Demonical
"Darkness Unbound Tour" 2013 live in Berlin
Konzertbericht
Halloween rückt näher, es regnet, aber die Temperaturen liegen überraschend weit oben. Es ist Sonntag. Alles in allem also die perfekte Zeit für Live-Metal – ähnlich wie an den übrigen 364 Tagen im Jahr. Eine feste Club-Größe in Berlin ist das K17, und da werden HAILSTONE, SPASMODIC, OCTOBER TIDE und DEMONICAL ihre „Darkness Unbound Tour„ beenden. Eines vorweg: Die Headliner aus Schweden sind an diesem Abend nicht die Gewinner auf der Bühne.
Das Wegbier ist vernichtet, also nichts wie rein ins Getümmel. Getümmel? Das fällt zu Beginn noch mehr als übersichtlich aus, und so richtig voll wird der Club auch bis zum Ende nicht mehr. Vielleicht liegt’s ja doch am Sonntag. Merkt auch Daniel, Fronter der ersten Support-Band HAILSTONE, und bedankt sich mehrmals fürs Wochenend-Abschluss-Erscheinen der wenigen, die da sind. Seine Ansagen schwanken fröhlich zwischen sympathisch und holprig. Die Münchner sind insgesamt aber zu jeder Sekunde enthusiastisch und hochengagiert und knallen ein brutales Death-Metal-Set mit Songs ihres Erstlings „The Greater Counterfeit“ in die lichten Reihen. „Adrift“ ist hervorzuheben, weil die Schwedentod-Schlagseite optimal auf das Kommende einstimmt. Die Haare kreisen, der Schweiß tropft – zumindest auf der Bühne. Schade, dass das nur wenige sehen, denn HAILSTONE sind heute Abend die beste Band im K17. Und das nicht nur auf der Bühne: Nach dem Gig sieht man die Jungs hier und da ihr Bierchen trinken, und vor allem der bereits erwähnte Daniel lässt es sich nicht nehmen, dem Konzert auch als waschechter Fan beizuwohnen. Sehr sympathisch!
Danach kommen SPASMODIC auf die Bühne, deren Fronter irgendwie kauzig daherkommt. Macht nichts, die Growls sind nämlich genial und gehen für kurze Momente sogar in den Pig-Squeals-Bereich. Scheinbar vergessen haben die Skandinavier ihren Drummer – eine Schnellrecherche ergibt sogar, dass da momentan offiziell gar keiner auf dem Schemel hockt. Sessionmusiker? Egal, kommt das Geballer eben aus dem Computer, ärgerlich, aber kein Grund, traurig ins leere Bierglas zu gucken. Stattdessen lieber ein neues Kühles holen und dem Death Metal von SPASMODIC lauschen, der sich gar nicht so krampfhaft anhört. Die Musiker tragen allesamt Schlingen, als wären sie frisch gehängt worden und frisch wiedergekehrt. Sieht zwar komisch aus, wenn das Seil beim Headbangen wie ein lustiges Pendel hin- und herwippt, aber zur Musik passt es allemal. Der Auftritt ist insgesamt ordentlich und es gibt fast ausschließlich amtlich auf die Zwölf, aber die Gitarren spielen leider zu sehr im Hintergrund und klingen zu breiig.
OCTOBER TIDE, Specialguest in Berlin, passen namentlich zur Jahreszeit. Aber nicht ins Billing. Auch hier steht der nach wie vor leicht kauzige Alexander Högbom (wie schon bei SPASMODIC) am Mikro und brüllt in der gleichen Stimmlage. Musikalisch geht man jedoch völlig andere Wege: Die Schweden klingen nach mildem, ja beinahe depressivem Death Metal, der hin und wieder doomig wird – vor allem im letzten Song. OCTOBER TIDE fallen aus dem Rahmen, deshalb aber nicht besonders positiv auf. Das Set-Highlight: „Floating“.
Klar, DEMONICAL sind mächtig, aber heute sind sie keine Macht. Da ruf ich mir den Auftritt auf dem vergangenen Party.San in Erinnerung, und es wird noch deutlicher: Man merkt den Schweden an, dass sie eine Tour in den Knochen haben. Ich möchte nicht so weit gehen und von Lustlosigkeit sprechen, aber der Gig erscheint insgesamt recht kurz und eine Zugabe wird auch nicht gespielt. Sicher machen die Hochkaräter wie „Death Metal Darkness“ Spaß und der sagenhafte Groove im Todesblei lässt auch heute wieder Haare fliegen – das alles zündet nur nicht so raketenhaft wie auf dem erwähnten Festival im August. Letztlich schließt sich der heutige Kreis, als der HAILSTONE-Sänger wieder in den Fokus rückt. Sverker Widgren, Front-Berserker von DEMONICAL, bittet den sichtlich überraschten und nicht minder berührten Daniel auf die Bühne, um beim Song „March For Victory“ mitzugrowlen. Bei solchen Szenen ist man dann wieder dankbar, dass die Tour in der eigenen Stadt beschlossen wird.
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