Destruction
Overkill, Destruction, Heathen und After All Live in Deutschland
Konzertbericht
OVERKILL, Stuttgart
Es ist 22 Uhr, und die Lichter im Saal dimmen sich wieder. Zuvor erfolgten größere Bühnenumbauten, denn OVERKILL haben für ihr Schlagzeug einen mächtigen Drumriser aufgebaut, alle Bands zuvor hatten ihr Schlagzeug davor stehen und dementsprechend etwas weniger Platz. Ich habe die New Yorker jetzt auch schon einige Male gesehen und wurde nie enttäuscht, und so geht es wohl einigen hier, denn als die Band die Bühne betritt, schallt ein wahrer Jubelsturm durch das Publikum, was für eine Begrüßung! Und was soll ich sagen? Sound – perfekt transparent und druckvoll. Licht- die beste Lightshow des Abends. Publikumsreaktionen – die stärksten heute, alles gröhlt die Stücke mit, bangt, tobt, mosht, ein kollektives Durchdrehen hat zumindest den vorderen Teil erfasst. Stageacting – agiler und mitreißender geht es nicht, zumindest im Vergleich zu den vorherigen Bands. Musikalität – Spitzensongs absolut präzise und mit viel Leidenschaft gezockt. Ehrlich, besser geht es nicht, OVERKILL sind der Hammer! Von Anfang an wird die Band euphorisch gefeiert, und das ist auch kein Wunder , der stark durchtrainierte Bobby Blitz Ellsworth ist bei bester, unverwechselbarer Stimme und guter Laune, fegt wie ein Derwisch über die Bühne und reißt mit seiner leidenschaftlichen Art alle mit. Dem steht die restliche tight spielende und wild agierende Band in nichts nach. Immer wieder toll anzusehen sind die eingesprungenen Gesangseinlagen von Blitz, wenn er nach einem Instrumentalpart wie der sprichwörtliche Blitz von hinten quer über die Bühne rast und kurz vor deren Rand abrupt zum Stehen kommt, um seinen Einsatz am Mikrofon nicht zu verpassen, Entertainment pur! Auch in Sachen Songauswahl lassen OVERKILL nichts anbrennen und entfachen ein Thrash-Metal-Feuerwerk der allerersten Güte. Ich vermisse lediglich die Hymnen „In Union We Stand“ und „Deny The Cross“, aber wer schon so viele hochkarätige Alben zur Auswahl hat, muss eben hier und da auch mal einen Klassiker auslassen. Aber mit „Elimination“ und das plakative „Fuck You“ – mit sicher 2.000 erhobenen Mittelfingern lauthals mitgesungen, sind zwei unsterbliche Klassiker im Zugabenteil enthalten und beenden einen grandiosen 90minütigen Auftritt.
Im Ganzen gesehen ein wirklich toller Abend und ein Konzert, an welches ich mich wohl immer wieder gerne zurückerinnern werde. Highlights waren für mich ganz klar HEATHEN und OVERKILL, AFTER ALL waren eine schöne Überraschung und DESTRUCTION wie gewohnt. (Endres)
OVERKILL Setlist Stuttgart:
The Green And The Black
Rotten To The Core
Wrecking Crew
Infectious
Bring Me The Night
Bastard Nation
Hammerhead
Ironbound
Blood Money
Endless War
Hello From The Gutter
Give A Little
Necroshine
Old School
Elimination
Fuck You
Köln
Was schon bei HEATHEN und nun auch bei den folgenden DESTRUCTION auffällt, ist, dass beide Bands ebenso wie AFTER ALL auf einem zweiten Schlagzeug spielen müssen und die Bewegungsfreiheit dadurch ziemlich eingeschränkt ist. Das Set von OVERKILL steht auf einem Drumriser und die anderen müssen ihren kompletten Kram vor der Backline der New Yorker aufbauen. Aber wie die anderen beiden Bands, machen DESTRUCTION das Beste aus der Lage und geben gleich zu Beginn der Show mit den Klassikern “Curse The Gods” und “Mad Butcher” mächtig Gas und haben wenig Probleme das Publikum auf ihre Seite zu ziehen. Problematisch ist da eher der Sound, der beim Opener nicht wirklich optimal ist – mal ist Mikes Gitarre da, mal nicht. Ich habe DESTRUCTION ehrlich gesagt noch nie mit einem wirklich guten Sound live gesehen. Das gilt, auch wenn der Sound sich im Laufe des Gigs bessert, ebenfalls für Köln. Durch dieses Manko verlieren Nummern wie “Thrash Till Death” oder “Bestial Invasion” deutlich an Durchschlagskraft. Schade drum. Das Publikum ist aber trotzdem bereit mit der Band zu feiern und so können DESTRUCTION ihren Co-Headliner Status mit einer gelungenen Setlist – eine ausgewogene Mischung aus neueren Stücken, Klassikern und jeder Menge Thrash – ganz locker rechtfertigen. Schmier ist gut drauf und kommuniziert viel mit dem Publikum, Mike bearbeitet seine Klampfe in der für ihn typisch unnachahmlichen Weise und der nicht mehr ganz so neue Drummer Vaaver spielt die Nummern extrem präzise. Nach „Nailed To The Cross“ und „The Butcher Strikes Back“ ist dann aber Feierabend und DESTRUCTION haben ebenfalls einen guten Gig auf die Bretter gelegt, wobei mit HEATHEN noch einen Tick besser gefallen haben.
Wie auch immer. OVERKILL habe ich schon lange nicht mehr gesehen und hatte sie auch nicht in wirklich guter Erinnerung. Was Bobby und seine Jungs aber an diesem Abend für ein Feuerwerk zünden – und wir reden hier vom erst zweiten Gig der Tour – ist schon amtlich. Pünktlich und präzise wie ein Schweizer Uhrwerk legen die Amis mit „The Green And Black“, dem Opener ihres aktuellen Albums „Ironbound“ los und haben die Fans von der ersten Sekunde an im Griff. Kein Wunder, versprühen OVERKILL doch mit den ersten Takten eine Spielfreude, die sich sofort auf das Auditorium überträgt. Bei den folgenden „Rotten To The Core“ und „Wrecking Crew“ brechen dann alle Dämme und das Energielevel ist ähnlich hoch, wie man es sonst nur bei EXODUS-Gigs erlebt. OVERKILL machen wirklich alles richtig an diesem Abend.
Der Sound ist laut, aber klar. Die ständigen Positionswechsel auf der Bühne zeigen, wie agil die Herren noch immer sind. Das gilt vor allem für Fronter Blitz, der nicht nur ansagetechnisch in Geberlaune ist, sondern auch noch wie ein Zwanzigjähriger über die Bühne hechtet, dabei aber keinen Einsatz verpasst und die Töne immer total sicher trifft. Um einen gelungenen Abend abzurunden, kredenzen OVERKILL ihren Fans ähnlich wie DESTRUCTION eine gelungene Mischung aus Klassikern und aktuelleren Stücken. Dabei stehen Lieder wie „Bring Me The Night“ oder „Ironbound“ einheitlich neben Granaten wie dem famosen und Gänsehautatmosphäre erzeugenden „Bastard Nation“ oder einem brutal ins Volk gethrashte „Hello From The Gutter“. Die Stimmung ist perfekt, jeder Refrain wird lauthals mitgesungen und spornt die Band zu weiteren Höchstleistungen an. Nach dem Partysong „Old School“ ist der offizielle Teil des Abends im OVERKILL-Camp beendet. Allerdings lässt sich die Band nicht lange bitten und schickt mit „Deny the Cross“ und „Elimination“ – hier ist die Stimmung wirklich am Siedepunkt angekommen und man sieht nur zufriedene Gesichter – zwei weitere Klassiker in den Ring, die ihre Wirkung logischerweise nicht verfehlen und dem Publikum noch einmal alles abverlangen, bevor mit dem obligatorischen „Fuck You!“ der letzte Song des Abends intoniert wird.
Das „Killfest 2011“ war eine runde Sache, die abgesehen von dem Ärgernis mit der Anfangszeit für AFTER ALL, von den Bands als voller Erfolg verbucht werden kann. OVERKILL sind nach wie vor eine Bank und ein würdiger Headliner. DESTRUCTION haben ebenfalls gezeigt, dass sie noch nicht zum alten Eisen gehören und HEATHEN waren die Überraschung des Abends. Das nächste Mal dürfen Lee Altus und seine Meute aber gerne an einer Tour als Co-Headliner teilnehmen, damit man auch die Klassiker mal wieder live hören kann. (Colin)
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