Devil Side Festival
Der große Bericht vom Devil Side Festival 2012

Konzertbericht

Billing: Ignite, Thin Lizzy, The Souls, The Bones, Suicidal Tendencies, Skindred, Sabaton, Royal Republic, Overkill, In Flames, Amorphis, Hatebreed, Everlast, Emil Bulls, Doro, Danko Jones, Clawfinger, Biohazard und Arch Enemy
Konzert vom 2012-07-20 | Turninenhalle, Oberhausen

 

SAMSTAG, 21.07.2012

 

MR. IRISH BASTARD

Oh, frühe Stund und pralle Sonne. Die ersten Morgenbiere entfalten langsam ihre wohltuende Wirkung, und welche Beschallung passt dazu besser als irisch geprägter Hard Rock? Eben. Deswegen ist die Laune bei MR. IRISH BASTARD auch durchaus fröhlich. Kein Wunder, dass sich der Frontbastard Sorgen um seinen Alkoholpegel macht, um da mitzuhalten. Denn die vorderen Reihen haben durchaus Lust auf ein Tänzchen. Die Folk-Instrumentierung mit einem Banjo, Akkordeon und Flöte (mit der zauberhaften Lady Lily) kommt prima zum Einsatz, obwohl die Songs auf Dauer einen ziemlich gleichen Pub-Charme versprühen. Trotzdem – „Last Points On Me“ kommt super, und am Ende ist die Band sichtlich angetan von dem frühen Einsatz des Publikums.

ALESTORM

„True Scottish Pirate Metal“ heißt das selbsternannte Gerne von ALESTORM. Mit zwei Keytars geben die Piraten ein buntes Bühnenbild ab und zockten ihre Songs, als ob es nichts schöneres für sie gäbe (was wohl auch so ist). Das wissen auch die Fans, und wer zuvor bei Mr. Irish Bastard zu müde war und noch nicht getanzt hat, kann spätestens jetzt nicht mehr seine Beine still halten. Staubwolken wirbeln gen Himmel, während der beachtliche Fanclub mit den mitgebrachten Dreiecksmützen wedelt. Frontmann Christopher Bowes unterhält mit seiner Pferdemaske – hier nimmt sich keiner allzu ernst, und dementsprechend gut ist die Laune. Der Gig in drei Worten: Spaß, Tanz und True Scottish Pirate Metal.

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ST. VITUS

Ein viel zu krasser Bruch sind ST. VITUS, die keine Minute später auf die Zwillingsbühne schlendern. Das sieht wohl auch Scott Weinrich so, der heute nicht so richtig warm werden will. Dafür steht ihm an der Gitarre, in Form von Dave Chandler, die coolste Sau des Festivals zur Seite. Seine urige Optik und die unglaublichen Grimassen sind ein hoher Charismafaktor, der dem trockenen Doom bestens zu Gesicht steht. Auch neue Stücke, wie „Lillie“, fügen sich perfekt ins Set ein und entlocken dem Schott sogar eine Ansage. Der Sound könnte definitiv schwerer sein – die geilen Black Sabbath-Riffs kommen nicht so heavy, wie sie sollten, und der Gesang geht oft ganz unter. Trotzdem ist die Band ein toller Tupfer Old School-Metal, der auf dem Festival sonst sehr unterpräsentiert ist.

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NEAERA

Die Münsteraner NEAERA ziehen den Härtegrad des Festivalsamstags erstmals an. Ihr Melo-Death-lastiger Metalcore kommt sehr frisch und aufgeweckt daher, und die Jungs machen einen richtig guten Job. Sie werden dafür mit einem tollen Publikum belohnt. Es dauert nicht lange, und vor der Bühne geht’s richtig ab. Die Vocals sind extrem präsent, was bis Dato auf dem Devilside leider nicht immer der Fall war, und auch generell kann der Sound rundum überzeugen. Frontsau Benny Hilleke macht tolle, anstachelnde Ansagen, und zum Schluss gibt’s noch Geschenke in Form von Bikinis und Shirts plus einen riesigen Circle Pit.

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LEGION OF THE DAMNED

Mit ähnlich gutem Sound können die holländischen Thrash-Lieblinge ihre Leckerbissen verteilen. Und davon haben LEGION OF THE DAMNED mittlerweile verdammt viele. Wer geile Songs wie „Sons Of The Jackal“ schon so früh verbraten kann, hat alles richtig gemacht. Maurice ist zwar nicht besonders gesprächig, aber das stört eh keinen – man dürstet nach Shreds und Riffs. Am Anfang noch eher aufs wilde Headbanging beschränkt, gehen ab Mitte des Sets die ersten Moshpits los, die bis zum Ende nicht mehr abreißen sollen. Und auch die Band kommt ordentlich hinterher und zeigt immer mehr Bewegung. Hier ist alles routiniert geil. Dieser raue Thrash mit den abgehackten und messerscharfen Vocals sind eine einmalige Angelegenheit. Selbsthuldigung zum Schluss in Form von „Legion Of The Damned“, und alle sind glücklich.

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SKINDRED

SKINDRED stellt sich als die bis dahin großkalibrigste Stimmungskanone des Festivals heraus. Wie immer kommt der ultimativ charismatische Sänger Benji Webbe in einem absolut abgedrehten Outfit auf die Stage und packt die Menge augenblicklich fest bei den Eiern. Jede seiner Ansagen sitzt und wird gefeiert. Die Menge singt, klatscht mit und zieht sogar die Shirts zum Herumwedeln aus. Durch Hip-Hop- und Dubstep-Einlagen wird die Darbietung facettenreich und gecoverte, geremixte Parts aus Songs von AC/DC, Metallica, Slayer und Slipknot, heizen den Reggae-Metal zusätzlich ein. Die Füße der Fans wirbeln riesige Wolken von Staub durch die Luft, während die Band mit „Stand for Something“ oder „Trouble“ alles niederreißt. Nichts für Schubladenfetischisten, eine große Party für alle anderen.

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THE CARBURETORS

Die Norweger THE CARBURETORS präsentieren sich als vollwertige Rockabilly-Truppe. Allesamt in schwarz gekleidet und Pilotenbrillen tragend, sehen sie auf der Bühne oldschool wie sonst was aus und ziehen mit ihrem „Fast Forward Rock’n’Rol“ mächtig ab. Leider verläuft der Publikumskontakt etwas schleppend, aber direkt nach Skindred ist dem Publikum scheinbar noch nach anderer Art Party. Davon lässt sich von der Band keiner beeindrucken. Songs und Frisuren sitzen, und selbst das Feuerspucken und Zertrümmern der Gitarren wirkt authentisch bis zum Knochenmark. Fettes Rock Brett.

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SET YOUR GOALS

SET YOUR GOALS gehören an diesem Samstag nicht zu den Gewinnern. Die Jungs aus der Bay Area versuchen ihr bestes, aber das Publikum scheint nicht so recht auf die Hardcore-Punk-Songs der Band abzugehen und zeigt nur mäßige Reaktionen. Der zweistimmige Gesang kommt zum Teil recht schief rüber, was das Zuhören doch sehr anstrengend macht und das Interesse relativ schnell schwinden lässt. Insgesamt leider belanglos.

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OVERKILL

Danach wird es wieder schön thrashig und kultig. OVERKILL müssen sich niemandem mehr vorstellen, obwohl sie am heutigen Tage garantiert neue Fans aus den jüngeren Generationen rekrutieren konnten. Denn Blitz & Co. sind einfach geil. Mit grünem Backdrop in „Electric Age“-Coveroptik im Rücken, zeigen sie was Thrash made in New York bedeutet. Und heute haben sie sogar ein besonderes Geschenk für die deutschen Fans – „Electric Rattlesnake“ wird das erste Mal bei uns gespielt. „Dankeschön, Freunde!“, versucht sich der supergelaunte Grinsemann am Mikro in Deutsch. „Hello From The Gutter“ folgt, und die Band ist pure Energie.

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Blitz rennt wie ein Irrer hin und her und rutscht sogar auf Knien in die Mitte der Bühne, was sogar seinen Bandkollegen ein ungläubiges Kopfschütteln abverlangt. Weiter geht es mit dem an die Fans gerichteten „Ironbound“, der mit ausgedehnten Solieinlagen angenehm von der Studioversion abweicht. „We drink some beers, we broke some heads, we never gave a shit.“ grölt das Publikum zusammen mit ihren Lieblingen, um dann beim finalen „Rotten to The Core“ den krönenden Abschluss zu feiern.

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AMORPHIS

Das finnische Urgestein AMORPHIS spielt vor einer ansehnlichen Meute und macht bei absolut klarem und druckvollen Sound einen richtig guten Eindruck. Der atmosphärische Dark Metal der Band wird durch eine von Rottönen dominierten Lightshow unterstützt und passt gut zur Stimmung des beginnenden Abends. Die Menge wirkt Anfangs noch verhalten, und auch in der Stage Performance der sechs Musiker fehlt noch ein wenig die Dynamik

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Das ändert sich, als die Band in der Mitte ihres Sets auf einmal in todesmetallische Gefilde vordringt. Bei fetten growls, Blastbeats und schnellen melodischen Riffs zeigt sich der Facettenreichtum der Band sehr deutlich, und der Gig wird als sehr runde Sache beendet.

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SUICIDAL TENDENCIES

Viel Zeit hat man nicht, um die Bühne zu wechseln. Das Festival fährt einen sehr straffen Zeitplan – kaum verklingen die letzten Akkorde auf der einen Bühne, wird schon auf der nächsten gerockt. Diesmal mit einer Band, die keine Sekunde Aufwärmzeit braucht. Noise und Feedbackwand, und ab gehen SUICIDAL TENDENCIES. Steve Brunner lässt seine schmuck-grünen vier Saiten brummen, Eric Moore groovt königlich an den Kesseln ab und der Rest der Band gibt in traditioneller Kalifornien-Optik Stoff. „You Can’t Bring Me Down“ als Opener ist ein Crossover-Schlag in die Fresse.

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Mike Muir stampft unermüdlich über die Bühne – sein sehr Hip-Hop lastiger Gesang ist nicht jedermanns Ding. Vor allem die zahlreichen Sabaton-Shirtträger verlassen die Bühne Richtung Zeltstand. Der Rest feiert eine Party, denn die Band ist immer noch hungrig Trotzdem gibt es hier und da einen Durchhänger, wie bei unpassenden und unverständlichen politischen Ansagen, wie vor „Freedom“. Trotzdem – der Amis macht in Sachen souveränes Rocken keiner was vor.

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SABATON

Weiter geht es mit den Gipfelstürmern von SABATON aus Schweden, die sich nicht einmal von einer halb zerrissenen Band von ihrem Siegeszug aufhalten lassen. Obwohl im April dieses Jahres drei von fünf Bandmitglieder ausgestiegen sind, machen die Powermetaller unbeirrt weiter und werden damit nicht nur auf dem Devil Side Festival enorm unterstützt. Der Jubel ist groß, als die Band die Bühne betritt, und auch die klassischen Sprüche wie „Noch ein Bier! Noch ein Bier!“ lassen nicht lange auf sich warten. SABATON starten gleich am Anfang eine äußerst heiße Show. Mit Pyrotechnik wird nicht gespart – egal ob Feuerwerk oder Flammenwerfer – es ist verdammt heiß auf dem Gelände vor der Turbinenhalle. Die Fans brüllen lauthals mit und erfreuen sich an einer Setlist, die vor Klassikern nur so strotz.

Devil Side Festival

Wie immer wurde das Set mit „The Final Countdown“ von Europe eröffnet und gleich von „Ghost Division“ gefolgt. Ebenso fehlen „40 to 1“, „Attero Dominatus“ und „Primo Victoria“ nicht. Als neues Lied ist „Gott mit uns“ dabei, welches sich schon im Vorfeld als wahrer Ohrwurm erwiesen hat. Letztendlich gibt es zahlreiche Crowdsurfer, maximal zwei Lieder, in denen keine Pyroeffekte vorkommen und einen breit strahlenden Joakim, der nicht nur ein Bad in der Menge wagt, sondern vor allem wahnsinnig glücklich darüber ist, dass die neuen Mitglieder in seiner Band so wunderbar von den Fans aufgenommen wurden. Ein sehr starker Auftritt von den Power Metallern aus Schweden, die übrigens im Herbst wieder auf Tour in Deutschland sein werden.

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HATEBREED

Zum Abschluss gibt es eine volle Breitseite von HATEBREED. Die Metal/Hardcore Veteranen aus Connecticut bringen eine tolle Headliner Show auf die Bühne. Dafür brauchen sie weder Pyrotechnik noch eine abgefahrene Lightshow. Die groovigen, aggressiven Songs reichen aus, um das Festival Kopf stehen zu lassen. Die Show ist für Jamey Jasta und seine Jungs die letzte ihrer Tour, und man merkt, dass sie es noch mal wissen wollen. Der Sound wird stetig besser, und auch das Publikum mobilisiert die letzten Reserven. Man sieht sogar eine Rollstuhlfahrerin über die Crowd surfen. Hatebreed rocken sicher durch ihr Set, was gespickt ist mit älteren Songs und feiern ihre Roots und den Zusammenhalt von Hardcore, Punk und Metal. Zum krönenden Abschluss gibt es noch „I Will Be Heard“ und „Destroy Everything“, bevor sich die ausgepowerte Menge auflöst.

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28.08.2012

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