrasher RAVAGER und die Groove-Metaller THE VERY END um ex-NIGHT IN GALES-Sänger Björn Gooßes den Saal auf Betriebstemperatur gebracht haben, entern DEW-SCENTED gegen Viertel nach Zehn die Bühne und führen in der Folge gut Eindreiviertel Stunden noch ein letztes Mal durch ihr eigenes Vierteljahrhundert Musikgeschichte. Die ersten drei Alben werden zwar komplett ausgespart, dafür ist die Setlist mit allerhand Leckerbissen seit „Inwards“ gespickt. So lecker, dass sich der Moshpit bei „Cities Of The Dead“ quasi selbst zerlegt und das Publikum nach diesem frühen Höhepunkt tatsächlich etwas ausdünnt. Doch weder hält dies DEW-SCENTED davon ab, alles in Grund und Boden zu trümmern (überragend: Marc Dzierzon!), noch wird Leif müde, in den Songpausen allerhand Anekdoten aus dem Hut zu holen sowie Danksagungen insbesondere an die Fans zu verteilen, die teilweise sogar aus Japan nur für diesen einen Gig angereist sind (besagte Dame war laut ihrem Shirt schon auf der 2001er Tour durch Nippon dabei)!
Danke für 26 Jahre Thrash Metal!
Und was wäre eine Abschiedssause ohne Überraschungen? Statt wie angekündigt „Means To An End“ anzustimmen, legt die Instrumentalfraktion mit „That’s Why I Despise You“ und einem sichtlich verdutzten Leif los, der den seit zehn Jahren nicht mehr live gespielten Song einfach von seiner Band reingedrückt bekommt. Vielleicht hätten ihm die vorher aus dem Publikum gereichten Lyrics eine (Vor)-Warnung sein sollen? Leif jedenfalls nimmt’s mit Humor und kündigt seinerseits Überraschungen in Form von Gastauftritten von ex-Gitarrist Florian Müller und ex-Basser Alexander Pahl während „Bitter Conflict“ und „Soul Poison“ an. Ihren letzten Gig beschließen DEW-SCENTED nicht, wie sonst üblich, mit dem „Impact“-Opener „Acts Of Rage“ sondern dem REPULSION-Cover „Radioation Sickness“, der auch der letzte Song auf dem wie es aussieht letzten Album „Intermination“ ist (und den DEW-SCENTED ganz im Gegenteil zu Leifs Befürchtung nicht verkacken). Auch wenn Leif den natürlich zu erwartenden Rufen nach einer Zugabe leider (augenzwinkernd) den Vogel zeigt, kann es gegen Null Uhr nur heissen: Danke, DEW-SCENTED, für diesen Abend und für 26 Jahre Thrash Metal History!
Setlist Dew-Scented:
Declaration Of Intent (Intro)
On A Collision Course
Turn To Ash
Scars Of Creation
Cities Of The Dead
Demon Seed
That’s Why I Despise You
Means To An End
Sworn To Obey
Never To Return
Affect Gravity
Storm Within
Ruptured Perpetually
Bitter Conflict
Soul Poison
New Found Pain
Thrown To The Lions
Acts Of Rage
Radiation Sickness
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