Dersertfest 2022
Der große Festivalbericht
Konzertbericht
29.05.2022
SÂVER mit einem wilden Mix aus Sludge, Doom, Hardcore und Post Metal
Der letzte Tag des Desertfest 2022 zeigt sich wettertechnisch von seiner schattigen Seite und das Publikum ist bereits ausgedünnt. Den Anfang machen nicht so einfach zu verdauende Töne der norwegischen Band SÂVER. Einen wilden Mix aus Sludge, Doom, Hardcore und Post Metal hauen die Herren der dünn besetzten Halle um die Ohren. Seit 2018 ist die Band aktiv und hat mit „They Came With Sunlight“ bisher einen Longplayer veröffentlicht. Die Truppe dürfte vom Härtegrad sehr weit vorne liegen auf dem Desertfest 2022, für Freudensprünge bei Menschen auf dem Festival sorgen die Herren nicht.
SLOMOSA rocken auf der Main
Der nächste Act aus Norwegen lässt nicht lange auf sich warten. Die Stadt Bergen ist eher für schwarzmetallische Töne bekannt. SLOMOSA dagegen liefern staubtrockenen Stoner Rock. Das selbstbetitelte Debütalbum kam im August 2020 auf den Markt. Bei bisher einem Release und 40 Minuten Spielzeit erklärt sich das Set von selbst. Das Trio rockt sich ordentlich durch ihren Auftritt und ist ein Tipp für die Anhängerschaft des Genres. Auf bandcamp lässt sich das Studiowerk antesten.
KALEIDOBOLT sind zu spät geboren
Auf den letzten Drücker rutschten KALEIDOBOLT aus Finnland ins Billing des Desertfest 2022. Ähnlich wie ihre Landleute von POLYMOON, welche am Donnerstag auf der gleichen Bühne zu sehen waren, agieren KALEIDOBOLT in psychedelischen Gefilden mit Krautrock-Einschlag. „This One Simple Trick“ ist das aktuelle Werk der Truppe, welches frisch Anfang Mai auf den Markt gebracht wurde. Ansonsten gilt für die Herren der Satz, welcher bereits für diverse andere Bands auf dem Festival Anwendung gefunden hat: einfach zu spät geboren.
Brant Björk mit neuem Projekt STÖNER auf KYUSS-Pfaden
KYUSS und Brant Björk gelten als Mitbegründer des Genres Stoner Rock. In gerade einmal sieben Jahren Schaffenszeit wurden Alben wie „Blues For The Red Sun“ oder „Welcome To Sky Valley“ kreiert. Brant Björk an den Drums und Nick Oliveri an der Gitarre waren ein Teil dieser Band. Oliveri war später unter anderem bei QUEENS OF THE STONE AGE aktiv. Brant Björk konzentrierte sich primär auf seine Solo-Projekte. Die beiden Herren haben mit der Band STÖNER ein neues Projekt zu Leben erweckt. Ryan Güt komplettiert STÖNER an den Drums. „Stoners Rule“ war 2021 der erste Output. Im Mai 2022 folgt mit „Totally…“ bereits Nachschub.
Das STÖNER für Aufsehen und für eine gewisse Erwartungshaltung beim Publikum sorgen, dürfte bei der Historie klar sein. Der Auftritt dagegen ist eher uninspiriert und wenig mitreißend. „Rad Stays Rad“, „The Older Kids“ oder “Evel Never Dies” kommen solide rüber, sorgen aber kaum für große Momente. Vom brandneuen Output finden „A Million Beers“, “Strawberry Creek (Dirty Feet)” und “Party March” Aufnahme ins 50minütige Set. Wirklich für Begeisterung sorgen nur die KYUSS-Cover „Green Machine“ und „Gardenia“. STÖNER können die hohen Erwartungen mit ihrem Auftritt nicht erfüllen.
Sieben mal Schwein gehabt?
Siebenmal Schwein gehabt? Der Bandname PIGS PIGS PIGS PIGS PIGS PIGS PIGS dürfte mehr als nur Seltenheitswert im Musikgeschäft haben. Hinter den sieben Pigs verbirgt sich eine Band aus dem englischen Newcastle, welche sich zwischen Heavy Metal, Doom und Stoner Rock einsortieren lässt. Bisher gab es drei LPs vor der Band. Das aktuelle Werk nennt sich „Viscerals“ und ist seit 2020 in den Plattenläden zu finden. Das Publikum hat sich mittlerweile weiter ausgedünnt und der Auftritt des Quintetts auf der Second geht fast unter. Musikalisch solide unterhalten die Herren die Halle, können aber keinen nachhaltigen Eindruck hinterlassen.
UFOMAMMUT und das Sounddesaster
Aus Italien kommen die Doomer UFOMAMMUT. Das Trio lärmt sich bereits seit mehr als 20 Jahren über die Bühnen dieser Welt mit einem Mix aus Doom, Stoner und Noise. „Fenice“ heißt der neuste Streich des Trios und ist seit Anfang Mai verfügbar. Das es mit dem Sound auf der Main klemmt ist nicht neu. Bei UFOMAMMUT trifft der Ausdruck Desaster eher den Kern. Die Abstimmung der Band ist alles andere als gut und Gesang und Bass sind kaum zu vernehmen. Der Mensch an den Reglern justiert im Laufe des Gigs etwas nach, wirklich retten kann er den Auftritt aber nicht.
Das Trio performt im 60minütigen Set die komplette neue Scheibe. Aufgrund der mangelhaften Akustik dünnt sich das Publikum minütlich vor der Main weiter aus. Menschen mit Interesse an UFOMAMMUT sollten einen der Slots in einem Club mitnehmen. Das Trio ist aktuell auf Tour.
ROTOR beenden das Programm des Desertfest 2022 auf der Second
Instrumental endet das Desertfest 2022 auf der Second. ROTOR aus Berlin treten zum Heimspiel an und schaffen es, die Industriehalle vernünftig zu beschallen. Seit mehr als 20 Jahren ist die Truppe aktiv und spielen einen instrumentalen, progressiven Stoner Rock. 2018 wurde mit dem Werk „Sechs“ das sechste Studioalbum der Band veröffentlicht. Der Vorgänger nennt sich „Fünf“. Wie die weiteren Werke der Truppe benannt sind, dürfte sich von selbst verstehen.
Die Tracks haben deutsche Bezeichnung wie „Druckverband“, „Abfahrt“ oder „Allmacht“. Der Auftritt des Quartetts kann nach dem UFOMAMMUT-Desaster überzeugen und sorgt für ein versöhnliches Ende auf der Second.
Das Desertfest 2022 biegt mit ELDER auf die Zielgerade
Zwei Acts stehen noch aus. Keine zehn Minuten Pause und ELDER stehen auf der Main. Ein Zitat eines Musikers einer befreundeten Band zu den Klängen in der Halle:
„Ich habe die Band gar nicht erkannt“.
Viel ist dem nicht hinzuzufügen, jedoch sind ELDER besser zu vernehmen als UFOMAMMUT davor. Seit 2006 existieren ELDER und Sänger Nick DiSalvo sowie Gitarrist Mike Risberg haben ein Heimspiel. Seit ein paar Jahren leben die beiden Herren in Berlin. Weiterhin ist der Drummer Georg Edert in Deutschland beheimatet. Lediglich Bassist Jack Donovan lebt in den USA. So erklärt sich auch das Projekt ELDOVAR. Hier haben sich KADAVAR und ELDER für „A Story Of Darkness & Light“ zu einem Projekt vereint. ELDER mischen zum Stoner Rock eine Prise progressive Gitarren, Doom sowie psychedelische Einflüsse. „Omens“ aus dem Jahr 2020 ist das aktuelle Werk, welches ELDER ohne KADAVAR veröffentlicht haben.
Das Set des Quartetts besteht vor allem aus überlangen Nummern. Gerade einmal fünf Tracks schaffen die Herren in 60 Minuten. „Halycon“ und „In Procession“ sind von der Scheibe „Omen“ dabei, sowie Songs von „Reflections Of A Floating World“ und „Lore“. Die dauerhaften Soundproblem sorgen dafür, dass die Halle maximal noch halb gefüllt ist. Weiterhin ist es Sonntagabend und der ein oder andere Mensch auf dem Festival muss Montagfrüh wieder an seinem Arbeitsplatz antanzen.
Galerie mit 24 Bildern: Elder - Desertfest Berlin 2022
Baroness setzten den Schlusspunkt
Der Headliner spielt Sonntagabend von 23 Uhr bis 0.30 Uhr. Es gibt Festivals, die setzen den Headliner nicht ohne Grund auf den Samstag oder verzichten komplett auf den Sonntag als Festivaltag. Die Reihen vor der Main sind dünn besetzt als um 23 Uhr mit BARONESS der Headliner auf der Bühne steht. „Ogeechee Hymnal“ vom 2009er Werk “Blue Record” eröffnet das Set gefolgt von „Take My Bones Away“ („Yellow & Green“, 2012). Zur allgemeinen Überraschung ist der Sound gar nicht schlecht und Sänger John Baizley wendet sich mehrfach an das Publikum und bedankt sich für das Ausharren auf dem Festival.
Zuletzt sorgte die Veröffentlichung von „Gold & Grey“ für wenig positive Resonanz, sodass das aktuelle Werk mit zwei Tracks die geringste Berücksichtigung beim 90minütigen Auftritt erhält. Das Quartett mit der Gitarristin Gina Gleason ist von den Headlinern die Band, welche am kompatibelsten in Richtung Mainstream ist und 2019 mit VOLBEAT auf Tour war. Die älteren Tracks wie „Isak“ oder dem zum aktuellen Geschehen passenden „War, Wisdom And Rhyme“ wissen aber nach wie vor zu gefallen. Die Truppe aus Savannah in Georgia nutzen im Gegensatz zu anderen Headlinern ihre Spielzeit bis zur letzten Sekunde und verabschieden sich entsprechend vor dem letzten Song. Gegen 0.30 Uhr am frühen Montagmorgen endet der musikalische Part des Desertfest 2022.
Galerie mit 30 Bildern: Baroness - Desertfest Berlin 2022
Was bleibt vom Desertfest 2022?
Nach zwei Jahren Pandemie-Pause läuft auf dem Desertfest 2022 noch nicht alles so rund, wie es eventuell laufen könnte. Das mehrfach angesprochene Sounddilemma ist auch in dem Fakt begründet, dass viele etablierte Fachkräfte dem Konzertzirkus den Rücken gekehrt haben. Einige Dinge müssen sich in den nächsten Monaten neu einschleifen. Optimierungspotential besteht im Ablauf oder alternativ in der Halle. Bands, welche mehr als zehn Minuten für Soundcheck erhielten, waren in der Regel besser zu vernehmen. Eventuell wäre eine frühere Anfangszeit mit längeren Pausen für Soundcheck oder eine komplette räumliche Trennung der beiden Bühnen eine Variante.
Positiv ist das entspannte Verhalten des Publikums zu erwähnen. Schnapsleichen wie auf anderen Festivals waren nicht zu finden. Einzig die Menschen, welche keine Stunde in der Halle ohne Genuss von Zigaretten auskommen, nerven. Dazu ein exzellentes Billing mit etablierten Bands und Newcomern, wo jeder Besucher:in seinen Favoriten findet. 2023 geht das Festival zum dreitägigen Format zurück. Weitere Informationen sind noch nicht bekannt, außer der Termin vom 19.05. bis zum 21.05.2023.
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