Dersertfest 2022
Der große Festivalbericht
Konzertbericht
28.05.2022
ENIGMA EXPERIENCE eröffnen den dritten Tag im Nachthemd
Der dritte Festivaltag startet um 15 Uhr und als erster Act auf der Second stehen ENIGMA EXPERIENCE aus Schweden auf dem Programm. Hinter dem Quartett verbirgt sich TRUCKFIGHTERS-Gitarrist Niklas „Dango“ Källgren. Dazu gesellen sich unter anderem der ehemalige WITCHCRAFT-Drummer Oskar „Pezo“ Johansson sowie Sänger Maurice Adams.
Es ist noch früh am Nachmittag, als das Quartett die Bühne betritt. Anscheinend zu früh für die Herren, welche allesamt noch die Nachthemden anhaben. Gitarrist Källgren hat immerhin noch seine Schuhe gefunden. Bei Sänger Adams hat es selbst dafür nicht gereicht, sodass er Barfuß auf der Bühne steht.
Wenn der Gitarrist von den TRUCKFIGHTERS der Bandkopf ist, dann ist es klar das es um Stoner Rock geht. Jedoch sind auch weitere Einflüsse in Richtung Hardrock, Grunge und Alternative zu hören. Das 2020 veröffentlichte Werk heißt einfach „?“ und bildet die Grundlage für den knapp 40minütigen Auftritt des Quartetts.
BLACK RAINBOWS vermischen 70er Heavy Rock mit Stoner
Mit den Italienern BLACK RAINBOWS geht es auf der Main weiter. Seit 2005 existiert das Trio und hat bisher sieben Longplayer veröffentlicht. Das aktuelle Werk nennt sich „Cosmic Ritual Supertrip“ und ist zwei Jahr alt. Das Trio selbst nennt vor allem die 70er mit Bands wie BLACK SABBATH, LED ZEPPELIN oder MC5 als einflussreich, genauso wie Stoner-Größen FU MANCHU oder NEBULA. So klingt der Mix des Trios entsprecht zwischen 70er Heavy Rock und Stoner. Auf der großen Bühne versinkt das Trio etwas und bezüglich Beschallung der Halle gibt es auch bei BLACK RAINBOWS und dem dritten Tag des Desertfest 2022 keine neuen Erkenntnisse.
VELVET TWO STRIPES sind der Farbtupfer
Der Part des Farbtupfers obliegt heute die Damen von VELVET TWO STRIPES. Das Damentrio kommt aus der Schweiz und bewegt sich zwischen Blues-, Stoner- und Garage Rock mit einer guten Prise Riot Punk. „Sugar Honey Iced Tea“ nennt sich das 2021 veröffentlichte Werk. Ähnlich wie 24/7 DIVA HEAVEN ist das Trio musikalisch kompatibler als viele der auftretenden Bands. Die Truppe liefert circa 40 Minuten ein unterhaltsames, aber nicht unbedingt hochklassiges, Set auf der Second Stage ab.
LOWRIDER setzen Duftmarke
Auf der Main steht der Gig der schwedischen Band LOWRIDER auf dem Programm. Die Truppe aus Karlstad hatte die ersten Gehversuche bereits in den 90ern, wo es unter anderem zu einem Splitrelease mit NEBULA kam. Allerdings stellte sich der gewünschte Erfolg nicht ein und das Projekt wurde 2003 beerdigt. Seit 2017 ist die Band wieder aktiv und mit „Refractions“ wurde 2019 ein neuer Longplayer auf den Markt geworfen. Musikalisch sind die Herren irgendwo zwischen Hardrock der 90er und Stoner Rock zu verorten.
Die Instrumente kommen beim heutigen Auftritt rüber, lediglich beim Gesang von Peder Bergstrand sind Abstriche zu machen. Ein gewisser Nuscheln-Effekt von Bergstrand ist auch auf den Studioproduktionen zu vernehmen, jedoch kommt er in Teilen als ein Soundbrei mit den Gitarren aus den Boxen.
Vom Set rockt sich die Band mit Songs wie „Red River“, „Ode To Ganymede“, „Ol‘ Mule Pepe“ oder „Pipe Rider“ durch das 2019er Release. Aber auch „Dust Settlin’“ oder „Lameneshma“ aus der Frühphase von LOWRIDER finden Berücksichtigung. Insgesamt ein starker Auftritt über circa 50 Minuten, welcher klangtechnisch Luft nach oben hat.
THE WELL und wechselnde Frisuren
THE WELL sind aktuell mit 1000MODS auf Tour und machen daher auch auf dem Desetfest 2022 Station. Eine Besonderheit der Band aus Texas liegt in der Person Lisa Alley. Die Erwartung, dass eine dunkelhaarige Bassistin und Sängerin auf der Bühne steht weiß Alley zu kontern. Wechselnde Haarfarben und Frisuren sind ein Markenzeichen.
Musikalisch bewegt sich das Trio zwischen Stoner Rock und Doom mit einem psychedelischen Einschlag. „Death And Consolation“ nennt sich das aktuelle Release und bildet den Kern des Sets. Aber auch ROXY MUSIC finden mit der eigenwilligen Coverversion “In Every Dream Home A Heartache” Berücksichtigung. Die 40minütige Darbietung des Trios ist kurzweilig und findet durchaus Anklang im Publikum.
1000MODS aus der Wüste Griechenlands?
Dass es in Griechenland trockene Landstriche gibt ist bekannt. 1000Mods kommen von den Peloponnes aus der Gegend um Korinth und existieren seit 2006. Die staubtrockene Region scheint die Inspiration für den Stoner der Band zu sein. Die Truppe legt einen gelungenen 60minütigen Auftritt auf der Main hin, welcher zwischen den typischen Stoner-Riffs, psychedelischen Klängen und Heavy Rock anzusiedeln ist und Bewegung in das Publikum bringt.
„Youth Of Dissent“ nennt sich der aktuelle Longplayer aus dem Jahr 2020, welcher den Löwenanteil für das heutige Set beisteuert. Die Truppe wäre auf einer kleineren Bühne eventuell noch spannender als auf der großen Main. Auf jeden Fall ist die Band ein Name, welcher zukünftig noch Staub im Stoner-Geschehen aufwirbeln wird.
STEAK sind für Veganer und Vegetarier geeignet
STEAK ist auch für Veganer und Vegetarier geeignet. Ein Spruch, welchen die Band bezüglich ihres Namens nicht nur einmal gehört haben wird. Die Band aus London existiert bereits seit den 2000er Jahren. Das Debüt „Slab City“ wurde beim Major Label Napalm Records veröffentlicht. Die Zeiten sind vorbei und die Truppe hat 2022 mit „Acute Mania“ ihr drittes Studioalbum auf den Markt gebracht.
Stoner Rock, Desert Rock oder Hard Rock mit einer ordentlichen Rock ’n’ Roll Attitüde ist die Heimat der Herren. Die Truppe spielt sich zügig in die Beine und Hände des Publikums und sind einer der Bands, welche auf der Second die Tücken mit Sound und Halle zu meistern wissen. Das neu veröffentlichte Album wird ausführlich performt und kann durchaus überzeugen. Ein starker Auftritt der Herren aus London.
Monotonie bei den TRUCKFIGHTERS
Heute Nachmittag hatte Niklas „Dango“ Källgren bei ENIGMA EXPERIENCE noch ein Nachthemd an. Bei seinem zweiten Auftritt des Tages mit den TRUCKFIGHTERS ist nur noch eine Sporthose geblieben. Das Trio aus Schweden hat zuletzt „V“, also das fünfte Studiowerk“, 2016 auf den Markt gebracht. Källgren und Sänger und Bassist Oskar Cedermalm sind die Konstanten bei den Schweden. Die Drums wechselten nicht nur einmal in der circa 20jährigen Bandgeschichte.
Das Set des Trios bewegt sich über die bisherige Diskografie, auch „Gravity X“ aus dem Jahre 2005 findet Berücksichtigung. Die Show sorgt für wenig Begeisterung. Während Cedermalm stoisch ruhig seinen Bass bearbeitet und den Gesang beisteuert, dreht Källgren ständig Kreisel und Pirouetten auf der Bühne. Sind die ersten Drehungen unterhaltsam wird es beim zehnten Herumgespringe schlicht und ergreifend langweilig. So ähnlich ist das Set, dem es einfach an mitreisenden Momenten fehlt. Die TRUCKFIGHTERS verharren circa einer Stunde in einer gewissen Monotonie.
Galerie mit 30 Bildern: Truckfighters - Desertfest Berlin 2022
ORANGE GOBLIN erinnern an Lemmy
Den Schlusspunkt unter dem dritten Festivaltag setzen ORANGE GOBLIN aus London. Die Truppe um Sänger Ben Ward ist bereits seit Mitte der 90er Jahre aktiv. Insgesamt ist das Quartett relativ konstant in der Besetzung. Seit 2021 ist jedoch ein neues Gesicht mit Harry Armstrong am Bass aktiv. Weniger aktiv waren die Herren im Studio. 2018 erschien „The Wolf Bites Back“. In insgesamt mehr als 25 Jahren Bandgeschichte haben die Herren es gerade einmal auf neun Studiowerke gebracht.
Zu den Klängen des Klassikers „It’s A Long Way To The Top“ von AC/DC entern die Protagonisten die Bühne. „Scorponica“ vom 2000er Release „The Big Black“ eröffnet die Show. Ward zeigt sich gut bei Stimme und in einer Skala zwischen Brant Björk und Lemmy schlägt das ORANGE-GOBLIN-Pendel in Richtung Lemmy. „Sons Of Salem“, „Saruman´s Wish“, „Made Of Rats“ und “The Filthy & The Few” sind die nachfolgenden Tracks und Ward reist mit dem Publikum durch die Diskografie der Band. Passend zur Musik widmet Ward „Renegade“ Lemmy.
Der Sound ist nicht optimal, aber besser als bei den vielen anderen Acts auf der Main. Das Werk „A Eulogy For The Damned“ liefert mit vier von gerade einmal 16 Tracks den Hauptanteil des Sets. Hier liegt auch der Kritikpunkt an dem Auftritt von Ward & Co. Gerade einmal 75 Minuten spielt der Headliner und verabschiedet sich uninspiriert vom Publikum. Der dritte Festivaltag endet folglich bereits um kurz nach Mitternacht.
Galerie mit 34 Bildern: Orange Goblin - Desertfest Berlin 2022
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